Wildbienen und ihre Pflanzen III: Pflanzt die Saat-Esparsette!

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Eine Wildblume für viele Wildbienen

2022 stieß ich auf die Saat-Esparsette Onobrychis viciifolia. Die Wohnungsgenossenschaft hatte auf dem Nachbargrundstück eine Wildblumenwiese auf einem runden, mit Steinen eingefaßten Pflanzbeet angelegt. Auf Wunsch vieler Mieter, hieß es damals. Da freut man sich gleich zweimal: man denkt, es geht voran, wenn die Genossenschaft das auf dem Zettel hat und dann freut man sich, daß es so bunt blüht und so schön summt.

Tja, im zweiten Jahr sah das Ganze ziemlich unordentlich aus, weil man Wildblumen ja nicht so „pflegen“ kann, wie ein Beet mit 0815-Blumen, also weg damit. Ein neuer Baum kam ins Beet (der alte war vertrocknet), Pflanzen einer einzigen Sorte drunter (ich weiß immer noch nicht, was das ist. Immerhin sah ich letztes Jahr Hummeln dran!). Schade.

Das Gute an der Geschichte: ich lernte die Saat-Esparsette kennen. Ich liebe pink/rosafarbene Blüten und so sprach mich diese hübsche Blume gleich an. Sie wurde eifrig von Steinhummeln Bombus lapidarius besucht, also alles super ;-)

Ist sie nicht eine Schönheit?!!!

Im gleichen Jahr habe ich mir Saat bestellt. Es war zwar einiges aufgelaufen, aber nur 2 Pflanzen haben überlebt. Die Saat-Esparsette ist zweijährig, also müßte es dieses Jahr mit dem Blühen klappen. Da ich aber mehr davon haben möchte, habe ich noch zwei Pflanzen dazu bestellt, die hoffentlich bald hier eintrudeln werden :-)

Man beachte das dicke Pollenpaket, welches die Steinhummel mit sich herumträgt!

Als ich zu der Pflanze mehr herausfinden will, lande ich einmal bei Naturadb.de. Hier kann man nach heimischen Wildpflanzen suchen, sich den Nektar- und Pollenwert ansehen, die Verbreitungsgebiete und den ökologischen Wert der Pflanze. Ich staune nicht schlecht, als ich bei der Esparsette lese: 69 Wildbienenarten, 21 davon auf die Esparsette spezialisiert (entweder auf den Nektar oder den Pollen). Gibt’s das?!!!

Und wenn das so ist, warum wächst sie dann noch nicht überall bzw. nicht mehr, denn sie war als Futterpflanze mit hohem Nährwert jahrhundertelang großflächig angebaut worden. Gleichzeitig diente sie als pflanzliches Entwurmungsmittel bei Pferden.

Im 16. Jahrhundert kam die Pflanze aus dem Mittelmeerraum nach Europa und wurde seitdem hier angebaut. Als die Landwirtschaft intensiviert wurde, konnte diese schöne Pflanze nicht mehr mithalten. Heute hat sie Seltenheitswert, kommt nur noch in wenigen kleinen Habitaten vor und wird auf der aktuellen Roten Liste als gefährdet geführt. Allerdings finde ich im Netz viele widersprüchliche Aussagen zur Gefährdung. Es scheint da lokal gute Vorkommen zu geben. In manchen Bundesländern gilt sie als stark bedroht, andernorts als stabil.

Man muß kein Mathegenie sein um zu verstehen: wenn diese Pflanze auf der Roten Liste steht, dürfte ein großer Teil ihrer Nutznießer ganz schön alt aussehen und oder bedroht sein. Die 21 spezialisierten Arten auf jeden Fall! Auch viele Schmetterlinge nutzen die Esparsette. Insbesondere der Kleine Esparsetten-Bläuling Polyommatus thersites, der ebenfalls als gefährdet gilt.

Leider ist der Text bei Naturadb gerade etwas verwirrend. Ich glaube, die Seite wird überarbeitet. Seit heute ist der Text ergänzt und es stehen ein paar widersprüchliche Aussagen weiter unten. Plötzlich sind es 25 spezialisierte Wildbienenarten und 23 Schmetterlingsarten, wo bisher nur 6 genannt wurden. 69 Arten fände ich ja sehr beeindruckend. Schade ist nur, daß ich hier nicht lesen kann, welche es sind. Ich hoffe, daß ich das noch mal in Erfahrung bringen kann! So verlasse ich mich erst mal auf diese Aussage.

Auf einer anderen Seite konnte ich noch folgende Arten ausfindig machen. Ganz schön viel!

Wen es interessiert: Die Wildbienen, die ich finden konnte, die auf die Saat-Esparsette (Achtung, es gibt noch weitere Esparsettenarten!) fliegen sind u.a. 2-3 Schmalbienenarten Halictus und Lasioglossum, die Esparsetten-Sägehornbiene Melitta dimidiata (extrem selten, vom Aussterben bedroht), 3 Sandbienenarten Andrena, 11 Mauerbienenarten Osmia (wenn ich mich nicht verzählt habe), 2 Wollbienenarten Anthidium, eine Schwebebienenart Melitturga clavicornis, 4 Blattschneiderbienenarten Megachile, 1 Pelzbienenart Anthophora. Wow!!!

4 sieser 25 Arten sind häufig, einige mäßig häufig, aber der größte Teil dieser Gruppe ist selten bis sehr selten. Also kann die Pflanze doch nicht sooo verbreitet sein, wie mancherorts geschrieben wird.

Natürlich kommen nicht alle diese Wildbienen, wenn man sie pflanzt, aber vielleicht doch ein paar und Hummeln mit Sicherheit und die sind hier gar nicht aufgeführt.

Und Abflug. Erst mal genug geerntet :-)

Noch kurz zur Pflanze: Die Esparsette gehört zur Familie der Hülsenfrüchtler Fabaceae (Unterfamilie Schmetterlingsblütler), auch Leguminosen genannt. Ähnlich wie der Klee kann die Pflanze mittels Wurzelknollen und Bakterien Stickstoff aus der Luft binden und dem Boden und somit anderen Pflanzen zur Verfügung stellen.

Die Pfahlwurzel kann bis zu 4 m tief wurzeln und ist somit bei Trockenheit lange Zeit in der Lage, aus tieferen Schichten Wasser zu holen. Nektar- und Pollenwert der Pflanze liegen bei 4 = sehr hoch (es gibt eine Skala von 0 bis 4). Sie ist konkurrenzschwach, d.h. man sollte drauf achten, daß andere starkwüchsige Pflanzen oder Gräser sie nicht mit der Zeit platt machen.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Esparsette auf einer Blühwiese in der Stadt gesehen habe. Wenn nicht, hoffe ich, daß sie bald auf einer der vielen Blühflächen Einzug hält. Bis dahin schlage ich vor: wenn ihr einen Garten habt, einen Balkon oder eine Terrasse, pflanzt die schöne Esparsette! Die Steinhummeln danken es euch garantiert und hoffentlich auch die eine oder andere Wildbiene!

27 Kommentare Gib deinen ab

  1. Ingwer sagt:

    Ich kenne die Blume noch von den wilden Wiesen… schön, wenn man sie auch im Garten säen kann.

    Danke für den Hinweis.

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    1. pflanzwas sagt:

      Das muß schön ausgesehen haben. Hier kannte ich sie noch gar nicht. Ich hoffe, daß es sie in Zukunft wieder mehr gibt.

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  2. gkazakou sagt:

    Ich habe den Eindruck, hier gibt es eine weißliche Form. Die rosa kenne ich nicht.

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    1. pflanzwas sagt:

      Es gibt wohl mehrere Esparsetten, auch eine Berg-Esparsette, glaube ich. Die habe ich aber nicht mehr recherchiert (war so schon genug ;-)
      Ist Onobrychis nicht sogar Griechisch?

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      1. gkazakou sagt:

        Ja, aus dem Altgriechischen abgeleitet, aus onos (Esel) und bryko (zerbeißen), etwa „was der Esel zerbeißt“

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        1. pflanzwas sagt:

          Das paßt ja. Pferde und Rinder und auch andere Tiere sollen die Pflanze gerne fressen.

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  3. puzzleblume sagt:

    Kalkhaltiger Boden, Lehm oder Löss möchte sein? – kann ich leider nicht bieten.

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    1. pflanzwas sagt:

      Einfach ausprobieren. Beim Aussäen habe ich damals auch nicht dran gedacht, aber wachsen tun sie trotzdem. Gerade für die trockenen Bereiche klingt das doch gut. Wir haben allerdings auch sehr kalkhaltiges Wasser.

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  4. Nati sagt:

    Die Esparsette habe ich bestimmt schon einmal im Harz gesehen. Dort wachsen am Straßenrand unzählige Wildblumen die man hier kaum zu Gesicht bekommt. Ich halte mal Ausschau nach Samentütchen.

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    1. pflanzwas sagt:

      Das klingt schön! Saat kann man bei verschiedenen Händlern kaufen.

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      1. Nati sagt:

        Ich schaue mal bei meiner bevorzugten Gärtnerei. Sie haben eine große Auswahl.

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        1. pflanzwas sagt:

          Da hatte ich jetzt kein Glück, aber man weiß ja nie. Manchmal hat man Spezialisten, wo man sie nicht erwartet.

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          1. Nati sagt:

            Ich werde berichten.😊

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            1. pflanzwas sagt:

              Ja, mach mal!

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            2. Nati sagt:

              Hallo Almuth
              Bei meiner bevorzugten Gärtnerei war ich leider nicht erfolgreich.
              Womöglich muss man sie im Internet bestellen.
              Liebe Abendgrüße zu dir.

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            3. pflanzwas sagt:

              Danke Nati. Ja, ich habe sie im Internet gefunden. Manchmal hat man ja Glück, aber manches sind wohl wirklich Nischenprodukte… Liebe Abendgrüße zurück!

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  5. Das würde ich ja gern bei mir zeigen.

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  6. Ich habe die Pflanze schon mal gesehen. Aber da der Boden eher kalkhaltig sein muss, … die Wiesen der Kindheit haben eher sauren Boden und hier ist es etwas unterschiedlich. Vielleicht gab es auch hier in den Aussaaten auf den Stilllegungsflächen welche. Ich werde darauf achten. Der eigene Garten hat sauren Boden, da wird es schwieriger.
    Liebe Grüße
    Nina

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    1. pflanzwas sagt:

      Das ist ja schön, daß die Pflanze doch nicht ganz so unbekannt ist, wie ich dachte :-) Puzzle merkte auch schon an, daß sie keinen entsprechenden Boden im Garten hat, wobei ich immer auf’s Ausprobieren setze. Manches macht natürlich gar keinen Sinn, aber bei mir kommt alles in torffreie Erde und wächst eigentlich auch. Allerdings habe ich mir vorgenommen, mir mal ein bißchen kalkhaltige Erde zu besorgen. Vielleicht wächst es dann doch noch besser. Und unser Wasser ist sehr kalkhaltig, was die Pflanzen vielleicht auch freut. Du kannst ja mal eine Rückmeldung geben, falls sie dir begegnet :-) LG

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  7. Ulli sagt:

    Deinem Rat werde ich folgen und schauen, dass ich sie bei mir ansiedeln kann. Was für eine Hübsche. Ich rätsel ein bisschen, ob sie mir nicht schon im Südschwarzwald begegnet ist, anz unbekannt erscheint sie mir nicht.

    Es ist sehr scjade um eure Wildblumenwiese, einmal im Herbst gesenst, es wäre alles gut gewesen, aber ZU wild ist eben nicht erwünscht. Schade!

    Herzliche Grüße, Ulli

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    1. pflanzwas sagt:

      Hallo Ulli, schön mal wieder von dir zu hören! Es kann ja durchaus sein, daß sie dir schon begegnet ist. Mancherorts wird sie vielleicht sogar angebaut. Die WildblumenWIESE ist zum Glück noch da, auch wenn sie zu falschen Zeiten gemäht wurde letztes Jahr. Hier ging es um ein Rondell mit Wildblumen vor den Mietshäusern, die nur ein Jahr blühen durften. Es ist genau wie du sagst, zu wild ist hier nicht erwünscht. Dafür tut sich an anderen Orten in der Stadt was, worüber ich mich sehr freue :-) LG Almuth

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  8. Eine sehr hübsche Pflanze. Ich weiß gar nicht, ob ich sie schon live gesehen habe.

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    1. pflanzwas sagt:

      Seit sich sie sah, bin ich verliebt :-)

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      1. Das glaube ich. Ich habe aber bisher nur Angebote für Saatgut in Mengen für „ganze Felder“ gesehen.

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        1. pflanzwas sagt:

          Es gibt da Anbieter. Saatgutvielfalt, such das mal.

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