Was blüht, was fliegt, was nistet auf dem Insekten-Balkon im Juni – Teil 1

Heute: Verschiedene Wildbienen

Eine super Pflanze für Wildbienen sind Glockenblumen. Seit ein paar Jahren habe ich hier die Pfirsichblättrige-Glockenblume. Ich hatte auch noch andere, so wie die Knäuel-Glockenblume, aber die hat sich inzwischen verabschiedet. Erstere hat mir schon die Glockenblumen-Scherenbiene Chelostoma rapunculi beschert. Die Männchen dieser Art übernachten gerne in den Blüten, was immer sehr niedlich anzusehen ist.

Letztes Jahr habe ich mir die Acker-Glockenblume Campanula rapunculoides zugelegt und die Wildbienenbesuche nahmen Fahrt auf. Dieses Jahr blühte sie richtig üppig und ich hoffe, daß sie noch mal nachlegt. Jedenfalls wuselten hier direkt einige Scherenbienen rum, auch andere kleine, für mich nicht mehr bestimmbare Arten.

Der Einfachheit halber kürze ich mal ab: Glockenblumen-Scherenbiene=GS. Also die GS besuchen nicht nur die Glockenblumen (die Weibchen sind für die Aufzucht der Nachkommen auf den Pollen dieser Pflanzen angewiesen), sondern um Nektar aufzunehmen, sind ihnen auch andere Pflanzen recht. Die Mauretanische Malve Malva sylvestris ssp. mauritiana ist der Hit, aber auch der sehr nektarhaltige Borretsch Borago officinalis war gefragt und auch der Blutweiderich:

GS in Malvenblüte. Die Malven sind generell der Hit unter den Bestäubern. Auf den folgenden Bildern sieht man eine Honigbiene und eine Blattschneiderbiene.

Die Blattschneiderbienen Megachile bauen immer noch fleißig in meinen Blumenkästen- und Töpfen ihre Nester. Anflug mit Blatt, immer wieder schön! Es dauert nur Sekunden, bis sie mit ihrem Nistmaterial in der Erde verschwindet :-)


Noch mal die GS an den Borretschblüten. Toll, wie die sich an diesen Blüten festhalten können!

Die Maskenbienen Hylaeus, die hier derzeit unterwegs sind, erkenne ich manchmal kaum. Die sind sooo winzig (viele Arten sind zwischen 7 und 9 mm „groß“). Außerdem düsen hier so viele winzige Grab- und Töpfergrabwespen herum, das ich mich schwertue, die alle auseinanderzuhalten. Erst auf dem Foto gewinnt man Sicherheit: die bezeichnende Maske, hier gelbliche Flächen im Gesicht, sind zu erkennen, juhu. Diese Masken sind vor allen Dingen bei den Männchen zu sehen, da sind sie recht großflächig. Die Weibchen haben entweder gar keine oder nur kleine dezente Flecken im Gesicht.

Maskenbiene an einer Natternkopfblüte. (Vielleicht Hylaeus communis, ein Weibchen)

Der Natternkopf Echium vulgare mit seinem leuchtenden Blau. Die Blüten sind schon klein. Wenn man das dann mit der Maskenbiene von den vorigen Bildern vergleicht, ahnt ihr vielleicht, wie klein sie sind. Diese Wildbienen sind wie ein I-Tüpfelchen auf den Blüten!

Den Natternkopf habe ich wie erwähnt neu und auch der ist begehrt. So ist mein Eindruck, daß gerade Natternkopf, Glockenblumen, Malven und Blutweiderich Magneten für ganz kleine Wildbienen sind. Auch im Blutweiderich verschwinden dauernd Wildbienen unter einem cm Körpergröße!

Hier ein Winzling von Wildbiene am Gilbweiderich Lysimachia. Die Blüten sind etwa 2 cm groß, die Wildbiene vielleicht 6 mm. Der Gilbweiderich produziert statt Nektar Öl. Diese Wildbiene interessiert sich vermutlich für den Pollen dieser Pflanze. Ansonsten sind gerade mal zwei Wildbienenarten in Deutschland auf die drei vorkommenden Gilbweidericharten spezialisert, aber die sah ich noch nicht hier oben.

Das Klassenziel möglichst viele Wildbienen (bzw. Insekten) hier oben im dritten Stock mit Nektar und Pollen zu versorgen ist näher gerückt, aber wohl noch nicht endgültig erreicht. Aber immerhin, mein kleiner Balkongarten ist zur Zeit wie eine Wiese im Miniaturformat und für einige Insekten lohnt es sich sehr wohl, diese Wiese zu besuchen und dringend benötigte Stoffe aufzunehmen.

Wenn man bedenkt, wie viele Menschen mit einem Schottergarten oder einem planierten bzw. versiegelten Vorgarten der Natur eigentlich ein Stück Fläche wegnehmen, kann ich mit meinem kleinen Garten hoffentlich ein Stück Natur zurückgeben. Wildbienen nisten hier, tanken hier, solitäre Wespen wuseln hier zu Hauf herum, von anderen Tierchen ganz zu schweigen. An meinen Nisthilfen ist gerade eine ganze Kolonie Zweibindiger Stängelwespen Symmorphus bifasciatus tätig, aber davon mehr im nächsten Beitrag.

Dann mal guten Flug :-)

8 Kommentare Gib deinen ab

  1. Gestern und heute sah ich massiv in einem Garten, den ich sogar von der Strasse betreten könnte (Tür immer offen) die blauschwarze Holzbiene. Mindestens ein Dutzend war da unterwegs.
    Muskateller-Salbei hies die entspr. Pflanze, auf der sie wild waren.

    Ansonsten, was die kleinen Wildbienen anbelangt: Da tut man sich schwer gegen das Strahlen der Blüten selber. Das macht diese Bienchen fast schwarz.
    Lediglich auf der Sterndolde ist das nicht so, aber da hat man wiederum Fokussierprobleme, wegen der wenigen glatten Flächen..

    Auch heute habe ich neue Arten an Insekten entdeckt, es ist schon grotesk.

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    1. pflanzwas sagt:

      Ich hörte mal der Muskateller-Salbei sei die Lieblingspflanze der Holzbiene. Es scheint zu stimmen. Leider ist die für meinen Balkon ein bißchen zu groß, sonst würde ich sie gerne anpflanzen ;-)
      Ja, bei den Winzlingen wird es knifflig mit dem Farboverkill, aber wir geben nicht auf, gelle :-) Wenn ich draußen unterwegs bin, muß ich manchmal richtig nach Insekten suchen. Auf einer Wiese kürzlich fand ich einiges, aber die Schafgarben, die früher mal voll waren, waren eher leer. Es sei denn, sie hatten gerade erst angefangen zu blühen. Für meinen Geschmack dürfte es mehr sein, vor allen Dingen ohne langes Suchen oder warten…

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      1. Ich schaue viel an Hecken, garnicht so sehr bei Blüten. Hecken mit möglichst nicht kleinen Blättern sind das soziale Terrain von Insekten.

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  2. Liebe Almuth,

    es ist ganz wunderbar, was sich bei Dir im Balkongarten tut. Mögen Deine Anstrengungen und Erfolge viele andere Menschen inspirieren, Schottergärten abzuschaffen und etwas für die Insekten zu tun.

    Liebe Grüße zum Wochenende,

    Tanja

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  3. Einmalig schöne Aufnahmen! Hier finden diese Wildbienen wirklich ein neues Zuhause und kommen anscheinend sehr gern.🧡

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  4. puzzleblume sagt:

    Tolle Bilder von den zierlichen Kleinen!

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  5. Ule Rolff sagt:

    Eine Pracht, all die Blüten! Kein Wunder, dass bei dir der Bär los ist.
    Der Natternkopf ist bei mir auch immer besonders umschwärmt und ich liebe das feine Farbenspiel seiner Blüten. Man muss nur darauf achten, dass er nicht mal kurz den kompletten Garten übernimmt, denn er versät sich sehr emsig.
    Auch die Lysimachia verbreitet sich schneller, als ich rupfen kann, wohl hauptsächlich über unterirdische Ausläufer. Viele Insekten sehe ich an ihren Blüten aber nicht. Ist denn ihr Öl überhaupt für jemanden nützlich?

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  6. Bei dir ist schön was los! so kleine dunkle Bienchen fliegen bei mir auch herum. Ich bin erstaunt, dass man diese Winzlinge auch richtig summen hört.

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