Ein Geheimnis wird gelüftet

Ein Wespennest in freier wildbahn!

Dank des Hitzesommers und des ungewöhnlich frühen Laubfalls, hat ein Baum sein wohlgehütetes Geheimnis freigegeben: ein frei hängendes Wespennest. Ich war mit dem Fahrrad unterwegs und als ich ein paar Meter das Rad schob, vielen mir erst die alten Nester der Elstern in die Augen, bevor ich diese Kugel entdeckte.

Trotz der laubfreien Sicht konnte ich durch die vielen Zweige leider nur ein bißchen vom Nest ausmachen. Ich habs dann mit dem Zoom meiner Kamera versucht und ein paar Ausschnitte aufnehmen können. Was für ein kunstvolles Gebilde! Das Nest schien leer zu sein. Es war keinerlei Bewegung auszumachen.

Vermutlich das Nest der Mittleren Wespe

Wespen verwenden zum Bau ihrer Nester altes Holz, gerne leicht abgewittertes Holz, was kaum noch Lignin, sondern in erster Linie Zellulose enthält. Das Holz wird abgeschabt, eingespeichelt und verbaut. Auch die Außenschicht wird mit Speichel überzogen und ist somit tatsächlich wasserfest. Das Ganze hat was von Pappmaché. Für den Bau werden verschiedene Quellen trockenen Holzes verwendet, deshalb entstehen auch diese farblichen Abstufungen!

Ich wollte mich gerade noch mal über Wespenarten schlau machen und bin dabei auf interessante Infos gestoßen. Zum Einen gibt es nicht nur die „eine Wespe“. Es gibt unzählige Wespenarten. Die größten Wespen der sozial lebenden Arten sind die Echten Wespen, wozu die Hornissen zählen.

Weitere Arten sind die Kurzkopfwespen und die Langkopfwespen.

Zur Gruppe der Kurzkopfwespen Vespula zählen die Deutsche Wespe Paravespula germanica und die Gemeine Wespe Paravespula vulgaris, die beide auf Fleisch und Süßes stehen (so wie viele andere Deutsche auch ;-) Beide Arten können sehr große Völker bilden, die an geschützten Stellen (zum Beispiel am Haus) bis in den Spätherbst aktiv sein können.

Jetzt kommt der interessante Teil, die Langkopfwespen Dolichovespula*, die mir bis jetzt unbekannt waren. Hier gibt es wiederum 4 Arten. Sie bilden kleinere Staaten als die Kurzkopfwespen. Oft sterben sie bereits im August ab. Die einzige der vier Arten, die ihre Nester frei hängend in der Natur, in Sträuchern oder an Gebäuden baut, ist die seltene Mittlere Wespe  Dolichovespula media! (auch Kleine Hornisse genannt).

Sie sollen sehr friedlich sein und sind auch nicht an unseren Speisen interessiert (genauso wenig, wie die meisten anderen Wespenarten die es gibt). Die Arbeiterinnen sind überwiegend schwarz mit gelben Streifen. Volksstärke liegt bei 150 bis 350 Tieren. Hier gibts eine bebilderte Beschreibung.

Leider kann ich nicht mit Gewißheit sagen, ob es ein Nest der Mittleren Wespe ist. Vielleicht kann ich das noch mal in Erfahrung bringen. Da keine Tiere zu sichten waren, werden es mit Sicherheit Langkopfwespen gewesen sein.

Für mich war es jedenfalls absolut spannend, mal ein freihängendes Nest zu sichten. Gegenüber Wespen und allen anderen Wespenarten, sollte man sich immer ruhig verhalten. Viele Arten sind absolut friedlich. Leider schlagen viele Menschen in der ersten Panik nach den Tieren und wundern sich dann, wenn die zurückschlagen ;-) Also wenn euch die Panik befällt, dann lieber weglaufen, aber nicht hauen!!!

Natürlich wird man manchmal auch nur so gestochen, wenn sich ein Tier bedroht fühlt. Als erste Hilfe empfiehlt sich eine aufgeschnittene Zwiebel, die man eine Weile auf den Stich drücken sollte.

Hier noch ein Link zu den verschiedenen Wespenarten.

*Die vier Langkopfwespenarten: Mittlere Wespe Dolichovespula media, Sächsische Wespe Dolichovespula saxonica, Norwegische Wespe Dolichovespula norwegica und Waldwespe Dolichovespula sylvestris.