Wildbienen: Die Frühlings-Pelzbiene

am
Ein schneller Flieger!

Die Gemeine Pelzbiene oder Frühlings-Pelzbiene Anthophora plumipes fliegt etwa ab März (die Männchen) und gehört zu den frühen Wildbienen. Die Weibchen folgen etwa ab April. Sie ist klein, okay, so klein auch wieder nicht, etwa 14 mm, und kompakt, fast gedrungen und ihr Flug ist schnell und zackig bzw. recht abrupt beim Blütenbesuch. Ihr Flugverhalten ist ein gutes Merkmal, an der man diese Wildbiene erkennen kann. Sie ähnelt nämlich mit ihrem runden pelzigen Äußeren einer Hummel, aber sie flitzt mehr, während sich die Hummel eher gemütlich am Himmel bewegt ;-).

So früh im Jahr blüht noch nicht so viel, so daß man sie gut an diversen Frühblühern finden kann. Sie liebt zum Beispiel das Lungenkraut und an dem Gefleckten Lungenkraut Pulmonaria officinalis sah ich sie auch im Botanischen Garten, Weibchen und Männchen gleichermaßen, wobei ich das Männchen noch gar nicht kannte (persönlich schon gar nicht ;-). Das ist das Gemeine bei den Wildbienen, daß die Geschlechter oft sehr unterschiedlich aussehen. Da weiß man manchmal nicht, daß man gerade ein und dieselbe Art gesehen hat.

Ein Weibchen der Gemeinen Pelzbiene am Lungenkraut. Hier eine der dunklen Variante, die fast komplett schwarz ist. So schnell wie sie ist, nur ein Schnappschuß ;-) Die Augen sind übrigens grünlich mit so dunklen Sprenkseln. Sicher auch ein gutes Unterscheidungsmerkmal im Vergleich zu Hummeln.

Im Gegensatz zu anderen Wildbienen, die nur auf eine Pflanzengattung spezialisiert sind, nippt diese Frühlingspelzbiene an 12 verschiedenen Pflanzenfamilien. Zu ihren Favoriten zählen auch Taubnesseln und Rauhblattgewächse (z.B. Borretsch) und die Blut-Johannisbeere. Auch Blaukissen sollen sie mögen. Ich sah sie hier im Garten schon am Gundermann oder der Gundelrebe Glechoma hederacea umherflitzen.

Dieses Bild ist etwas unscharf, aber ich fand es so genial, wie das Weibchen hier an der Blüte „abhängt“. Gekonnt würde ich sagen!

Wie bei vielen anderen Wildbienen patrouillieren die Männchen auch hier entlang der Blüten, die häufig von den Weibchen aufgesucht werden. Sie selbst besuchen die Blüten in einem immer gleichen Rhythmus. Das hängt mit dem Zeitraum zusammen, in dem die Blüten wieder mit Nektar gefüllt sind.

Jede Pflanzenart hat einen bestimmten Zeit-Intervall bei der Nektarproduktion. Bei manchen Blumen dauert es 2 Min. bis neuer Nektar gebildet wird (z.B. beim Borretsch), bei anderen kann es mehrere Stunden betragen. Kein Wunder werden manche Blüten ständig und andere selten angeflogen. Mensch steht daneben und wundert sich ;-)

Ein Männchen. Man sieht vielleicht noch so gerade, daß das Gesicht einen hellen Fleck hat. Interessant sind auch sie Fransen am Bein, salopp gesagt.

Die Gemeinen Pelzbienen sind eine Art, die bevorzugt in Lehm- und Steilwänden, in Abbruchkanten oder Sandgruben nistet. Sie nimmt aber auch mal mit Schuppen oder trockenen Arealen im Boden unter Dachvorsprüngen Vorlieb. Auch in Lehmwänden alter Fachwerkhäuser kann man sie finden.

Diese Art ist zum Glück nicht gefährdet, aber die immer seltener werdenden Ruderalflächen, Steinbrüche etc. machen ihr und anderen Arten das Leben schwer. Es wird so viel gebaut, versiegelt, erneuert, daß diese wichtigen Lebensräume verschwinden. Für andere Arten ist diese Tatsache existenzgefährdend.

„ER“ im Anflug auf die Blüte :-) Zielgenau würde ich sagen!

Wie fast immer (?) hat diese Art ihre Brutparasiten. Eine Wildbiene, die Trauerbiene Melecta albifrons, aber auch den schmalflügeligen Pelzbienenölkäfer Sitaris muralis. Der geht besonders gerissen vor ;-)

Die Ölkäfer legen ihre Eier im Sommer vor die „Haustür“, also die Ausgänge der Niströhren der Pelzbienen. Im Herbst schlüpfen die Larven der Ölkäfer und warten dort bis zum Frühjahr, bis die Männchen der Pelzbienen schlüpfen. An denen krallen sich die Ölkäferlarven beim Ausflug fest und bleiben dort bis zur Paarung mit einem Wildbienenweibchen. Bei der Gelegenheit wechseln die Larven auf das Weibchen und lassen sich so mit in die frischen Brutzellen tragen. Dort angekommen ernähren sie sich vom Futtervorrat, der eigentlich für die Wildbienenlarven gedacht ist. Im Sommer sind die Ölkäfer dann voll entwickelt und können das Nest verlassen.

Die Trauerbiene, die die Pelzbiene parasitiert, geht übrigens auch ungewöhnlich vor. Im Gegensatz zu anderen Kuckucksbienen öffnet sie das bereits verschlossene Nest, platziert ihr Ei und verschließt es wieder. Andere Arten fliegen meist während des Baus unbemerkt ins Nest. Die schlüpfenden Larven futtern auch hier den Wildbienen die Nahrung weg.

Tja, ich kann einfach nicht kurz und knapp. Ich wollte euch aber nicht die interessanten Fakten über diese niedliche Wildbiene vorenthalten. Und vielleicht seht ihr diesen Flitzer nun auch mal in eurem Garten oder am Wegesrand :-)

29 Kommentare Gib deinen ab

  1. Ule Rolff sagt:

    Diese Parasitenkrimis sind ja mal wieder spannend! Auf jeden Fall werde ich nach den Pelzbienen Ausschau halten, sobald der Regen wieder aufhört, denn ihre bevorzugten Pflanzen blühen derzeit alle im Garten.

    Gefällt 1 Person

    1. pflanzwas sagt:

      Wie beneidenswert Ule! Alle ihre Lieblingsblumen, daß muß dann ja ein Festmahl werden. Ich drücke die Daumen :-)

      Gefällt 1 Person

      1. Ule Rolff sagt:

        Aber bisher ist sie mir noch nicht aufgefallen.

        Gefällt 1 Person

        1. pflanzwas sagt:

          Es muß natürlich auch die Nistmöglichkeiten in der Umgebung geben. Ich rätsel hier immer noch, wo sie bei uns nisten könnte. Ich habe noch nie nix gefunden!

          Gefällt 1 Person

  2. Die Frühlings-Pelzbiene hat ein Flugverhalten wie der Wollschweber!

    Das Parisitieren ist schon eine ausgeklügelte Sache, eins ums andere Mal.

    Gefällt 2 Personen

    1. pflanzwas sagt:

      Jedenfalls witzig, wie sie so umherflitzt, was die Sache für den Fotografen natürlich zur Herausforderung macht ;-) Und ja, die Methoden der Parasiten sind was für einen (Insekten-)Krimi :-)

      Gefällt 1 Person

      1. Interessant scheint mir, daß die zu Schaden kommenden Insekten offenbar nichts von ihren Schmarotzern wissen. Das Verfahren der Schmarotzer scheint ja bombensicher zu sein., sonst gäbe es ja das Verfahren nicht.

        Gefällt 1 Person

        1. pflanzwas sagt:

          Teils teils. Gestern sah ich einen Bericht über Wildbienen in einer Steilwand. Wenn die Bienen gerade in ihren Löchern waren und sich eine Goldwespe näherte, blieben sie da und haben ihren Ausgang bewacht. Aber sie können eben nicht immer da sein. Manche Brutparasiten tarnen sich auch mit einem Geruch glaube ich. Tja, das hat die Natur gut entwickelt, but nobodys perfect ;-)

          Gefällt 1 Person

  3. naturfund.de sagt:

    Dass du nicht kurz und knapp kannst, finde ich persönlich ja gut. Ich kann immer recht kurz und dann gehen ganz viele, sinnvolle und interessante Informationen eben auch mal unter. Die „Parasitenkrimis“ finde ich auch zunehmend spannend und aufgrund deiner Beschreibung umflog mich eventuell auch schonmal eher eine solche Wildbiene als eine Hummel.
    Hab schöne Ostertage!

    Gefällt 2 Personen

    1. pflanzwas sagt:

      Ich finde, gerade solche charakteristischen Züge an mancher Wildbiene helfen bei der Erkennung. Dann passiert genau das: man merkt, es kann keine! Hummel gewesen sein :-) Oder man stellt fest, ja, es war eine Wildbiene. Mir hilft das immer sehr. Wenn da nichts Markantes an der Wildbiene zu entdecken ist, ist es doch recht schwer. Dir auch schöne Ostertage Anja!

      Like

  4. Sagenhaft schön!🙏🌸🧚

    Like

  5. puzzleblume sagt:

    Sehr interssanter Artikel und schöne Bilder. Vor allem diese Beinfransen sind mir so noch nie aufgefallen. Man braucht wohl auch dieses gewisse Glück mit dem Hintergrund im richtigen Moment.

    Gefällt 1 Person

    1. pflanzwas sagt:

      Dank deines Beitrages neulich, habe ich die Wildbiene überhaupt erst erkannt, also das Männchen! Das mit den Beinfransen war mir auch neu. Das scheint bei ein paar Arten vorzukommen. Irgendwie putzig :-)

      Gefällt 1 Person

      1. puzzleblume sagt:

        Ich habe sofort an Cowboy Chaps mit Fransen gedacht.

        Gefällt 2 Personen

  6. gkazakou sagt:

    zum Glück fasst du dich nicht kurz, Almuth, denn kurzweilig sind deine Berichte allemal. Außer der Gewitztheit der Parasiten bewundere ich auch die Menschen, die ihnen durch geduldige Beobachtung auf die Schliche gekommen sind. Wenn sie denn stimmen und nicht fiktional sind… Weiß man je heutzutage nie so genau 😎

    Gefällt 1 Person

    1. pflanzwas sagt:

      Nee, bald weiß man das ganz und gar nicht mehr ;-) Ich finde das ja immer sehr interessant und entspannend mit den kleinen Tierchen. Und wenn man dann liest, wie sie leben, ist das wie ein Krimi :-).

      Gefällt 1 Person

  7. Co.Rona sagt:

    Klasse, wie die Insektenwelt auf alle erdenklichen Arten überleben. Es ist tatsächlich wie ein kleiner Miniinsektenkrimi. Die kleine plumpige Biene sieht wirklich niedlich aus.
    Es erinnert mich sehr an meine kleine Bienengeschichte.

    Like

  8. Elke sagt:

    Ein schöner und ausführlicher Beitrag. Der Frühlingspelzbiene begegnet man im Moment tatsächlich überall. Früher ist sie mir gar nicht so wirklich aufgefallen. Aber da habe ich sie wahrscheinlich nur unter den Wildbienen und Hummeln einsortiert. Wiedererkennen funktioniert eben nur, wenn man sich schon einmal damit beschäftigt hat.

    Liebe Grüße und schöne Ostern – Elke

    Gefällt 1 Person

    1. pflanzwas sagt:

      Mit der Zeit schärft sich das Auge, aber Anfangs habe ich die auch mal für ne Hummel gehalten. Wenn man länger guckt, fällt das Flugverhalten schon auf. Ich lerne auch immer noch dazu. Ich hab gesehen, daß du sie auch gerade fotografiert hast. Das war ja fast synchron :-) LG und schöne Ostern auch für dich!

      Like

  9. Sehr interessanter Beitrag. Hübsch, wie die Bienen an den Blüten hängen.

    Gefällt 1 Person

    1. pflanzwas sagt:

      Sieht doch immer wieder lustig aus :-)

      Like

  10. bluebrightly sagt:

    What you wrote about nectar production is really interesting – I’ve wondered about how it works. And like so many things, it’s complicated. ;-) The way the parasites are specialized is amazing, too. I would think this bee has a better chance at survival since it does not depend on one species – 12 seems like a lot! Well done, as always, Almuth. :-)

    Gefällt 1 Person

    1. pflanzwas sagt:

      12 is a lot! I would like to learn more about this nectar „thing“. I think I read that Borago officinalis produces nectar in 2 minutes! There is so much we don’t know ;-) especially with insects and flowers. Still a lot to learn, sigh ;-)

      Gefällt 1 Person

      1. bluebrightly sagt:

        „There is so much we don’t know“ that’s what Joe and I joke to each other all the time! :-)

        Gefällt 1 Person

        1. pflanzwas sagt:

          I know, I remembered that ;-)

          Gefällt 1 Person

          1. bluebrightly sagt:

            Of course you did. I wish I could hire your memory. I would stick inside my brain and I’d be much better off than I am now. :-)

            Gefällt 1 Person

            1. pflanzwas sagt:

              Don’t worry. I always forget things I find interesting 🤣 But I like your idea ;-)

              Gefällt 1 Person

Kommentar verfassen: Bitte beachten Sie, dass wordpress.com Ihre Daten beim Kommentieren erhebt.