Insektenleben: Auf Schritt und Tritt

Funde vom Wegesrand

Nach den frühsommerlichen Temperaturen ist es diese Woche seeehr frisch. Manche von euch hatten vermutlich Schnee. So schlimm ist es hier nicht, aber diese kalten 8 Grad sind nach der Wärme ein krasser Unterschied.

Ab und an scheint die Sonne und Sonntag habe ich nach langer Zeit mal wieder nach Insekten Ausschau gehalten. Bei dem kalten Wetter mußte ich allerdings lange suchen, um was zu finden. Einige Insekten hatten sich in die Tiefen irgendwelcher Blätter zurückgezogen. Auch sie schienen sich „einzumummeln“ an diesem frischen Tag. Als ich nach Hause ging, hatte ich das Gefühl, nicht viel gesehen zu haben. Als ich dann aber abends die Bilder sichtete und die Insekten versuchte zu bestimmen, war ich über die „Ausbeute“ doch recht erstaunt. Da tummelte sich doch einiges was ich noch nicht oder lange nicht gesehen hatte.

Diverse Marienkäfer waren zu sehen. Natürlich Asiatische, aber auch ein paar heimische, die ich nicht so gut kannte.

Dieser asiatische Marienkäfer hat ne Delle in der Karosserie. Hoffentlich hatte er keinen Auffahrunfall…

Dann waren da der Vierzehntropfige Marienkäfer oder auch Blattfloh-Marienkäfer Calvia quatuordecimguttata. Neben Blattläusen stehen bei ihm auch Blattflöhe auf dem Speiseplan. 2019 hatte ich diesen putzigen Marienkäfer schon mal gesichtet. Schön, auch mal andere Käfer zu sehen.

Was mich gleich zum nächsten Fund führt: der Vierzehnpunkt oder Schachbrett-Marienkäfer Propylea quatuordecimpunctata, bei dem jede Ausführung anders auszusehen scheint. Wenn man im Netz sucht, gleicht keiner dem anderen, so mein Eindruck. Es gibt eine helle und eine schwarze Variante. Hier ist es halbe halbe würde ich sagen ;-)

Dann waren da einige Wanzen. Wenig große, viele kleine. Am häufigsten sah ich die für mich neue Eichenwanze Harpocera thoracica. Ein recht schmuckes Ding :-) Sie saugt sowohl an frischen Blütenknospen von Eichen als auch an Blattläusen.

Feuerwanzen Pyrrhocoridae sind ja sehr häufig zu finden, trotzdem immer wieder schön. Und auch die Graue Gartenwanze Rhaphigaster nebulosa war wieder da.

Die Gartenwanze kann man leicht mit der zugewanderten Marmorierten Baumwanze verwechseln. Die hier wärmte sich in der spärlichen Sonne.

Hier dachte ich, ich sehe nicht richtig. Ein Faulbaum-Bläuling Celastrina argiolus, jetzt schon? Seine Flugzeit beginnt zwar im April, aber so früh sah ich ihn trotzdem noch nie. Er schien auch an diesem Zweig leicht „festgefroren“ zu sein. Er rührte sich jedenfalls nicht.

Alle Jahre wieder sehe ich die Zweiband-Wiesenschwebfliege Epistrophe eligans mit ihren hübschen Streifen. Auch diese hier suchte Schutz zwischen Weißdornblättern. Nektar und Blütenpollen sind die Nahrung dieser Schwebfliege. Darunter sind Schlehen und Weißdorn, die hier fast dicht an dicht an wachsen. Besser geht es doch nicht. Die Larven fressen Blattläuse.

Eine Fliege (Fannia spec), Bärlauchblüten Allium ursinum in der Mitte (wie Sterne oder?!), rechts ein Grashüpfer, dessen Art-Namen ich jedes Jahr vergesse, also hier ohne ;-)

Eine Blattlaus der hübschen Art, hier auf einem Ahornblatt. Sie nennt sich wohl Drepanosiphum platanoidis. Karl-Heinz wäre mir lieber, aber sowas gibt’s ja nicht….

Eine Rote Gartenameise Myrmica rubra auf einem Ahornblatt. Ich bin mir nicht sicher, ob das nicht irgendein klebriger (Blattlaus?-)Saft ist, auch wenn es nach Wassertropfen aussieht.

Dann fand ich auf den Blättern dieser Pflanze (ich bin mir nicht sicher, was es ist), mal wieder eine der putzigen Langhorn- oder Langfühlermotten Adelidae. Die mit den ultralangen Fühlern sind die Männchen. Die Larven sind anfangs als Minierer unterwegs (die, die diese kurvigen Spuren in den Blättern hinterlassen, die dann wie helle Linien aussehen). Später in ihrer Entwicklung ernähren sie sich von am Boden liegenden Blättern.

Und ein Klassiker vom Wegesrand sind die Weichkäfer Cantharis. In Deutschland gibt es 86 Arten. Wer mal einen Blick werfen möchte, hier bei Kerbtier gibt es einen kleinen Ausschnitt. Die Larven finden sich hauptsächlich in der Bodenstreu bzw. sie leben bodennah. Bei den Larven stehen Schnecken und Würmer auf dem Speiseplan, bei den Käfern gehören Blattläuse und Raupen auf den Tisch und auch Pollen wird nicht verschmäht.

Über viele der Insekten habe ich schon mal etwas geschrieben, weshalb ich mich heute auf die Bilder beschränke. Es sind ein paar mehr, aber es schien mir passend, alle Funde dieses kleinen Rundgangs zu zeigen.

Die Tage sah ich einen etwas älteren Beitrag zum Thema Insektensterben. In der Sendung vom SWR zeigten sie Aufnahmen aus ihrem Film-Archiv, wie sie sagten aus den 1970ern, wie nachts Insekten eine Straßenlaterne umschwirrten. Es war zum Weinen! Eine große Menge von Insekten schwirrte da um die Lampe. Unglaublich, diese Anzahl. Das würde man heute vermutlich mit 10 Straßenlaternen nicht zusammenkriegen.