Erinnerung an meine Großmutter
Die Zimmerreisen sind ein Blogprojekt von Heide „Puzzle“ und mir. Bei einer Zimmerreise soll die bekannte Umgebung neu entdeckt werden. Der Radius kann sich auf ein Zimmer, die Wohnung, den Balkon oder den Garten beziehen oder auch sonst ein alltäglicher Rundgang sein. Wichtig ist, daß der Startpunkt ein Gegenstand ist, von dem aus man seine Gedankenreise beginnt. Jeder kann teilnehmen. Jeden 2. Freitag im Monat gibt es eine neue Runde. Im Monat Januar soll das Objekt der Zimmerreise mit A, B oder C beginnen. Mehr zu den Regeln sowie Links zu den anderen Geschichten findet ihr hier.
Die Tage hatte ich mir zum neuen Blogprojekt zu den Zimmerreisen ein paar Gedanken gemacht und wollte eigentlich mit meinem Schreibtisch anfangen, doch dann schlug Heide die Anfangsbuchstaben aus dem Alphabet zur Ideenfindung vor und so schwenkte ich auf „B“ wie Bild um.
Wenn ich auf meinen Schreibtisch blicke, ist der eigentlich immer zu voll. Das wird sich wohl nie ändern. Über dem chaotisch-kreativen Schreibtisch hängen ein paar meiner Lieblingsbilder und Karten an der Wand. Ein selbstgemaltes quadratisches Bild meiner Schwester in kraftvollen Farben und abstrakten Flächen und Kreisen. Daneben ein Foto einer Blume, eine Postkarte eines Ziesels (extrem süß!), Ausstellungseintrittskarten und mehr.
Neben all diesen Bildern hängt dort auch eine selbstgebastelte Karte meiner Großmutter, die nun schon viele viele Jahre tot ist. Sie starb, als ich 14 Jahre alt war. Die Karte besteht aus einer hellen Pappe, die sie mit getrockneten Blumen in Form eines Stilllebens oder „Sträußchens“ beklebt hat. So etwas hat sie häufig gemacht. Mit einfachsten Mitteln wurde etwas hübsches gestaltet. Aus diesem Grund ist der Hintergrund der Karte eine grüne Pappe, die sie aus einer Schachtel eines bekannten Minzplättchenherstellers ausgeschnitten hat. Ich muß immer lächeln, wenn ich das sehe. Auch das war typisch. Es mußte nicht immer etwas gekauft werden, sie nahm, was sie zur Hand hatte. Aus einer Familie mit 7 Geschwistern stammend war das Leben nicht immer üppig gewesen. Dazu hatte sie zwei Weltkriege miterlebt. Sie war es gewöhnt, aus wenig mehr zu machen.
Die Karte bedeutet mir viel, weil sie mir viel bedeutet hat. So langsam werden die Blumen brüchig, weshalb die Karte sicherlich nicht mehr ewig halten wird. Das ist in Ordnung, aber im Moment freue ich mich noch daran. Die Aufmerksamkeit, Zeit und Liebe, die sie ihren Enkeln geschenkt hat, waren mehr wert als teures Spielzeug oder aufregende Erlebnisse, obwohl wir mit ihr natürlich auch kleine Reisen und Ausflüge gemacht haben.
Trotzdem habe ich viele einfache Dinge in Erinnerung, die ich mit ihr geteilt habe. Es wurde gezeichnet oder gemalt, gehandarbeitet oder Enten gefüttert :-) Gerne haben wir auch Federn mitgenommen, von denen ich tatsächlich noch ein paar in einem Glaskasten auf meinem Schreibtisch stehen habe. Hübsche, violett-grün schimmernde Entenfedern der Erpel. Ich erinnere mich, wie wir einmal auf einer kleinen Reise ins Wiehengebirge in einem Ort auf einen Friedhof gegangen sind. Dort haben wir auf den Grabsteinen alle Varianten des Namens Mayer in allen erdenklichen Schreibweisen gesammelt und notiert. Unglaublich, was es da alles gibt. Heute erinnere ich mich noch an Hauptmeyer und Obermayer. Es hat Spaß gemacht.
Wenn ich sie besucht habe, sind wir erst einmal zum kleinen Krämermarkt um die Ecke gegangen, haben Brötchen (damals irgendwie noch ein „Luxusartikel“) und eine feine Mettwurst besorgt, die es bei uns zu Hause nicht gab. Das war bereits ein erstes Highlight beim Besuch meiner Großmutter. Eigentlich habe ich nur positive Erinnerungen an sie. Nur eins hat mich damals gestört: sie war sehr genau, hatte auch mal als Handarbeitslehrerin gearbeitet und selbst eine Ausbildung zur Putzmacherin (Hutmacherin) gemacht. Alles Tätigkeiten, bei denen man ordentlich arbeiten muß. Wenn ich bei ihr in Bilderbüchern die Formen ausgemalt habe, hat sie mich ermahnt, nicht über die Linien zu malen. DAS hat mich genervt!
Es braucht so wenig, um als Kind glücklich zu sein oder war ich besonders anspruchslos? Vielleicht war es aber auch die Beziehung zur Großmutter, ihre bedingungslose Liebe, die alles wett gemacht hat.
In ein Märchenbuch, welches sie mir zum Geburtstag geschenkt hatte und daß im kirschbraunen Bücherregal gegenüber des Schreibtisches steht, hat sie mir folgende Zeilen geschrieben:
„Leg’s dem Leben nicht zur Last, dünkt sein Wert dir Plunder. Wenn du Märchenaugen hast, ist die Welt voll Wunder.“
Viktor Blüthgen (1844 – 1920,) Dichter und Schriftsteller
Jedenfalls erfreue ich mich an dieser einfachen Karte, an dem Einfallsreichtum meiner Großmutter, die immer gelassen zu sein schien und dem Leben fast immer Schönes abgewinnen konnte.
Eben habe ich noch eine Glückwunschkarte von ihr auf dem Schreibtisch gefunden (die Folienhülle ist natürlich von irgendeinem anderen Produkt entliehen und vorne über die Karte geklebt worden :-). Drinnen hat sie notiert „Es blüht in den Dolomiten“ – ob man diese Blumen heute dort noch findet?
Damit die Karte noch ein bißchen länger hält, werde ich sie bald von der Wand abnehmen und an einem geschützten Ort aufbewahren.
For the english speaking readers: we started a blog-challenge called „room-travelling“ or „journey through my room“. Travelling in thoughts. Everyone can write something about a room or a place, about a favourite object.
Schöne Erinnerungen hast du, die so wertvoll an ganz einfachen, liebevollen Dingen hängen. Trockenblumenbilder und Minzplättchenkärtchen haben mich auch gleich ganz zärtlich gestimmt :-)
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Danke, das hast du schön gesagt!
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Man konnte so viel mehr sagen, weil die Trockenblumenbilder auch Teil meiner Kindheit waren, und das Geflügel bei der Oma sowieso. Aber man muss sich auch mal bremsen. ^^
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*grins* Gleich Stoff für die nächste Geschichte. Ist doch auch schön, wenn man sich wiedererkennt.
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Ja, ich finde das immer wieder sehr anregend, was alles zum Vorscheinkommt, beim Geschichtenlesen und beim -schreiben gleichermassen.
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oh, was für eine wundervolle berührende Erinnerung. Deine Großmutter muss eine sehr liebeswerte Frau gewesen sein!
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Danke Ines, ja, das war sie. Zu den Großeltern hat man ja gerade in der Kindheit oft noch mal ein entspannteres Verhältnis, als zu den Eltern.
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Bei vielen schon, bei mir war es allerdings anders, aber das ist ein längeres Thema ;-)
Liebe Grüße
Ines
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Ausnahmen gibt es immer ;-) Alles ist möglich…
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“ Wenn du Märchenaugen hast..“. Wie wunderbar! Diesen Eintrag habe ich mir abgeschrieben. „Diese Worte sxhrieb eine Großmutter in das Märchenbuch ihrer Enkelin“, ergänzte ich. Oh, das wird manches Herz erfreuen und aufrichten.🌱🌷🌸🌹🌸🌷🌱÷÷÷÷÷÷÷÷÷÷÷÷÷÷🌞🌈🌳🍃❄❄❄❄❄❄❄❄❄
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Schön, daß dich die Zeilen auch erfreuen. Sie sind so passend :-)
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Danke😊❄❄❄🌸🌸🌸
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Frau Benseler schmückt ihre Wände mit Bildern und die Fensterbänke mit Blumen und hat auch so manche Bücher in den Regalen stehen, auch 2 alte Bibeln und zeigt dies laufend auf ihrem Blog. Über Briefe hat sie sich meistens gefreut. Das möge noch ein wenig so bleiben. Von der Musik gefällt ihr am besten J.S. Bach. Auch Blockflöte spielt sie manchmal wieder. 🌱🌷🌸🌹🌸🌷🌱÷÷÷÷÷÷÷
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Ein ganzes B-Sammelsurium scheint mir :-)
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Ja, ein B-Sammelsurium, aber keine Geschichte. Das gebe ich zu.
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Kein Wunder dass du so künstlerisch, kreativ begabt bist. 🙂
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Kann sein, daß es ein bißchen in der Familie liegt. Ein Urgroßvater konnte richtig toll malen.
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Das kann gut sein.
Solche Talente werden vererbt.
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„Ward ein Blümlein mir geschenket…“ In meinem Buch „Brücken von Mensch zu Mensch“ habe ich manches gezeichnet und geschrieben. Nur wie schicke ich die Bilder von dort auf diesen Blog? Also wird es schwierig mit dem Versenden von Bildern und Buchtitel.
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Es geht eigentlich darum, daß du auf deinem eigenen Blog eine Geschichte schreibst. Wenn du sie fertig hast und veröffentlichst (am besten mit dem Wort Zimmerreise im Titel) kannst du auf dieser Seite vom Puzzleblumeblog
https://puzzleblume.wordpress.com/2021/01/08/zimmerreisen-01-2021/
einen Kommentar hinterlassen. Dann kopierst du die Titelzeile deiner Blogseite und fügst sie in das Kommentarfeld mit ein – zur Not kann ich das auch machen, nur eine Geschichte mußt du halt schreiben und veröffentlichen. LG Almuth
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Vielen Dank erst einmal. Ich möchte etwas über mein „Brücken-Buch“ berichten, habe es bei mir schon oft getan. Nun will ich mal sehen, ob das technisch bei mir auch funktioniert.
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Großeltern sind sehr geeignet für schöne Erinnerungen. Vor allem, wenn sie, wie bei dir, im Alltag noch so präsent sind.
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Ja, und diese besonders!
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Eine sehr schöne „Hommage“ an deine Grossmutter!
Und damit das Bild noch länger hält, kannst du es nicht unter Glas legen und dann einrahmen?
Viele Grüsse
Christa
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Ja, das sollte ich versuchen, daß ging mir heute auch durch den Kopf. Danke dir Christa.
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Die Gedanken an deine Großmutter, gehen mir wirklich ans Herz. So schön! Ich würde deiner Zimmerreise am liebsten gleich nochmal ein Sternchen geben :)
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Herzlichen Dank Eva. Sie war eine wichtige Person in meinem Leben und sie wird immer in meinem Herzen bleiben.
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Eine schöne Zimmerreise (tolle Idee von euch) die du mit uns teilst. Wie schön, dass du noch diese kreativ-persönlichen Erinnerungsstücke an und von deiner Großmutter hast.
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Ja, ich freue mich sehr darüber. Etwas so kleines kann so viele Erinnerungen und Eigenarten wecken und wiedergeben.
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Der Spruch von Viktor Blüthgen ist mein Lieblingsspruch. Wie schön, ihn hier zu lesen.
Und wie passend der Nachname des Dichters ist! ;)
Gepresste Blumen müssen mit einem speziellen Kleber aufgeklebt werden.Ich habe das erfahren, als ich von einer Bekannten eine Karte bekam, die deren Großmutter gefertigt hatte. Die Bekannte sagte, es wäre eine der letzten Karten, die sie noch von ihrer Großmutter hätte.
Ich fühlte mich geadelt.
Danke, dass du mich mit deiner schönen Erzählung daran erinnert hast.
LG Margitta
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Ja, der Name ist wirklich passend und wie schön, daß du den Spruch auch kennst. Ich finde die Worte zu schön! Auch daß mit der Karte klingt rührend. Was für eine nette Geste! Herzliche Grüße
Almuth
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Welch schöne Erinnerungen! Auch sie war also eine Naturliebhaberin, die feine Karte passt sehr zu deiner naturnahen kreativen Art, wie ich finde.
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Danke Marion. Ja, die Freude an der Natur wurde in der Familie weitergegeben.
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Ganz wunderbar, Almuth! :-)
Das Verwenden von vorhandenem ist doch berückend, so wurde das gemacht und es war zudem kreativ. :-)
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Danke Gerhard.
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The story of your grandmother is really wonderful. I enjoyed reading it (in translation!) and learning more about your background. Unconditional love, that’s it! Funny, my desk is chaotic, too, and behind it is a group of 6 pictures: an old etching of the countryside that was hand-colored many years ago, possibly by a relative, a collage I made using maps, a Japanese embroidery someone gave me one day as I walked down the street in NYC, feeling miserable. He gave it to me so I would feel better – I think he had just bought it. There’s a watercolor of the view across the Hudson River that I made in the 90s and a framed diptych of a feminine Kwan Yin sculpture next to a photo of a wild-looking woman in the hills of Thailand. Finally, there is a cross-stitch embroidery my mother made of the state flower of New York, a wild rose.
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Thank you Lynn! What you tell me about your pictures on the wall is heart-warming. The things that remind us of special people in our lifes and that mean something to us. I felt it in your words, it is touching! Finally you wrote some lines that fits perfectly to the room-travels :-)
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