Insektenleben: Zwischen Hecke und Wiese V

Die Wiese und ihr Umfeld

Mein Wiesenbegleitprojekt nimmt irgendwie kein Ende. Ich habe noch so viel Material, aber bis zum Ende des Jahres möchte ich eigentlich durch sein. Dann geht es ja schon wieder von vorne los ;-)

Schon letztes Jahr habe ich über das Wiesenumfeld geschrieben. Oft betrachten wir einen Lebensraum nur für sich. Viele Insekten brauchen aber mehr als nur die Wiese. Gerade Hecken, Sträucher, Waldränder die an eine Wiese angrenzen, sind bei Insekten sehr gefragt. Die Larven vieler Insektenarten entwickeln sich an anderen Orten, unter anderen Bedingungen, als die ausgewachsenen Tiere. Diese haben häufig ganz andere Bedürfnisse. Sie suchen Blüten auf, weil sie von Nektar und Pollen leben oder fressen an Blättern und Früchten.

Manche Larven entwickeln sich im Boden, in der Streuschicht unter Büschen oder in Totholz. Etwas, was die Wiese nicht bietet. Je vielfältiger die Landschaftsstruktur, umso besser für die Insektenvielfalt!

Die Wiese hinter dem Haus, die eher eine Gräserwiese als eine Blumenwiese ist, ist von Hecken umgeben, von Büschen, Sträuchern und Bäumen. So sind viele Strukturen gegeben, die gerne angenommen werden. Schotterwege bieten Wärmequellen und offene Strukturen, die wiederum von manchen Arten bevorzugt werden.

Die Hecke am Wiesenrand besteht zum großen Teil aus der Gewöhnlichen Waldrebe Clematis vitalba und Wildem Wein Parthenocissus quinquefolia. Am Boden wachsen vielfach Wildkräuter, von Taubnesseln über Flockenblumen bis zu Schafgarbe und anderen Pflanzen.

Waldrebe verblüht.

Die Hecke bietet Wärme in der Morgensonne und viele Versteckmöglichkeiten. Als ich Ende August unterwegs war, tobte an den warmen Tagen dort das wilde Insektenleben.

Weißlinge laben sich an den Waldrebenblüten.

Kleiner Kohlweißling Pieris rapae (oder doch ein Grünader-Weißling Pieris napi?)

Auch Wanzen waren wieder gut vertreten. Von links nach rechts: die Nymphe einer Rotbeinigen Baumwanze Pentatoma rufipes, die Grüne Stinkwanze Palomena prasina, sowie die Lederwanze Coreus marginatus, die sich hier ein bißchen versteckt.

Wo die „Eltern“ bzw. die Imagines sind, sind die „Kinder“, die Nymphen nicht weit. Es gibt verschiedene Nymphenstadien auf dem Weg zur fertigen Wanze. Wenn ich nicht irre, ist das hier die Nymphe einer Lederwanze.

Links die Nymphe einer Gemeinen Feuerwanze, rechts die einer Grünen Stinkwanze. Im Hintergrund ist eine Strauchschrecke zu sehen, aber zu der komme ich noch.

Ackerhummel Bombus pascuorum

Auch Erdhummeln Bombus terrestris und Honigbienen Apis mellifera waren zu Gast am Buffet.

Schwebfliegen Syrphidae tummelten sich auch dort. Die Waldreben sind so spät im Sommer eine sehr gute Nektarquelle.

Eine sehr kleine Schwebfliege, die versuche ich gar nicht erst zu bestimmen ;-)

Auch eine Wildbiene war noch mal zu sehen dort, vermutlich eine Gemeine Furchenbiene Lasioglossum calceatum. Wenn ich denn richtig liege, nistet sie im Erdboden.

Es gibt viele Wildbienenarten, die ausschließlich solitär leben, d.h. die Weibchen kümmern sich nach der Begattung allein um den Bau der Nistzellen und die Versorgung der Brut mit Proviant. Ist ihre Arbeit erledigt, sterben sie nach ein paar Wochen, die Nachkommen schlüpfen im folgenden Jahr. Diese Art soll auch semisozial leben, d.h. bei guten Bedingungen bildet sie einen kleinen Staat mit einer oder mehreren Königinnen sowie Arbeiterinnen, die wie bei den Hummeln und Bienen die Brutpflege betreiben.

Es gibt da noch mehr Abstufungen in der Lebensweise von Wildbienen, aber davon ein andermal mehr.

Damit ich die Textmenge hier nicht sprenge, gibt es zu Feuerwanzen und Strauchschrecken noch einmal extra Beiträge.

Jedenfalls war Ende August, Anfang September in der Hecke richtig viel Leben. Aber auch auf der Wiese wurde noch viel herumgewuselt. Die Tage waren sonnig und warm und da hat das Leben noch mal richtig aufgedreht :-)

My long time project about the meadow don’t end. I have so much material! I hope to finish it until the end of this year. Then there will be already the next season coming up!

Already last year I wrote about the surroundings of the meadow (the meadow consists mainly out of grass and weed, with a small amount of flowers). For many insects varied surroundings are important. Hedgerows as well as bushes and trees. Often the adult insects have different requirements than their larvae. The larvae often lives on the ground, in the earth or in deadwood. Things the meadow don’t offer. So the more varied the scenery is, the better.

Here are all these things to be found. Today I show some things from the hedge, wich consists out of Clematis and wilde vine. The blooming Clematis is a very good source of nectar at the end of August as you can see above. So many insects have been busy there. The days were warm and sunny and the insects very lively.

Beside of butterflies there were honey bees, wild bees including bumblebees, syrphid flies or hoverflies, many many true bugs in different stages of age, spiders of course and several Pholidoptera, a kind of grasshopper, quite large. But more about them in another post.

At the end of August there was a lot of life out there. One more time, before autum ends some of their lives or some insects start to hibernate.

14 Kommentare Gib deinen ab

  1. Linsenfutter sagt:

    Ein sehr wichtiges Thema, mit dem ich mich auch immer wieder beschäftige. Viele Menschen ahnen nicht, was sich dort alles abspielt und wie wichtig das alles für ein funktionierendes Ökosystem ist. Sehr schön gemacht.

    Gefällt 2 Personen

    1. pflanzwas sagt:

      Danke! Mich interessiert, was sich dort auf der Wiese tut und so erfahre ich immer ein bißchen mehr und lerne neue Insekten kennen und was sie zum Leben brauchen. Würde man ein Jahr lang nur einen Quadratmeter beobachten, könnte das auch sehr aufschlußreich sein :-) Bei den Vögeln ist es nicht viel anders mit ihren Ansprüchen an Nahrung und Nistmöglichkeiten denke ich.

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  2. Wie immer: Zauberhaft!

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  3. frauholle52 sagt:

    Ach, wie sehr freue ich mich auf die hellen, milden Tage! Es gab sie, wie man hier sieht, und sie kommen wieder!🌞

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    1. pflanzwas sagt:

      Davon gehe ich auch aus oder ist was anderes vorhergesagt ;-) Ja, bald werden die Tage wieder länger. Das ist bei dieser Dunkelheit echt ein Hoffnungsschimmer!! LG und eine schöne Adventszeit wünscht
      Almuth

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  4. Schön, dass Du noch nicht durch bist mit Deinem Zeigen. Haben wir noch was von!
    Ja, Hecken und was dann abgestuft weiterwächst, gaaaanz wichtig und da brummt das Leben.
    Kennst Du das Buch (auch als Doku soweit ich weiß, veröffentlicht)
    DIE WIESE von J. Haft.
    Hab eine schöne Woche und liebe Grüße
    Nina

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    1. pflanzwas sagt:

      Ja, das Buch kenne ich, wirklich toll. Die Vielfalt, die er beschreibt, die erlebt man ja kaum noch. Ich hoffe trotzdem, daß ich das Thema bald zum Ende kriege, wenigstens für dieses Jahr ;-)

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  5. Die kleine Schwebfliege, das sollte doch “ die kleine mistbiene“ sein…aus meinem Gedächtnis her. Die haben so muskulösen Beine.

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    1. pflanzwas sagt:

      Danke für den Tip! Stimmt, die Beine sind ein guter Hinweis :-)

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  6. Ich habe noch 2150 Fotos aus einem Park in Fuerteventura Januar 2020…da waren auch nerkwürdige insekten bei.
    Teilweise habe ich das Material durch 😀

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    1. pflanzwas sagt:

      Falls noch mal Langeweile aufkommen sollte, weißt du ja, wo du gucken mußt :-)

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  7. Ule Rolff sagt:

    Du machst aus den Weißlingen (und anderen auch) an den Waldreben ganz allerliebste Bilder. Die eingeschränkte Farbpalette konzentriert den Blick auf die Feinheit der Formen.

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  8. naturfund.de sagt:

    Wie witzig, jetzt über diese insektenreiche Zeit zu lesen.
    Ich freue mich über deine Wanzenvielfalt. Die Rotbeinige Baumwanze entdeckte ich in diesem Jahr das erste Mal, allerdings nur als Imago. Du zeigst ein recht fortgeschrittenes Larvenstadium, was ich nur sage, da ich es immer viel besonderer finde, eine vor die Linse zu bekommen. Und dies ist eine Schicke, da sie so einen kräftigen „Panzer“ vorweist.
    Der Größenunterschied von Stinkwanzenlarve zur Strauchschrecke ist immens und hat eine irre Wirkung.

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    1. pflanzwas sagt:

      Danke für den Hinweis. Bei der Baumwanze ist mir doch entgangen, daß es auch eine Nymphe ist :-)

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