Balkon. Baumscheibe. Letzte Notizen.

Was macht(e) die Baumscheibe?

Irgendwie bin ich umhin gekommen, noch was zum Balkon oder zur Baumscheibe zu schreiben. Da gab es aber auch nicht mehr viel zu berichten. Nach dem ewig trockenen Sommer war auf der Baumscheibe schon lange alles verblüht. Dank des warmen Herbstes trieb einiges voran, wie der Wollziest oder die Frühjahrszwiebeln.

Der Ziest hat einige Jahre gebraucht, um loszulegen. Obwohl ich dieses Jahr fast gar nicht gegossen habe, habe ich dem Ziest und dem Wundklee zuletzt einen kleinen Schluck Wasser gegeben in dieser extrem heißen Phase mit den 39 Grad, die wir in der Stadt hatten. Zu der Zeit gab es kein pflanzenverfügbares Wasser mehr in der oberen Bodenschicht. Selbst die Hardcoreunkräuter ließen zu diesem Zeitpunkt die Köpfe hängen. Damit mir diese Pflanzen nicht doch noch hops gehen, gabs ein paar Mal ein paar Tropfen. Ansonsten lief das Jahr recht gut, weil sich die über die Jahre ausgesäten Wildblumen gut hielten, da sie wenig Wasser brauchen, und ich nichts neues mehr gepflanzt habe.

Der Ziest ist bei der knuffigen Großen Wollbiene Anthidium manicatum sehr beliebt. Sie holt sich hier gerne Pflanzenhaare für ihren Nestbau. Die Blüten sind aber auch eine tolle Nektarquelle für viele Wildbienen. Leider habe ich die Wollbiene auf der Baumscheibe noch nicht gesichtet.

Links Foto vom blühenden Ziest mit Ackerhummel 2018, rechts die Große Wollbiene 2016 am Blutweiderich:

Ab dem Sommer blühte irgendwann eine Königskerze und sie blühte bis Mitte / Ende November, als der erste Frosteinbruch kam. Monatelange zeigte sie ihre gelben Blüten, als sonst schon alles verblüht war. Richtig schön :-)

Die letzten Fotos vom 19. November. Links Königskerze Verbascum, rechts der Ziest Stachys, bereits gut vorgetrieben, mit Frostkleid.

Und der Balkon?

Die letzten Blüten auf dem Balkon stammten vom Borretsch Borago officinalis und von den Ringelblumen Calendula officinalis… Sieht zwar schön aus, Insekten sah ich aber schon lange nicht mehr.

…ebenso Gänsedisteln Sonchus und wie seinerzeit schon erwähnt der Lavendel Lavandula, der im warmen Herbst noch mal aufgeblüht war. Auch die Zauberglöckchen Calibrachoa blühten bis zum Frost. Da hatten sie sogar noch 13 Blüten! Im frühen Herbst gehen gerne die Ackerhummeln an die Blüten, wenn sonst nichts mehr zu holen ist.

Nachwuchs bei den Schwebfliegen?

Und dann waren da noch die Rattenschwanzlarven*. Vielleicht erinnert ihr euch an meinen Bericht vom Frühsommer. Ich konnte sehen, wie eine Totenkopfschwebfliege Myathropa florea in einer Wasserschale ihre Eier ablegte. Seitdem sind dort etliche Larven aktiv. Das modrige Wasser sah bald klar aus. Kein Wunder, diese Larven filtern das Wasser und tragen so zur Klärung bei.

Ich fragte mich, was jetzt nach dem Frost passiert. Das Wasser war gefroren. Gestern sah ich nach und wie es aussieht, leben die Dinger noch. Ich habe leider noch keine Fotos gemacht, aber die Larven möchte ohnehin nicht jeder sehen. Die sehen so wabbelig aus ;-) Hier gibt es ein Bild einer Mistbienenlarve bei Wikipedia.

Totenkopfschwebfliege Myathropa florea im Juni 2022 auf dem Balkon

Leider kann ich es jetzt nicht mehr wiederfinden. Ich meine, es gäbe zwei Generationen im Jahr, wovon die erste im Sommer schlüpft und die zweite versucht zu überwintern. Dann bin ich mal gespannt, ob es klappt. Ich war schon etwas genervt, diese Wasser-Matsch-Schale hier die ganze Zeit stehenlassen zu müssen, aber nu ja, man freut sich ja über Nachwuchs.

* Es gibt nur ein paar Schwebfliegenarten (2 genau genommen), die Rattenschwanzlarven haben. Neben der obengenannten u.a. auch die Mistbiene Eristalis tenax oder die Glänzende Faulschlammschwebfliege Eristalinus aeneus um ein paar Beispiele zu nennen.

Godfather tree and balcony

I forgot to write about my balcony and my godfather tree down in the street. There wasn’t much to tell, because after the heatwave in August most of the flowers had gone and so had many of the insects. At that time there was no more water in the upper parts of the earth. Even strong weed withered. I gave one or two plants a few drops (I didn’t water the tree last year as I did the years before), because I didn’t want to loose them. One is Stachys, a hairy plant which gives a lot of nectar to pollinators, especially wild bees. One of them, the European wool carder bee Anthidium manicatum, even collects the plant hairs to build its nests with it.

My plant took a while until it blossomed. I didn’t see this special bee here so far. Only 2016 I saw one on my balcony. In the midst of summer a Mullein Verbascum started to bloom and it continued flowering until frost at November 19th. It was so nice. Everything else faded long ago, but this one plant kept blooming :-)

On my balcony there was a handful of flowers still blooming, but as I mentioned, there were hardly insects after the heatwave. Borago, Calendula, Lavandula (a second flush due to the warm autumn!) and Calibrachoa bloomed until frost. Sonchus, a weed, accompanied them.

What about insects?

In summer I could see a hoverfly Myathropa florea laying its eggs into a bowl of muddy water. One day I found larvae in the water. The water was clear then. Two kinds of hoverflies have special larvae, that filtrate the water. They have a very long tail. I can’t remember where I read it, but when I am not wrong they build 2 generations a year. The last one trys to hibernate.

Actually I was not really enthusiastic about this bowl of water that is standing on the floor of my balcony all the time, but of course I would be happy about new hoverflies in spring ;-) When we had frost the water in the bowl was frozen. I am curious if they will survive winter!?! So far they look okay.

23 Kommentare Gib deinen ab

  1. Ule Rolff sagt:

    Das ist ein richtig schöner Bericht zum Jahresende, liebe Almuth. Vor allem die Baumscheibe wähnte ich schon abgehakt, weil zu oft Autos über sie gefahren sind – gut, dass es sie noch gibt. Es grenzt ja an ein Wunder, wie hübsch sie trotz der schrecklichen Trockenheit und Hitze im Sommer dann im Herbst noch geworden ist.

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    1. pflanzwas sagt:

      Zum Glück fahren die Autos schon lange nicht mehr drüber, sie fahren höchstens alle Jahre wieder die Stäbe über den Haufen ;-) Ohne würden sich mit Sicherheit drüber fahren. Es gab einfach nichts mehr zu berichten, aber so kurz vor Jahresende dachte ich, daß ich doch noch mal Laut geben könnte :-)

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  2. Die knuffige Großen Wollbiene ist PURES GOLD. :-)
    Ich sah sie im Frühjahr am Wegesrand, glaube am Klee, emsigst arbeiten. So goldig!

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    1. pflanzwas sagt:

      Seit 2016 sah ich sie noch mal im Garten meiner Eltern, aber auch das ist schon Jahre her. ich würde sie zu gerne mal wieder sehen. Sie ist extrem knuffig, aber auch sehr territorial, aber das weißt du ja sicher :-)

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      1. Denke schon. Wenn Du mit territorial meinst, daß sie nur an bestimmter Stelle zu finden ist? Oder meinst Du eher den Landstrich?

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        1. pflanzwas sagt:

          Sie verteidigt ihre Pflanze, die sie für Nest und Nektar haben will, gegen andere Insekten. Die kreist immer wieder drum und vertreibt die anderen.

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          1. Das machen viele Insekten, sogar Schmetterlinge.
            Und sogar ganz kleine greifen grössere Tiere an.
            Danke, so wird ein Schuh draus. Ich wunderte mich tatsächlich über ihre Emsigkeit.

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            1. pflanzwas sagt:

              So wie die Holzbiene. Ich sah mal, wie sie immer wieder um einen großen blühenden Busch kreiste. Irre :-)

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            2. Auch die?! Kann durchaus sein. Sonst kreisen ja immer nur die Hornissen, haha.

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            3. pflanzwas sagt:

              Die habe ich noch nicht kreisen sehen :-) Höchstens mich ;-)

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            4. Wir kreisen langsamer ;-)

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            5. pflanzwas sagt:

              100 pro!!! 😁

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  3. Liebe Almuth,
    es ist gut zu wissen, daß sich einige Pflanzen auf deiner Baumscheibe auch trotz Trockenheit gehalten haben, und daß sowohl deren Blüten als auch die auf deinem Balkon weiterhin den Insekten zur Verfügung stehen. Ich finde es super, daß du versuchst, die Natur so vielfältig zu unterstützen. Das sollten wir alle tun.
    Liebe Grüße,
    Tanja

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    1. pflanzwas sagt:

      Das Schöne ist, daß das eine der einfachsten Dinge überhaupt ist. Es braucht so wenig, um etwas zu tun. Noch weniger wäre, die Natur einfach machen zu lassen. Das kostet nicht mal Arbeit ;-). Aber Ernsthaft, es braucht wirklich nicht viel und du hattest, glaube ich, auch schon davon gesprochen, daß ihr euren Garten etwas angepaßt habt oder? LG Almuth

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      1. Ja, das haben wir. Und es ist auch unsere Erfahrung, daß sich die einheimischen Pflanzen, wenn man ihnen wieder die Gelegenheit gibt, sich auszubreiten, das ganz toll machen, und sich besser den Bedingungen anpassen, als viele eingeführte.

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  4. ❄🧊⛄🌿🎄🕯🤍🕊🎁🎉🥂✨

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    1. pflanzwas sagt:

      ✨🎄 Thank you 🎄✨

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  5. puzzleblume sagt:

    Alles in allem ist es doch eine gute Entwicklung des kleinen Fleckchen, dass so sehr von der Willkür der Parkenden und Passanten abhängt. Ich finde, du hast mehr geschafft, als die meisten Menschen, die daran vorbeikommen, sich vorstellen.

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    1. pflanzwas sagt:

      So sieht es nicht nach viel aus. Manchmal bin ich schon etwas neidisch, wenn ich Baumscheiben sehe, die so gut bepflanzt sind, daß das ganze Jahr was wächst oder blüht. Manches würde ich nächstes Mal vielleicht etwas anders angehen. Auf der anderen Seite haben 5 Jahre Dürre die Entwicklung in eine andere Richtung gelenkt und das ist dann vielleicht auch gut. Die Wildblumen haben sich durchgesetzt :-)

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      1. puzzleblume sagt:

        Die Dürren waren schon fordernd. Man konnte das vor 5 Jahren nicht vorhersehen. Du hast einfach mit genug verschiedenen Arten experimentiert, so dass etwas dabei war, das „kann“.

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