von feuchten und trockenen Lebensräumen
Kürzlich bei einer Radtour sah ich dieses Insekt an einem Baum landen. Ich hatte es vor Jahren schon mal kurz in natura gesehen und kannte es ansonsten nur von Abbildungen aus Büchern. So wußte ich zufälligerweise, daß es eine Schlammfliege Sialis lutaria ist. Sie wird auch als Gemeine Wasserflorfliege bezeichnet. Bei genauerem Hinsehen sieht man eine gewisse Ähnlichkeit.
Die „Imagines“ (Einzahl Imago), d.h. die geschlechtsreifen Insekten, legen ihre Eier an Uferpflanzen von Bachläufen oder Teichen ab. Die Larven klettern ins Wasser, wo sie sich später im Schlamm verpuppen. Sie ernähren sich von Würmern und Insektenlarven und dienen selbst als Fischfutter. Ihre Entwicklung braucht 2 Jahre und mehrere Larvenstadien. Die Insekten selber nehmen in ihrem kurzen Leben kaum Nahrung auf.
Ich finde, sie haben etwas urzeitliches an sich.
Baumwanzen am Boden
Und dann ist da noch diese Beerenwanze Dolycoris baccarum, die zu den Baumwanzen gehört. Beerenwanzen lieben es heiß und trocken und finden gerade ideale Bedingungen vor. Diese Fotos sind ein paar Tage alt, aber heute sah ich jede Menge kleine Ausgaben von ihnen auf der trockenen Erde herumkrabbeln. Sollte das Wetter so bleiben, werden sie sich sicher noch viel mehr vermehren. In wärmeren südlichen Gefilden bilden sie zwei Generationen pro Jahr aus. Zu diesen Gefilden kann man Norddeutschland auch langsam zählen…
Erst wollte sie nicht aufs Bild ;-)
Sie war ziemlich schnell unterwegs. Wie der Name Beerenwanze schon vermuten läßt, saugt sie gerne an Beeren. Durch ihren Speichel, den sie in die Früchte spritzt, werden diese ungenießbar. Leider konnte ich nicht herausfinden, in welcher Form, ob sie nur nicht mehr schmecken oder bitter schmecken oder… Diese Wanze gibt es noch in anderen Farbvariationen. Ich mußte erst mal etwas länger suchen, bis ich sie fand. Wanzen gibt es übrigens eine ganze Menge. Man staunt, weil man doch meist dieselben „5 Verdächtigen“ trifft ;-)
Ich finde ihre Farben richtig schön.
Bei Wikipedia lese ich gerade, daß sie symbiontisch mit einer Bakterienart zusammenleben. Nach Entfernung der Bakterien starben die Wanzen. Solche Bakterien kommen in der Welt pflanzenfressender Tiere wohl öfter vor. Sie helfen bei der Nahrungsverdauung. Auch die Bakterien waren ohne ihren Wirt nicht kultivierbar.
Die Kategorie Insektenleben habe ich vor ein paar Jahren angelegt. Einmal, um dem Insektensterben wenigstens digital etwas entgegenzusetzen, aber auch, um etwas über die Insekten meiner Umgebung (und auch sonst) herauszufinden. Es gibt so viele Lebewesen, die wir nur selten wahrnehmen und von denen wir so gar nichts wissen. Es heißt ja immer, man kann nur schützen, was man kennt. Ich würde sagen, man kann etwas besser schützen, wenn man etwas kennt und weiß, wie es lebt. Ich lerne ständig dazu. Bei der Vielzahl an Insekten wird das wohl kein Ende nehmen ;-)
Mal wieder spannende Fotos und Info!
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Danke! Ich staune selber immer wieder :-)
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Your Alderfly images at the start are wonderful! I only ever saw one on a canal bridge. They are beautiful insects! Lots of Dolycoris baccarum here, too :)
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It is my second time with the Alderfly in a certain area. I don’t know what is different to other regions, that I only see it there.
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We only have three species here, and I think mine was Sialis lutaria, too, but hard to tell for sure as they are very much the same.
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Du fragtest nach dem Geschmack der Beere, nachdem die Wanze daran gesaugt hat. Es schmeck schlichtweg „wanzig“ und damit ist die Frucht ungenießbar. Vielleicht hast du schon mal eine grüne Blattwanze versehentlich in Bedrängnis gebracht. Diese sondern bei Gefahr ein übelriechendes Sekret ab. Und genau so schmeckt die Frucht, nachdem die Wanze dran war.
Ich hatte schon öfter das „Vergnügen“.
Vielen lieben Dank für den wieder mal superinteressanten Bericht.
Liebe Grüße
Livvy
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Oh ja, den Geruch kenne ich. Brrrr, daß muß wirklich gruselig schmecken. Danke für die Info und zukünftig mehr Glück beim Beerennaschen :-) LG Almuth
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OMG… zu viel der Selbstversuche… aber trotzdem lieben Dank (づ。◕‿‿◕。)づ ♥
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Gern geschehen :-)
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The sialis lutaria life cycle you describe is like so many things in nature – more amazing and complex than we would ever expect. And the bug with its bacteria, like our stomach bacteria, and I assume, many other bacteria we have that I don’t know anything about. Fascinating. I like its colors and shape, too. I appreciate what you say at the end – there is so much that we don’t know about, and we can’t protect what we don’t know about. Keep learning! You can fill in some of our „knowledge holes.“ I just was reading about plants that depend on fungi in the soil for their nourishment. These plants don’t even have leaves, chlorophyll, or roots. The relationship is complex and once again, scientists are in the dark about how a lot of it works. The plants are the Coralroots – Corallorhiza.
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I think I heard from this plant. Really fascinating these kinds of symbiosis. And again the funghi play an important role. About the bacteria: I think I read something similar about the pill bugs / isopods which transport bacteria in a bit of fluid inside their gills or something like that. I have to look for it. Unfortunately I forget a lot of things I read about ;-) At least I remember it, haha.
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