Neue Konkurrenz an den Niströhren: Erzwespen

am
Ein neuer „Gast“ auf dem Balkon

Kürzlich schrieb ich was von der ersten Maskenbiene auf dem Balkon. Im Nachhinein dachte ich noch, daß die etwas früh dran ist, ich konnte mir aber nichts anderes vorstellen. Jetzt wurde ich eines Besseren belehrt. Die Tage habe ich ein paar alte Niströhren gereinigt, die nicht geöffnet wurden und dabei fiel mir was vor die Füße. Ich sag nur eins: ein neuer „Feind“ an der Röhre ;-)

Erzwespen!

Göße: ca. 2 Millimeter!

Hier mal ein Vergleich:

Links der Ausschnitt, rechts das ganze Bild. Der helle runde Kreis ist eine Schraube im Tisch, ca. 1 cm groß. Die Größe der Erzwespe täuscht jetzt etwas durch die Perspektive. Die ist definitiv kleiner.

Und noch mal auf einem kleinen! Stein. Die Art konnte ich noch nicht bestimmen. Anhand der Flugzeiten kommen zwei Familien in Frage. Durch meine Röhrenreinigung habe ich sie vermutlich vorzeitig entlassen, aber die hier waren anscheinend schon fertig wie es aussieht.

Zunächst fand ich sie ja ganz niedlich. Leider parasitieren Sie zum Beispiel Mauerbienen. Sie sind Raubparasiten, d.h. sie töten ihre Wirte.

Manche Erzwespenarten parasitieren sogar alles, was ihnen vor die Füße kommt, z.B. Wespen und Bienen, Schmetterlinge, Grabwespen, Fliegen und mehr. Dazu können sie noch etliche Generationen im Jahr bilden. Aber das betrifft nur eine Familie. Andere sind da – zum Glück – etwas eingeschränkter.

Eine Erzwespenart, die sogenannte „Lagererzwespe„, wird in der Vorratshaltung gegen Schädlinge eingesetzt, z.B. gegen Speck-, Brot- oder Kornkäfer.

Aus der Familie der Leucospis (gibt wohl keinen deutschen Namen) gibt es drei Arten, die im Gegensatz zu den anderen Zwergformen größer sind, nämlich um die 10 mm. Sie sind schwarzgelb und erinnern mich eher an Lehmwespen. Sie haben einen Legebohrer, mit dem sie die Niströhren (bevorzugt Mauerbienen und Woll-/Harzbienen) durchbohren können. Sie legen dann ihre Eier in den Kokon der Wirtslarve. Die schlüpfende Erzwespenlarve saugt ihren Wirt aus und verbleibt als Ruhelarve bis zum Frühjahr in diesem „erbeuteten“ Kokon.

Vielleicht war es eine dieser Art, die das hier fabriziert hat. Ich hatte mich gewundert, wie diese Löcher in die Pappröhren gekommen sind. Das war schon letztes Jahr. Ich konnte keine Erklärung dafür finden. Jetzt würde ich auf eine Erzwespe tippen.

Jedenfalls gibt es jetzt noch mehr Parasiten hier. Ich will die Insekten ja nicht in gute und schlechte Insekten einteilen. Alle haben ihre Berechtigung, aber die zweite Mauerbienenart, die Rostrote, hat es durch die Taufliegen ohnehin schon schwer. Immerhin haben hier doch noch ein paar genistet, obwohl viele der letztjährigen Niströhren nicht geöffnet wurden. Ich weiß nicht, ob die paar Mauerbienen alle aus den geöffneten Röhren stammen oder von woanders zugereist sind.

Erwespen können extrem viele Eier legen und haben an größeren Nisthilfen mit offenen Röhren leichtes Spiel. Vielleicht werde ich mir mal einen Holzblock zulegen. Da können sie zwar auch an nicht so guten oder kaputten Verschlüssen mit ihrem Legebohrer eindringen, aber sie können nicht so viele Röhren anbohren. Die Mauerbienen lassen die erste Zelle ja immer frei, vermutlich als Parasitenschutz. Da frage ich mich, wie die Erzwespen von vorne überhaupt dran kommen sollen?

Noch mal eine Gehörnte Mauerbiene Osmia cornuta. Deren Zeit ist eigentlich schon vorbei. Draußen auf dem Balkon ackerte noch eine letzte kleine, inzwischen ziemlich blasse Mauerbiene. Die ist jetzt eher hellgelb und abgewetzt. Die hier stammt noch aus früheren Zeiten vor ein paar Wochen. Warum die Art Gehörnte Mauerbiene heißt, sieht man hier endlich mal ganz gut: gleich zwei Hörner zieren ihre Stirn :-)

Von den Rostroten Mauerbienen Osmia bicornis sehe ich auch nur noch eine oder zwei, die hier werkeln. Dann wars das wohl bald. Kurz nachdem sie losgelegt haben, explodierten die Zahlen der Taufliegen Cacoxenus indagator, die sie ebenfalls parasitieren, wenn auch als Brutparasiten.

Bild vom letzten Jahr:

I found some new insects around my insect hotel. I cleaned some old tubes from last year and suddenly found these tiny black insects. They are about 1-2 mm „big“. They are called Chalcid wasps and they parasitize wild bees. Some species parasitize even more: wasps, bees, bugs, butterflies and flies. These are used against vermins in food, against bugs (i.e. flour beetle) to be exact.

Some of the Chalcid wasps use ovipositors. They penetrate the nesting tubes and lay their eggs into the cocoon of the wild bee larvae. The larvae will be eaten by the wasp larvae.

In between the time of Osmia cornuta is over. The next-to-last picture shows a „fresh“ one from 3 weeks ago. The name cornuta – horn can be seen in the photo :-) She has got two horns on her forehead.

Osmia bicornis appeared finally, but only a few. I even don’t know if they were from my balcony or from outside. When they appeared the number of the little parasitizing flies of Cacoxenus indagator exploded. Now chalcid wasps – not easy for the bees. I think I will get a block of wood. That could be a bit safer against some of the parasitoids.

26 Kommentare Gib deinen ab

  1. Co.Rona sagt:

    Der sprichwörtliche Erzfeind 😅

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  2. Ule Rolff sagt:

    Noch so jemand! Ich muss meine Röhren auch mal sichten, da scheint es zum Teil auch verdächtig aktionslos bzw. löcherig.
    Trotz allem hab ich Freude an deinen Erz-Fotos.

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    1. pflanzwas sagt:

      Im Fokus der Kamera fand ich sie ganz sympathisch. Ich mag ja auch die Schmalbauchwespen. Ohne Makro sind es nur laufende Punkte. Ich hoffe nur, daß sie sich nicht zu sehr vermehren. Die Bambusröhren reinige ich nie, die sind zu klein, aber da hat sich kaum was geregt. Ist in der Natur ja auch so. Schau ma mal, wie es nächstes Jahr wird.

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  3. Genial,
    Muss ich unbedingt nochmal genauer lesen!
    Ich mag winzige insekten ohnehin sehr.

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    1. pflanzwas sagt:

      Ich mußte an dich denken 😀 Die sind wirklich winzig. Wären sie mir nicht vor die Füße gefallen, hätte ich sie nie bemerkt.

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      1. Ich habe unlängst winzige wespchen am Raps gesehen. Vielleicht waren das erzwespen?! Anderntags waren sie nicht da, schon merkwürdig.

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        1. pflanzwas sagt:

          Vielleicht zu windig oder bei A oder L gabs was günstiger. Bei der Inflation kann man nie wissen 😆

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  4. Ulrike Sokul sagt:

    Liebe Almuth,
    vielleicht wäre es einen Versuch wert, die Wildbienenhäuser aus Keramik der Firma DENK-Keramik auszuprobieren, da wäre zumindest keine seitliche Einbohrung für Parasiten drin.

    Nachtaktive Grüße von
    Ulrike

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    1. pflanzwas sagt:

      Herzlichen Dank für deinen Tip. Wird Keramik denn gut angenommen? Ich würde Holz bevorzugen, aber wahrscheinlich kommt beides gut an 🙂 Die Sachen sind ja schön gemacht. Hast du sowas? Liebe Grüße zur Nacht von Almuth

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      1. Ulrike Sokul sagt:

        Gern geschehen, liebe Almuth.
        Ich habe mir die Keramikblume bestellt und sie hängt seit Ende Februar auf meinem Balkon. Bisher ist noch keine Wildbiene eingezogen, aber auch bei meiner Bambusröhrennisthilfe sind nur drei Röhren besetzt. Entweder finden die Wildbienen hier wegen der zahlreichen Bäume oder wegen meiner Trockenmauer und Totholzstapel im Garten genug andere Nistmöglichkeiten oder es sind nicht genug Mauerbienen vorhanden.
        Von einen solch regen Wildbienenbetrieb wie bei Dir auf dem Balkon kann ich leider bisher nur träumen.
        Zur Zeit tummeln sich auf meinem Balkon immerhin diverse Spinnen, Minigehäuseschnecken und leider auch Blattläuse. ;-)
        Und auf meiner Baumscheibe spazierte heute ein MAIKÄFER.
        Gutenachtgruß auch von mir zu Dir

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        1. pflanzwas sagt:

          Manchmal braucht es ja auch etwas Zeit, bis neue Gäste einziehen. Ich fragte mich nur, wie Keramik bei den Bienen ankommt. Sie nisten allerdings auch im Kunststoffrahmen unserer Balkontür. Also nehmen sie vermutlich alles, was sie kriegen können. Obwohl meine Nisthilfen aus MDF nicht sooo beliebt sind. Frage einer eine Wildbiene :-)
          Na, immerhin ist was los auf deinem Balkon und was du von deinem Garten schreibst, klingt schön! Eine Trockenmauer hätte ich auch gerne, lächel.
          Liebe Grüße zu dir!

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  5. bluebrightly sagt:

    Wow, that’s tiny! Good for you for identifying it. You have learned so many things from hosting insects on your balcony! And now, of course, you would like to create a different balance…good luck!

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    1. pflanzwas sagt:

      Thank you. Actually nature knows best, but I know it better 😁 Ok, I know nothing 😉

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  6. Ui, die kannte ich noch nicht. Schöne runde Löcher können sie bohren, falls sie es waren. An meinem Insektenhotel ist nichts los nach anfänglichen Besichtigungen. Blüht wohl noch zu wenig drumherum.

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  7. gkazakou sagt:

    Vielleicht ist die Bruthilfe insofern kontraproduktiv; die Röhren sind nah bei einander, der Befall betrifft dann gleich die ganze Generation. In der Natur liegen die Niströhren unregelmäßig und in gehöriger Entfernung voneinander, das macht es für die Parasiten vielleicht schwieriger. Nur so ein Gedanke.

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    1. pflanzwas sagt:

      Ich habe die Röhren schon ein bißchen über den Balkon verteilt, aber ich bilde auch immer kleine Haufen, weil die Wildbienen gerne dort suchen, wo schon was ist. Ich habe ja gar nicht mal so viel. Auf der anderen Seite gibt es in der Natur Wildbienenarten, die gerne in Kolonien nisten. Bei denen haben die Gegenspieler auch leichtes Spiel. Die Frage ist, ob die Natur ihr Gleichgewicht hält, wenn man solche Nisthilfen anbietet. Ich werde sehen, wie es sich entwickelt.

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  8. hanneweb sagt:

    Oha, diese Erzwespen scheinen ja wirklich Erzfeinde der anderen Insekten in den Röhren zu sein und muss direkt mal nachschauen, ob sich auch an meinen Insektenhotels solche Biester aufhalten.
    Dankeschön für diesen wertvollen Hinweis sowie die tollen Aufnahmen, liebe Almuth und hab einen schönen Tag ☀️🍀🌺

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    1. pflanzwas sagt:

      Herzlichen Dank! Ja, immer was Neues. Bislang sind die mir noch nie aufgefallen. Wer weiß, ob sie schon früher mal da waren. Alles verändert sich. LG und dir ein schönes Wochenende!

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  9. naturfund.de sagt:

    Das ist ja ein wahrer Krimi auf deinem Balkon. Sehr interessant wieder einmal. Es scheint ja gerade die zeit für die ganz Kleinen 🙂. Bist du jetzt eigentlich zufrieden und gut unterwegs mit deiner „neuen“ Kamera? Das wollte ich doch immer noch mal fragen und wissen.

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    1. pflanzwas sagt:

      Die liegt gerade mal wieder auf Eis. Vor ein paar Wochen habe ich mich mal wieder damit beschäftigt und seitdem herrscht wieder Pause. Ich hoffe, ich schaffe das vor der Rente, mich damit auseinanderzusetzen 😉

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      1. naturfund.de sagt:

        😀 Falls nicht, kaufe ich sie dir irgendwann ab. Es ist wohl hinderlich, dass du die alte Kamera noch hast.

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        1. pflanzwas sagt:

          Ich mag die andere einfach lieber, d.h. ich finde sie praktischer, weil ich Makro und Zoom nutzen kann und das in kürzester Zeit. Wenn ich den Insekten auf der Spur bin, ist das ja oft von Vorteil 🙂
          Zwischenzeitlich habe ich mich mal damit beschäftigt, aber dann nutze ich doch wieder die andere. Kommt noch!

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  10. Great photos & interesting post – thanks for sharing :-)

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    1. pflanzwas sagt:

      Thank you 🙂 Do you have these little wasps in your garden? They are really tiny. I think I wouldn‘ t have noticed them when I didn’t find them in one of the nesting tubes.

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