Insekten auf dem Balkon: Wird hier nur noch gegraben?

Alle wollen unter die Erde!

Inzwischen wurde das 4., vier in Worten, Blattschneiderbienennest eröffnet. Mit der Anzahl der Bienen komme ich nicht ganz klar, ob hier nun 3 oder 4 bauen, aber es ist definitv ein  4. Nest angelegt worden und zwar mitten in meiner Pfefferminze. Wie ich die jetzt noch gießen soll, weiß ich nicht.

Ich mußte den Topf einmal etwas umstellen, aber die Blattschneiderbiene hat ihn wiedergefunden.

Hier macht eine von ihnen gerade wieder Pause auf dem Geländer. Da das abgerundet ist, haben sie immer Mühe, sich beim Landen festzuhalten, die armen Dinger. Da braucht es mehrere Anläufe. Hach, sie sind so niedlich. Das sich hier nicht nur eine eingenistet hat, sondern drei oder vier, hätte ich mir nicht träumen lassen. Eine richtige kleine Mini-Kolonie :-) Vielleicht mögen sie meine Töpfe ganz gerne, weil der Boden draußen zu trocken war? Sie sollen häufig in menschlicher Nähe nisten. Vielleicht gefällt ihnen auch was ganz anderes.

Wie sie diese Blattstückchen transportieren. Bewundernswert!

So sieht ihr Nesteingang aus, fast so groß, wie von einem kleinen Finger:

Aber wie das Leben so spielt, kaum sind die Nester im Bau, kommen die Brutparasiten. Ich habe gestern erstmalig eine Kegelbiene Coelioxys gesehen. Klingt lustig, aber sie haben einen recht spitzen, kegelförmigen Hinterleib klick. Fotografieren konnte ich sie nicht. Sie lungerte in Nestnähe herum und flog dann hinein. Erst dachte ich an Grabwespen, aber die Blattschneiderbienen werden von Kegelbienen parasitiert. Das altbekannte Spiel: Ei wird im Nest abgelegt, Larve schlüpft, futtert Pollenvorrat und danach das Ei oder die Larve des Wirtstieres selbst. Grumpf.

Grabwespen oder was?

Dann passierte die Tage etwas merkwürdiges. Ein Nesteingang wurde verschlossen. Aha, fertig, denke ich. Am nächsten Tag sehe ich, daß dort ein kleines Loch ist und Erde angehäufelt wurde. Ein richtig kleiner Erdhügel.

Man sieht es hier nicht so gut, aber das Loch in der Erde ist viel kleiner, eher Bleistiftgroß.

Hat die Wildbiene den Gang wieder augemacht? Dann sehe ich heute nicht unweit von dieser Stelle ein Insekt auf dem Geländer sitzen. Allerdings weiß ich nicht, ob es mit dem Loch in diesem Topf etwas zu tun hat.

Hier für den Größenvergleich. Etwa einen cm würde ich tippen.

Und hier aus der Nähe.

Ich habe wieder gesucht, wie eine Verrückte. Ich tippe auf eine Grabwespe Spheciformes, aber fragt mich nicht, welche. (Zur näheren Auswahl stünden Lindenius albilabris , aber die soll nur 5-7mm groß sein. Ich finde, diese sieht größer aus. Dann wäre da noch Tachysphex unicolor oder aber Diodontus oder aber Passaloecus. Diodontus soll in Blumentöpfen nisten. Die Auswahl fand ich beim Naturspaziergang, jedenfalls kamen diese mir passend vor, aber Grabwespen, wenn es denn eine ist, sind nicht mein Spezialgebiet ;-)

Wer mitraten möchte, nur zu!

Ob dieses Insekt jetzt Blattschneiderbienen parasitiert, konnte ich nicht herausfinden. Vielleicht hat es den lockeren Boden für einen eigenen Nisteingang gewählt? Oder es war noch ein anderes Tier. Noch konnte ich nichts beobachten.

Aber damit ist es noch nicht genug, was das „tiefergehende“ betrift. Da steh ich die Tage in meiner Botanik und sehe, wie dieses Tier oder ein ähnliches, neben mir auf einem Blatt landet. Mit etwas gelbgrünem zwischen den Beinen. Vielleicht war es eine Blattlaus, obwohl es mir größer vorkam. Manche Arten fangen Grashüpfernymphen. Bei den Grabwespen gibt es Blattlausjagende Tiere, was wieder zur Art Diodontus passen würde. Nach etwas Zappelei und Rangelei verschwand diese Grabschlupfwespe und zwar wo? In einer Röhre vom Vorjahreswasserdost.

Den alten Wasserdost Eupatorium cannabinum schneide ich auf einer Höhe von 10 cm ab. Ich habe Stücke davon schon als Nisthilfe angeboten, weil es markhaltige Röhren sind. Die Reste bleiben ein Jahr stehen, bis sie sich von selbst aus dem Erdreich lösen. Ich habe noch nie daran gedacht, daß dort jemand einzieht. Perfekt würde ich sagen. Ich muß nur nächstes Jahr dran denken.

Was für aufregende Tage :-)

I have many different kinds of insects on my balcony. In between the leaf-cutter bees opened their fourth nest. I am so happy about it. I like this kind of bees very much. It is so touching, how they carry these pieces of leaves through the air, how they grab and whirl around to build their nests. As soon, as some wild bees start building nests, their opponents arrive: leaf-cutting cuckoo bees or sharp-tailed bees linger around to use a chance to lay their eggs into the nests of the leaf-cutter bees. The larva from the sharp-tailed bee eats from the pollen, then it eats the larva itself.

Beside of these cuckoos there are several solitary living wasps, that grab in my planting pots to build nests too. They hunt little insects like aphids, caterpillars and others, which they carry into their nests to leave it for their larva. I don’t see through, to be honest. It is a kind of detective work to determine all these different kinds. Often it is impossible if you can’t look through a loupe. Most of the time, these little insects are too fast for me, to see anything special.

Some grab nests into the earth, others use stems as a nest. Such a thing happened with my Eupatorium. The stems are pithy and hollow to some extent. When I was standing between my plants I suddenly noticed such a „wasp“ that vanished in one of the stems from last year. It is so much fun, to watch all these little fellows! And when you start watching you can’t stop anymore. There is always something to discover :-)

 

 

15 Kommentare Gib deinen ab

  1. Chris Naturgarten sagt:

    Danke für diese sehr interessante Exkursion ins Reich der Insekten bei dir. Ich muss auch dringend viel genauer hinsehen. Es gibt soviel zu entdecken.

    Gefällt 2 Personen

    1. pflanzwas sagt:

      Man muß nur irgendwo stehen bleiben, besonders bei warmem Wetter, und schon geht die Post ab. Und immer kommt noch etwas Neues dazu und daß nur auf meinem Balkon. Im Garten oder sonstwo draußen passiert sicher noch viel viel mehr :-) Und wenn man erst mal anfängt, kann man mit dem Entdecken nicht mehr aufhören. Viel Spaß dabei!

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  2. Du bist sicher die Schloßallee für alle Insekten :-)

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    1. pflanzwas sagt:

      Hihi. Die Schloßallee, daß muß ich mir merken :-)

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  3. kowkla123 sagt:

    und wieder kommen herzliche Grüße von mir zu dir, Klaus

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  4. Eva Zimmer sagt:

    Deine Begeisterung ist total ansteckend. Die Welt der Bienen und Wespen ist so voll! Bis ich auf deinen tollen Blog gekommen bin, lebte ich mit zwei Arten Bienen und Wespen *grins* und dachte nicht, dass es da mehr gibt.

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    1. pflanzwas sagt:

      Ist ja süß :-) Freut mich, wenn es so ansteckend wirkt, aber ich glaube, du hast ohnehin schon ein Auge für die kleinen Lebewesen, wenn ich an deine schönen Fotos denke. Das ist das Schöne hier, daß man bei jedem etwas lernen oder erfahren kann, so wie bei dir mit deinem Pilz- und Kräuterwissen :-)

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  5. Ule Rolff sagt:

    Vor der Parasitenfrage stehe ich auch immer wieder: Manche Insektearten scheinen förmlich vor Niströhren ‚herumzulungern‘, als warteten sie auf irgendwas.

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    1. pflanzwas sagt:

      Klar, auf die Gelegenheit, mal eben ins Nest zu huschen und ihre Eier loszuwerden :-)

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  6. Sehr interessant. Ich habe noch keine Blattschneidebiene gesehen. Toll, dass sie bei Dir eingezogen sind. Bei mir ziehen auch gerade kleine Wespen in Blumentöpfe ein. Würde mich nicht stören, wenn es nicht auch Kakteentöpfe darunter wären. So habe ich sie im Winter wieder in der Wohnung.

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    1. pflanzwas sagt:

      Ach, schlüpfen die dann in der geheizten Wohnung? Das ist natürlich etwas ungünstig. Ansonsten ja auch sehr spannend. Ich habe hier auch sehr viele kleine und kleinste Grabwespen und was sich sonst so einbuddelt ;-)

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      1. Ist mir schon passiert. Dann flogen sie ein paar Tage rum und lagen tot im Fensterbrett. Schade.

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        1. pflanzwas sagt:

          Das ist wirklich blöd. Und kühl überwintern kannst du deine Kakteen vermutlich auch nicht, bzw. zu kühl nicht. Und irgendwie abdecken, damit die gar nicht erst reinkommen? Die lieben Kleinen, die machen immer Sachen! Bei den Blattschneiderbienen weiß ich auch bald nicht mehr, wie ich meine Pflanzen noch gießen soll, ohne die Bauten zuzuschütten.

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          1. Dieses Jahr will ich sie kühler überwintern,
            letztes Jahr standen sie zu warm. Aber ob das dann kühl genug ist…? Ich werde es sehen und im Zweifel Tierchen im Schlfzimmer haben.

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