Mit einem lachenden und einem weinenden Auge

am
Raupen von Bläuling und Grünaderweissling

Gestern sitze ich auf dem Balkon, trinke meine Tasse Tee und sehe mir meine Pflanzen an. Der Blick schweift und bleibt an etwas kleinem, raupenartigen hängen. Ich habe das Ding auf den Finger genommen und ein Foto gemacht, um dann danach im Internet zu suchen.

Die Raupe saß auf meinem Blutweiderich Lythrum salicaria, den ich ja über alles liebe. Er ist dank der heißen Tage schon ziemlich weit runtergeblüht. Sonst hat er oft bis Ende Juli, Anfang August seine schönen pinkfarbenen Blüten gezeigt. Wenn jetzt die große Hitze kommt, wird die Blüte sowieso ein schnelleres Ende finden.

Raupe und Blutweiderich, da mußte sich doch was finden lassen. Nach kurzer Zeit stieß ich auf die Raupen von Bläulingen. Vor nicht allzulanger Zeit saß vermutlich ein Faulbaumbläuling Celastrina argiolus am Blutweiderich. Paßt!

Raupe – Faulbaumbläuling

Erst sah ich nur eine Raupe, mit der Zeit entdeckte ich immer mehr. Die Färbung war sehr unterschiedlich. Von Grün über Grün mit roten Streifen bis zu Rosarot und dunklen Rottönen. Was des weiteren für eine Bläulingsraupe spricht, sind die Ameisen, die die Raupen beträllern (in einem der Blutweiderichtöpfe leben welche).

Viele Bläulingsarten leben in Symbiose mit Ameisen. Myrmekophilie nennt sich das. Bekanntestes Beispiel ist der Wiesenknopf-Ameisenbläuling Phengaris nausithous, der auf die Pflanze des Großen Wiesenknopfes angewiesen ist, genau wie auf eine bestimmte Ameisenart, mit der er in Symbiose lebt. Ohne die Pflanze und die Ameisen, kann er nicht existieren.

In diesem Fall ist die Symbiose allerdings nicht lebensnotwendig, sondern nur ein Deal. Die Raupen produzieren ein süßes Sekret, welches von den Ameisen aufgenommen wird. Dazu beträllern oder betrommeln sie die Raupe, die den zuckerhaltigen Saft dann über eine Hinterleibsdrüse absondert. Als Gegenleistung für diese süße „Spritze“ beschützen die Ameisen die Raupe vor Freßfeinden.

Eine Art, viele Farben. Die Raupen sind sehr variabel, aber wie man sieht, passen sie alle hervorragend zum Blutweiderich :-) Besonders die Grüne, mit den roten Tupfen ist doch genial oder?

Tja, da bin ich mal gespannt, ob ich was von der Verpuppung mitkriege. So ganz erschließt sich mir noch nicht, ob sie nur die Knospen oder die Samenstände oder auch die Blüten abfressen. 4 oder 6 kleine Räupchen habe ich bislang gesehen.

Ich finde es toll, daß die schönen Bläulinge hier sind, aber natürlich auch ein bißchen schade, was den Blutweiderich angeht. Ich habe mich noch auf einen Rest der schönen Blüten gefreut. Zumal die Pflanze, die sie sich ausgesucht haben, noch längere Rispen hat, als die andere. Nu ja, man kann nicht alles haben.

Grünaderweissling

Vor kurzer Zeit habe ich noch eine Rapspflanze vereinzelt und in einen eigenen Topf gesetzt. Irgendwann kamen dann diese grünen Raupen, die sich als die vom Grünaderweissling Pieris napi herausstellten. Sie sind „nur“ grün mit dezenten gelben Tupfen an der Seite.

Tja, der Raps ist jetzt fast komplett aufgefressen. Mal sehen, ob der noch mal austreibt. Die dickste Raupe ist schon abgewandert und hat die nächste Rapspflanze aufgemampft. Heute hatte ich ein Blatt Kohl übrig und habe ihn den Raupen angeboten. Scheint okay zu sein.

Was die „Tarnung“ angeht, scheinen die Raupen auf Harakiri zu setzen. Man setzt sich in Reihe, oft auf die Blattader oder die Stengel (jaja, ich schreibe Stengel immer noch mit e, für mich kommt das nicht von Stange ;-). Mich wundert auch, daß die Meisen noch kein Interesse hatten. Entweder die schmecken nicht, oder sie stehen gerade auf anderes. Eigentlich hätten sie schon 30 Mal über sie stolpern müssen.

Auch hier ist Tarnung nicht angesagt. Grün auf Rot. Wenns gefällt.

Vielleicht müssen ein paar der Weisslingsraupen ausziehen. Es sind doch ein paar mehr. 6 oder 9, ich habs vergessen. So viel habe ich hier gar nicht zu bieten. Die anderen Rapspflanzen sind waren noch ganz klein.

It is too late for a longer translation tonight at 00:00 am ;-) I have several caterpillars on my balcony. The first colourful ones are from the Blue Whitefish – funny name! – or Holly Blue. The colours vary from green over green-red to pink-red and darker red. They often live together with ants. The ants drum on them and the caterpillars give a sweet sugarlike nectar. In change the ants guard them against enemies. Unfortunately they feed on my favourite plant, Lythrum salicaria. But I like these blue butterflies and so I let them stay.

Then there are these green caterpillars that feed on cabbage, here on rapeseed Brassica napus. They ate the whole plant. Now I gave them a leaf of cabbage :-) Maybe some of them have to move. 9 caterpillars are a bit much ;-) Some already disappeared. I don’t know where…

26 Kommentare Gib deinen ab

  1. Da kribbelt und krabbelt es ja, kriecht und flattert… Hoffen wir auf schöne Bläulinge!

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  2. picpholio sagt:

    Sehr interessantes Blog, vielen Dank für das teilen.

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  3. Das Beträllern scheint eine feine Sache zu sein. Danke für den Hinweis 😀

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  4. Ule Rolff sagt:

    Myrmekophilie! Bei dir lernt man wirklich was!
    Die Raupenbilder sind auch interessant … und ich bewundere deine Gastfreundschaft für diese gefräßigen Besucher. Hoffentlich lassen sie von der Balkonpracht noch was übrig …

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    1. pflanzwas sagt:

      Das hoffe ich auch Ule, ein bißchen Raps hätte ich gerne noch. Beim Blutweiderich sieht es noch gut aus, aber wie erwähnt, wird der vielleicht nicht mehr so lange blühen. Manchmal macht er noch Wachstumsschübe im August. Ob das noch klappt, wenn die Triebspitzen ab sind? Ich werde beobachten :-) Aber gerade über die Bläulinge freue ich mich doch sehr und die Grünaderweisslinge finde ich auch ganz hübsch. Schau ma mal :-)

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      1. Ule Rolff sagt:

        Es gibt schon Unterschiede: über Kohlweißlinge freue ich mich spürbar weniger als über Bläulinge und Admirale.

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        1. pflanzwas sagt:

          Es sind Grünaderweisslinge ;-) Ja, die selteneren auffälligeren liegen einem schon mehr am Herzen. Aber das ist doch eigentlich ungerecht.

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            1. pflanzwas sagt:

              Diskriminierend geradezu 😉

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            2. Ule Rolff sagt:

              Ist mir auch angemessen peinlich 😏😩

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  5. gkazakou sagt:

    Ich muss mal wieder meine Bewunderung für deine Datstellungskunst loswerden. Einfach Klasse, von Anfang bis Ende. Dass es zwanghafte Dreier-Symbiosen wie beim Wiesenknopf-Ameisenbläuling gibt, ist mir völlig neu. Was für eine merkwürdige Einschränkung der Existenzmöglichkeit, dachte ich und begann, über die Voraussetzungen unserer Existenz als Menschen nachzudenken….

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    1. pflanzwas sagt:

      Vielen Dank Gerda. Bei diesem Bläuling ist die Symbiose nicht zwanghaft, aber es gibt es doch öfter als man denkt. Auf der anderen Seite gibt es eine Menge Arten, die nicht so eingeschränkt sind und das sind meist die Gewinner, denn sie können sich mit vielen Situationen arrangieren. Da fallen wir Menschen dann wohl auch rein. Wir bringen es fertig, den Planet zu schrotten, haben aber die Technik und andere Mittel, um damit noch eine Weile weiterzumachen. Auf der anderen Seite, ja, es gibt auch Grenzen, nur nicht ganz so enge, wie beim Ameisenbläuling :-)

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  6. Schön, dass Du so gastfreundlich zu den Raupen bist. Hoffentlich fressen sie nicht alles kahl! Vielleicht bekommst Du ja die Verpuppung mit, ich tät`s Dir wünschen. Liebe Grüße von der verregneten Küste!

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    1. pflanzwas sagt:

      Jaaaa, das hoffe ich auch. Beim Raps habe ich schon mal erlebt, daß er wieder austreibt. Beim Blutweiderich bedaure ich es ein wenig, aber wie gesagt, dieses Jahr ist die Blütezeit ohnehin kürzer. Und Bläulinge sind sooo hübsch :-)
      Verregnete Küste? Will ich auch!!! Viele Grüße aus dem stürmischen Hannover

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  7. hanneweb sagt:

    Dieser Beitrag ist wieder so interessant mit ganz tollen Bildern, vor allem auch das harmonische, für alle wertvolle Miteinander zwischen Raupe und Ameisen, einfach klasse wie du es hier rüberbringst!
    Dann drücke ich dir ganz fest die Daumen, dass du die Entwicklung zum Schmetterling auch so gut beobachten kannst!
    Liebe Grüße, Hanne

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    1. pflanzwas sagt:

      Danke Hanne. Das wäre wirklich mal toll, live dabei zu sein :-) LG

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  8. Die Bläulingsraupen sind ja wirklich hübsch, schade um den Blutweiderich aber die zu Besuch zu haben, ist schon toll.

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    1. pflanzwas sagt:

      Vorhin sah ich wieder einen Bläuling. Also ein paar Raupen sind ja gut und schön. Ich hoffe, der war nur zum Trinken hier 😉

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  9. bluebrightly sagt:

    ‚Blue whitefish‘ – that is ridiculous! But it’s a cute caterpillar and a very pretty butterfly. The butterfly looks like some blue butterflies we have that are similar on the underside of the wings. I love that you gave the other caterpillars a cabbage leaf! That’s the way to save your plants! And I hope the missing ones made good meals for some young birds. (That’s very interesting about the ants and caterpillars and those photos are excellent!).

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    1. pflanzwas sagt:

      I am glad to say, that the green caterpillars are already in metamorphose, yeah 😁 So no more munching on my plants. On the other side I saw another one of those blue butterflies. I hope it only came for drinking!!!
      I didn’t knew that the holly blues exist around the world. I think some of yours look similar to ours. I like them. Blue is such a nice color, although not all of them are blue 😉

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      1. bluebrightly sagt:

        Yes, the blue varies a lot. They’re always a welcome sight in spring. :-)

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        1. pflanzwas sagt:

          Here in summer 🙂

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  10. Wilder Meter sagt:

    Das ist ja wirklich Weltklasse! Ein Faulbaumbläuling und viele seiner Kinder! Und das mit den Ameisen konntest du auch fotografieren. Wenn das kein Grund für einen Naturbalkon ist! Konntest du die Raupen weiter beobachten? Absolut spannend!

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    1. pflanzwas sagt:

      Leider sind die Raupen abgetaucht und ich frage mich, wohin. Es heißt, sie verpuppen sich in der Streuschicht, aber da ist nicht viel in dem Topf und da er im Wasser steht…aber irgendwo werden sie hin sein. Abgetaucht, hoffentlich nicht wörtlich 😉

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