Insektenleben: Von der Wiese im Sommer

Es blüht und summt

Ich hinke mit meiner Serie über die Gräserwiese hinter dem Haus immer noch hinterher. Heute morgen war ich noch mal mit der Kamera dort und konnte feststellen, daß jetzt gerade das wilde Leben dort tobt. Obwohl auf der Wiese und der neu angelegten Blumeninsel der Zenit überschritten zu sein scheint, genau wie auf meinem Balkon, und vieles verblüht ist, ist zwischen den Stengeln und Pflanzenhalmen mehr los denn je. Vielleicht ändern sich die Schwerpunkte der Insektenarten etwas, aber es kommt mir so vor, als wäre nicht weniger los als zu der Zeit, als vieles in Blüte stand.

Hier kommen noch mal Eindrücke von Juni und Juli, also vom Sommer.

Vielen ist ja schon aufgefallen, daß es ein richtig gutes Wanzenjahr ist. Auf der Wiese treffe ich stets und ständig auf Lederwanzen Coreus marginatus.

Auf dieser Seite des Nabu gibt es eine Beschreibung. Dort wird ebenfalls erwähnt, daß es bei uns in Deutschland um die 900 Wanzenarten gibt. Wahnsinn. Da kenne ich erst sehr wenige ;-)

Nach der Neugestaltung der Wege (siehe Foto im Querformat weiter unten) wurde auch eine Sitzgelegenheit mit Sandsteinen geschaffen. Ein Baum wurde gepflanzt und man hat Blumensaat ausgebracht, offensichtlich eine bunte Mischung. Anfangs wuchs dort fast nur Ackersenf Sinapis arvensis, wenn ich mich nicht irre.

Später folgten dann Korn- und Mohnblumen, Taubenkropf-Leimkraut, Schafgarbe, Flockenblumen, Ringelblumen und diverse andere bunte Blumen.

Lustigerweise wird diese Insel als auch die Wiese neben dem Haus, von der ich noch nicht berichtet habe, die aber auch eingesät wurde, zu einem großen Teil von Melde dominiert. Melde Atriplex (ich nenne sie so, aber eigentlich ist es eine Gruppe von Pflanzen aus der Familie der Fuchsschwanzgewächse) ist eine typische Baustellenpflanze. Sie war letztes Jahr schon dominant, aber nachdem man die Erde schön neu verteilt hat, hat man auch die vielen Samen mit verteilt.

An manchen Stellen gehen die bunten Wiesenblumen zwischen der Melde unter. Aber was für uns nicht so hübsch aussieht, hat für Insekten und Raupen bestimmt einen Vorteil. In einem Wikipediaeintrag las ich etwas von 125 Schmetterlingsarten, die sich von Melden ernähren.

Ich war damals ja nicht begeistert ob dieser Umgestaltungsmaßnahmen, aber alles hat seine Vor- und Nachteile. Die offenen Wege lassen Raum für Pflanzen, die in der Wiese untergehen würden und etwas mehr Licht brauchen.

Vielleicht lag es dieses Jahr am feuchteren Frühjahr, jedenfalls sind Vogelwicke und Kratzdisteln auf der Wiese förmlich explodiert. Die Jahre davor sah man nur ein paar einzelne Pflanzen.

Hier sieht man es noch nicht richtig, aber in vorderster Reihe blühen später jede Menge Disteln.

Es war manches an kleinen und kleinsten Wildbienen unterwegs. Die obligatorischen Roten Weichkäfer Rhagonycha fulva durften natürlich nicht fehlen. Dann sah ich noch diese Wildbiene, die ich nicht so recht zuordnen kann. Die warmen Sandsteine waren auch für sie ein angenehmer Aufenthaltsort :-)

Dieses große „Tier“ auf der mittleren Abbildung fand ich erst am Bildschirm. Ich hatte in die Wiese hineingezoomt und dieses Ding saß an ein paar alten Brombeerblättern, vielleicht 5 m von mir entfernt. Im ersten Moment denkt man an Raupen, aber ich bin mir nicht sicher. Es wirkt so glatt und Beine kann ich kaum ausmachen.

Es könnte sich um einen Schnurfüßer handeln, evtl. der Schwarze Schnurfüßer Tachypodoiulus niger oder ein Sandschnurfüßer Ommatoiulus sabulosus. Sie gehören zur Art der Tausendfüßer. Was für ersteren spricht, ist die Tatsache, daß er sich sowohl auf dem Boden, wie auch Büschen und Bäumen aufhält. Er ernährt sich von Algen auf Rinden, Abfallstoffen und Früchten, wie beispielsweise Himbeeren. Vom Schlüpfen bis zum geschlechtsreifen Tier vergehen zwei Jahre mit mehreren Häutungen. In dieser Zeit nimmt das Tier stetig an Größe zu. – Liebe Simone, danke für den Tip :-)

In der Hecke am Wegesrand weilte ein Spinnen-Kindergarten :-)

Honigbiene „an“ Kornblume

Vermutlich eine Echte Blattwespe, vielleicht Macrophya annulata (ohne Gewähr ;-). Wenn sie es ist, fressen ihre Larven an Rosengewächsen, bevorzugt Hundsrosen (würde passen, die gibt es dort). Die adulten Tiere ernähren sich von Honigtau, Pollen und Nektar, sowie kleinen Insekten.

Dies ist eine Hummelschwebfliege. Sie sieht aus, als hätte sie eine Sonnenbrille auf ;-) Vielleicht ist es Volucella bombylans var. plumata. Ohne den Körper zu sehen, kann ich nicht mehr sagen. Hummelschwebfliegen imitieren Hummeln. Die Weibchen versuchen ihre Eier in den Nestern von Hummeln abzulegen. Die dort schlüpfenden Larven ernähren sich vom Abfall, der im Hummelnest anfällt, als auch von toter Brut. Es gibt Aussagen, daß sie sich auch räuberisch betätigen und sich von Hummelbrut ernähren. Für mich macht das Erstere mehr Sinn, aber wenn das Angebot nicht reicht, warum nicht…

Es gibt mehrere Arten von Hummelschwebfliegen. Die meisten ähneln der Art, in deren Nester sie eindringen (Mimikry). So gibt es auch eine Hornissenschwebfliege, die in den Nestern von Hornissen lebt.

Nachtrag: was ich für eine Hummelschwebfliege hielt, könnte auch eine Schwebfliege sein, die Criorhina floccosa (Pelzschwebfliege?). Schade, daß ich sie nur frontal erwischt habe. Es ist also alles möglich :-)

Hier habe ich vermutlich versucht, Wildbienen zu fotografieren. Gesehen habe ich eigentlich nur eine ;-) Wie auch immer, mir gefallen diese fliegenden „Bohnen“.

Zu guter Letzt noch ein paar Blüten. Bei den ersten Bildern weiß ich nicht, was es sein könnte. Darunter ein Gänseblümchen mit einer interessanten Fliege, nein, zwei, aber letztere kann ich noch weniger bestimmen.

Dies sind die Samenschoten des Acker-Hellerkrauts Thlaspi arvense, auch Acker-Täschelkraut genannt. Die finde ich ja zu schön!

Es ist ein ständiges Kommen und Gehen in der Wiese. Etwas verblüht, etwas neues kommt. Schönes ist immer dabei.

I am much behind the life of the meadow I am writing about from time to time. Today I have been there and found much more life (insects) than I would have expected, because many flowers have faded. But between the stems there were grasshopper and little bugs, flies and beetles and much more :-)

These are again some impressions from June and July. I found some wellknown insects like true bugs and Cantharis – they are almost obligatory on a meadow here. It seems to be a good year for bugs. I read that alone in Germany we have about 900 different kind of bugs. I hardly know 5 or 10 ;-) There are thousands all over the world.

I saw some wild bees, many very small, but also a bigger one, but I didn’t find out, what it is. It liked to sit on the warm stones. In a hedge nearby I found a spider-Kindergarten ;-) Then there was a sawfly ( the larvae feed on roses) and a hoverfly of the kind of Volucella.

The latter imitate other insects. The females of Volucella try to lay their eggs into the nests of bumblebees. The larvae feed on waste and from dead bumblebees. They always look a bit funny to me! There are different kinds of Volucella and they often look like the insects they want to live with, like a special kind of Bombus for example. There is also a kind that imitates hornets. It is one of our biggest hoverflies here.

In springtime they made new footpaths through a part of the meadow and the town sowed some flowers. I didn’t like the change then, but it has some advantages and of course more flowers are a plus. Some plants that wouldn’t grow in a dense meadow full of grasses has a chance to grow on the edge of it now. Thanks to a moister spring some plants and flowers grew very well, thistles for example, that give a lot of nectar for pollinators :-)

The last picture you can see the seed capsules of Thlaspi arvense. I like them a lot. Don’t they look nice? Life comes and goes on a meadow and there is always something nice to find :-)

27 Kommentare Gib deinen ab

  1. Ule Rolff sagt:

    Schön hochsommerlich ist deine Bildauswahl, liebe Almuth. Über einen Mangel an Fotomotiven kannst du anscheinend auch nicht klagen.
    Ich wünsche dir einen schönen Sonntag 🙂

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    1. pflanzwas sagt:

      Die Wiese gibt zur Zeit viel her :-)

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  2. Fotohabitate sagt:

    Bei der „Raupe“ könnte es sich um einen Schnurfüßer, auch Ringelwurm handeln. Den hatte ich gestern im Garten auch gerade zu Gesicht bekommen.

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    1. pflanzwas sagt:

      Ich hatte es gestern schon in den Text eingearbeitet, was du geraten hast. Ich denke, du hast Recht. Die Länge und Form paßten nicht zu einer Raupe. Und sowas hast du im Garten? Schnurfüßer, klingt gut :-)

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      1. Fotohabitate sagt:

        Ja, dieses Jahr habe ich so manche Neuentdeckung gemacht 😊

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        1. pflanzwas sagt:

          Dafür fehlten die bekannteren Arten oder?

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          1. Fotohabitate sagt:

            Irgendwie schon, vom Gefühl her.

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  3. Sherry Felix sagt:

    Love viewing your nature study.

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    1. pflanzwas sagt:

      Thank you very much! I am glad you like it :-)

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  4. Das würde ich ja gern – ausnahmsweise – übernehmen. Darf ich?

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  5. Sehr schön und es freut mich, dass sich die „Erneuerungen“ doch zum Guten entwickelt haben!
    Viele Grüsse
    Christa

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    1. pflanzwas sagt:

      Ich vermisse zwar das alte, charmante, aber glücklicherweise ist vieles so zugewachsen, daß es leichter zu verschmerzen ist. Man kommt nur Eichhörnchen und Vögeln nicht mehr so nah, aber so isses nun mal. Danke Christa und viele Grüße nach Kanada! Almuth

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  6. Sooo viele Wanzenarten gibt es? Wow. Ich habe das Gefühl, ich sehe immer dieselbe. Sonst ist da ja schön was los. Der Spinnenkindergarten ist putzig. Den roten Lein habe ich dieses Jahr das erste Mal sehen.

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    1. pflanzwas sagt:

      Die üblichen drei Verdächtigen würde ich sagen. Es gibt fast ein paar „Standardwanzen“ ;-) – Roten Lein kenne ich auch noch nicht lange. Der war mal in einer Samenmischung mit drin. Ich finde ihn sehr schön.

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      1. Mir fallen auf Anhieb nur die grüne, die braune und die flotte rot/schwarz gestreifte ein.

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        1. pflanzwas sagt:

          So in etwa, haha :-)

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  7. Wieder so fantastisch, was Du wieder alles fotografiert hast und entdeckt hast und auch bestimmt dazu!
    Ja, ich hatte auch den Eindruck, vielleicht wg dem kalten Frühling, dass sich alles etwas verschoben hat.
    Melde, die mag ich eigentlich sehr. Manchmal ist sie nach ein zwei Jahren s hon wieder auf den Flächen verschwunden. Ich habe mal versucht, die Garten melde anzupflanzen, aber wohl was falsch gemacht.
    Liebe Grüße
    Nina

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    1. pflanzwas sagt:

      Hm, vielleicht hättest du mehr Bauschutt liefern müssen ;-) Auf Baustellen wächst sie ja immer prächtig. Schön finde ich sie eigentlich nicht, aber ihre Blattfarben im Spätsommer sind toll. LG

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  8. bluebrightly sagt:

    I’m glad you’re finding something to appreciate about the destruction – os should I say changes? – made by the town to „your“ meadow. I can see what you mean about flowers on the edges. All the bugs and bees are enjoying them. :-) My favorite is the first one because it has a fun, army tank look. And yes, those seed pods are fantastic!

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    1. pflanzwas sagt:

      Haha, good idea :-) Thank you!

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    2. pflanzwas sagt:

      In total it doesn’t look bad. Nature has been exploding this year, because of more moisture in spring time, so there is lots of fresh green. Blackberries almost take over – I hope they won’t spread too much. I miss the charme of the density and wilderness, that have vanished. And you don’t get so close to birds and squirrels any more, which is really a pity. But who cares? Most of the people didn’t even know about it. It is okay and at least there are more flowers for insects around!

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  9. frauholle52 sagt:

    Ein wunderschöner Wiesenspaziergang. Danke fürs Mitnehmen. Die Knospen von „Keine Ahnung“ gefallen mir am besten😂!

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    1. pflanzwas sagt:

      Und ich dachte die von „ich auch nicht“ ;-) LG

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  10. Da hast Du wieder extrem viel reingepackt, in diesen Artikel. :-)
    Ich traue mich das nie.
    Auf der anderen Seite: Wenn ich von einem Spaziergang zurückkomme, zeige ich so vielleicht nur 15 % der sehenswerten Fotos. Das ist schade.
    Das Durchsehen von vielleicht 300 Fotos je Pirschgang kostet ja ohnehin einiges an Zeit. Und dann einen großen Artikel machen, das würde noch mehr Zeit kosten. Das scheue ich.

    Ameise “melkt” Blattläuse: Da konnte ich erst kürzlich jemanden darüber aufklären :-)
    Die Aufklärung von kleinen Woildbienen empfinde ich persönlich schwierig.
    Die Blattwespe ist schön drall.

    Gestern kam ich an einer sehr ungepflegten Schau-Wiese an einer Stadtmauer vorbei. Kam ins Gespräch mit Leutchen.
    Man müsste neu aussähen, meinte meine Frau. Es sah sehr struppig aus.

    So weit in Kürze zu deiner Fotoschar :-)

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    1. pflanzwas sagt:

      Von wegen in Kürze, daß war ja ein richtig langer Kommentar :-) Danke dafür! Die Schauwiese hat jetzt bestimmt ihren Höhepunkt erreicht. Jetzt im Hochsommer kommt nicht mehr so wahnsinnig viel Neues. Dafür ist umso mehr Leben darin. War die Tage ganz erstaunt, was in der „absterbenden“ Wiese los ist! – Tja, ich kann wohl nicht kurz. Mich interessiert immer, wie die Tiere leben. Aber manchmal wird mir das selbst zu zeitintensiv. Dann sitze ich zwei Stunden an so einem Beitrag und ich habe da noch so viel anderes, was ich gerne zeitnah wiedergeben möchte. Das klappt dann aber nicht. Ich bräuchte ein Mittelmaß :-)

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      1. Ich werde mal irgendwann einen Beitrag verfassen, in dem alles von einem einzelnen Spaziergang drin ist. :-)
        Das macht aber heftig Arbeit.

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        1. pflanzwas sagt:

          Darauf freue ich mich schon :-)

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