Insektenleben: Von der Wiese im Frühling

Die Wiese erwacht

Manche von euch erinnern sich vielleicht noch an meine Serie über die Wiese hinter dem Haus. Ich habe letztes Jahr über mehrere Wochen immer wieder das Insektenleben dort begleitet, mir angesehen, was in den angrenzenden Hecken und Sträuchern lebt und wie sich dieser Lebensraum durch das Jahr entwickelt.

Im Frühjahr gab es hier einige Veränderungen, ein Teil der alten kleinen Schlehenwildnis wurde zugunsten einer neuen Wegeführung abgeholzt und auch ein Teil der Wiese, die hauptsächlich aus Gräsern besteht, wurde plattgemacht, um einen neuen Baum, Sandsteine zum Sitzen und eine kleine Blühfläche anzulegen. Was vorher nur Trampelpfade waren, wurde zu Wegen ausgebaut. Dem Rest der Wiese hat das glücklicherweise keinen Abbruch getan, die gedeiht prächtig, zumal wir dieses Frühjahr etwas mehr Regen hatten, als die letzten Jahre.

Das Bild stammt aus den letzten Tagen. Nur um mal die Höhe der Gräser zu verdeutlichen.

Nachdem es so lange kalt war und die Pflanzen nach der Umgestaltung des weiteren Geländes erst neu austreiben mußten, habe ich mich wieder auf der Wiese nach Insekten umgesehen. Anfangs wurde ich fast gar nicht fündig. Ich mußte schon eine Weile stehenbleiben und genau gucken, um Leben dort zu entdecken.

Das Tierchen ist total winzig, vielleicht 3 oder 4 mm klein. Es ist ein Moos-Schnellräuber Tachyporus hypnorum. Ich glaube, ich habe ihn schon mal wahrgenommen, aber nie so richtig. Er lebt von verrottendem Pflanzenmaterial und jagt kleine Insekten und Springschwänze (irgendwer wird immer gefressen oder?). Der zu den Kurzflüglern zählende Winzling überwintert u.a. unter Moospolstern. Ob daher sein Name rührt, weiß ich allerdings nicht.

Noch mal der Mausgraue Schnellkäfer Agrypnus murinus. Den finde ich echt urig.

Interessant finde ich auch, was sich zwischen den Gräsern durchsetzt. Oft sind es nur Einzelpflanzen oder kleine Gruppen, wie hier die Weiße Taubnessel Lamium album. Sie gehört mit anderen Taubnesselarten mit zu den ersten Nektarquellen im Jahr. Was das da rechts für ein Insekt ist, weiß ich nicht.

Sowohl auf der Wiese als auch am Wiesenrand waren viele Wespenbienen Nomada unterwegs. Sie parasitieren Wildbienen, wie zum Beispiel Sandbienen und diverse andere Wildbienenarten. Sie werden auch als Kuckucksbienen bezeichnet, weil sie ihre Eier in die gemachten Nester der Wildbienen legen. Dabei hat jede Wespenbienenart ihren eigenen ganz spezifischen Wirt, also meist nur eine Wildbienenart. Die Larve frißt nach dem Schlüpfen im Wildbienennest Ei bzw. Wildbienenlarve und ernährt sich danach vom Proviant, der für die Wildbiene gedacht war.

Die Nomada-Arten haben eigentlich prägnante Muster, die man gut unterscheiden kann, aber wie so oft finde ich keine Abbildung, wo man, wie bei dem linken Exemplar, die roten Punkte finden kann. Typisch ;-) Das so viele auf der Wiese zu finden sind, heißt wohl, daß letztes Jahr ein gutes Wildbienenjahr war.

Am Wiesenrand wächst Weißdorn Crataegus, Brennesseln und andere Wildkräuter, auf deren Blätter sich viele Insekten gerne aufhalten.

Auch bei den Ameisen wurde es nicht langweilig. Bei dem linken Exemplar kann man ein paar Härchen erkennen ;-) Rechts wurde diese gelbe Wiesenameise von den Schwarzen Wegameisen(?) abgeschleppt oder angegriffen.

Dadurch, daß die Wege breiter und die Fläche damit offener wurde, ließen sich auch mal wieder Spatzen und Stare auf Futtersuche sehen. Wenn ich sehe, was der Spatz im Schnabel hat, frage ich mich, wo der den dicken Falter her hat. So einen habe ich dort noch nicht gefunden ;-) So hat alles seine Vor- und Nachteile.

Die Überschrift ist eigentlich nicht ganz zutreffend, die Wiese ist schon lange erwacht, hier ist sie bereits sehr üppig. Später Frühling paßt eher :-)

A new season on the meadow behind the house has started. Some findings of insects and birds. Last year I started to look for the insect life on and around this meadow, which consists mainly out of weed and grasses. I found beetles and cuckoo-bees, hoverflies and ants. More soon….

17 Kommentare Gib deinen ab

  1. Die Hecken sind vor allem dieses Jahr meine fundgrube.
    Da findet massiv Leben statt .
    Skorpionsfliege, gebänderte goldige Motte, Fliegen aller Art .
    Du bist aber auch auf Wiesen top fündig geworden. Den Moosschnellräuber kannte ich noch nicht! Schön!

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    1. pflanzwas sagt:

      In denen bin ich letztes Jahr auch fündig geworden, aber später im Jahr. Hier sah ich noch nicht so viel.

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  2. Anscheinend ist die Zerstörung doch nicht so schlimm gewesen!?
    Viele Grüsse
    Christa

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    1. pflanzwas sagt:

      Du hast das Stichwort gegeben liebe Christa, daß ich jetzt endlich noch mal zu der Umwandlung etwas geschrieben habe. Ich sage mal jein. Es ist schön geworden, jedenfalls jetzt, wo es grün ist, es sind mehr Leute unterwegs, dafür ist der Rückzugsraum für Vögel und andere Tiere kleiner geworden. 200 qm an alten Schlehen und Sträuchern hat man gefällt, was ich immer noch schade finde, auf der anderen Seite wachsen neue Schlehen. Mal sehen, wie es in 5 oder 10 Jahren aussieht! Es hat alles zwei Seiten. LG Almuth

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  3. An solchen Wiesen komme ich auch fast täglich vorbei, – einfach schön! 🌱🌼🌸🍀

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    1. pflanzwas sagt:

      Ja, grün tut den Augen gut und es gibt immer was zu entdecken.

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      1. Ja, zwischen den feinen hohen Gräsern schimmern so viele Blumen, vor allem Kleesorten, hervor, und dieser emporrankende, langstilige, kleinblütige Klee ist wohl doch der „Fadenklee“ . Den Namen fand ich bei „puzzleblume“.

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        1. pflanzwas sagt:

          Die beiden Sorten sehen sich auf den ersten Blick recht ähnlich. Da muß ich mal genauer hinsehen. Danke für den Tip!

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  4. Ule Rolff sagt:

    Wie gut, dass deine Befürchtungen wegen der Störung der Natur in diesem Gebiet nicht ganz wahr geworden sind. Die Bilder sind jedenfalls wieder mal eine Freude.

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    1. pflanzwas sagt:

      Danke Ule. Der Kommentar von dir und Christa waren jetzt Anlaß, doch noch mal von den Veränderungen zu berichten. Lange mochte ich nicht, hatte es aber vor. So war das ein gutes Stichwort :-)

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  5. bluebrightly sagt:

    There is a lot to find if you know how to look, right? Is the Lamium album a native plant? There is a variegated lamium that escapes gardens something here and grows on the roadsides. It’s considered a pest but I like it. ;-) The grasses in the first photos look beautiful!

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    1. pflanzwas sagt:

      I think so, but some of these species like to spread very much. Not everyone likes that. Like you I don’t mind. I think they are nice and bumblebees love them :-)

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      1. bluebrightly sagt:

        It’s funny how I feel very strongly about some invasive plants – I just hate seeing them – but others I’m fine with. Very irrational!

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        1. pflanzwas sagt:

          Haha, yes, I know what you mean. I mislike or dislike Fallopia japonica very much. It gets bigger than big:
          https://de.wikipedia.org/wiki/Japanischer_Staudenkn%C3%B6terich

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          1. bluebrightly sagt:

            That one is a problem here, too. Have you tried to pull it out? Wow, it’s hard to get those roots! The worst one here is Cytisus scoparious – Scotch broom. Maybe it looks good in Scotland but here it’s a huge problem. I have never seen it back east though – maybe the winters are too cold for it there. The other one that gets out of control here is Rubus armeniacus, with big, nasty thorns. But at least that one makes edible berries. I don’t know if the Scotch broom flowers are good for any insects. I doubt it.

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            1. pflanzwas sagt:

              Interesting what kinds can be invasive. We have a kind of Cytisus here too, but that is native. There is a problem with some kind of Rubus, but I believe it is a different one. It spreads in our woods, which is not good.
              No, I never tried to get the Fallopia out of the ground. I heard that they can be eaten when they are young. They should taste a bit like Asparagus. I never tried. They must be a bit like Bambus, growing in an amazing tempo.

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