Und was ist draußen los?

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Es blüht und summt

Im Früjahr gehe ich gerne auf die Pirsch hinter den Häusern. Dort, wo Büsche, Sträucher und Bäume wachsen, wo Unkraut gedeihen darf und das wilde Leben tobt. Jetzt blühen die Schlehen, neben vielen Kirschbäumen, und sind ein wahren Bienenmagnet. Aber auch viele andere Insekten sind ganz begeistert von den vielen Blüten in weiß!

Ich sehe mich jedenfalls gerne in der Nähe um und halte Ausschau nach Insekten, die ich noch nicht kenne. Wenn ich dann zu Hause ein paar Tierchen bestimmen kann, freue ich mich, auch deshalb, weil das Wissen um die Lebensweise dieser kleinen Wesen das Wissen um die Natur und ihre fein verzahnten Kreisläufe ständig erweitert. Unglaublich, wieviele kleine und kleinste Insekten daran beteiligt sind, absterbendes Pflanzenmaterial weiter zu zersetzen! Oder wieviele Tiere voneinander abhängig sind, andere Arten parasitieren oder als Kuckuck in fremden Nestern leben.

Dies könnte ein Blauer Erlenblattkäfer sein Agelastica alni, hier an einem Grashalm. Er ist nicht mal 1 cm groß.

Ich wüßte zwar nicht, wo hier Erlen wachsen sollen, aber er geht wohl auch an Weiden und an Pappeln. Das kommt schon eher hin. Er gehört zur Familie der Blattkäfer.

Auf einer Wiese hinterm Haus, die man letztes Jahr erstmalig nicht! gemäht hat, gedeihen die Quecken, ein Hardcoregras, was der Gartenliebhaber nicht wegbekommt, aber vielen Faltern bzw. deren Raupen als Futterpflanze dient. Die Wiese besteht fast nur aus Gräsern. Die Grillen und Heuschrecken hat es letzten Sommer gefallen, daß sie ungestört durchzirpen konnten.

Die Halme der Quecke Elymus repens leuchten schön und dienen vielen Insekten als Futterpflanze oder zur Eiablage.

Hier bin ich noch nicht fündig geworden…

Auch hier suche ich noch. Käfer gibt es zahllose.

Sieben-Punkt-Marienkäfer Coccinella septempunctata

Mistbiene oder Scheinbienen-Keilfleckschwebfliege Eristalis tenax, eine der größeren Schwebfliegenarten, die wir haben. Mit 1,5 bis knapp 2 cm sind sie kaum zu übersehen.

Die Larven der Mistbiene leben gerne in Pfützen oder schlammigen, sumpfigen Tümpeln. Sie sind mit einem besonderen Atmungsorgan ausgestattet, daß sie in die Lage versetzt, an Sauerstoff zu kommen. Sie werden wegen dieses teleskopartigen Rohres auch Rattenschwanzlarven genannt. Sie leben in nährstoffarmen Gewässern und ernähren sich von absterbenden Pflanzenteilen und filtern auf diese Weise das Wasser. Es sind also kleine Klärwerke :-) Die Mistbiene gehört neben anderen Schwebfliegenarten zu den Wander-Schwebfliegen. Also sie ziehen tatsächlich gen Süden, teilweise über die Alpen! Für mich immer total faszinierend, daß diese Leichtgewichte ziehen! Gleichzeitig bieten sie den Zugvögeln Nahrung für den anstrengenden Weg. Das Futter fliegt mit, sozusagen ;-)

Großer Wollschweber Bombylius major. Hm, groß kam der mir nicht gerade vor, aber die dunklen Flügelränder deuten darauf hin… Er parasitiert Solitärbienen, Grabwespen und Eulenfalter und ist deshalb in Nestnähe entsprechender Wirte zu finden, wenn er nicht gerade Nektar tankt. Er hält sich aber auch gerne auf offenen, sandigen Flächen auf. Ich mag diese fellig-puscheligen Minikolibris :-) Hier habe ich schon mal von ihnen berichtet.

Sie halten selten still, die kleinen Insekten-Kolibris.

Feuerwanzen Pyrrhocoridae sieht man inzwischen mehr bei uns. Früher ein etwas seltenerer Anblick, aber vielleicht begünstigt die Trockenheit ihr Vorkommen? Ein paar der Bilder sind unscharf geworden, aber ich finde, daß betont ihr maskenhaftes Aussehen.

Augen sehen uns an! Das Muster der Feuerwanzen erinnert an Masken aus verschiedenen Kulturen.

Wird fortgesetzt…

 

 

27 Kommentare Gib deinen ab

  1. Ule Rolff sagt:

    Schlehen gibt es in deiner Nähe! Toll. Erntest du sie im Winter nach dem ersten Frost?

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    1. pflanzwas sagt:

      Nee, supen tu ich nicht ;-) Die sind uralt und es sind nicht viele Beeren dran. Die lasse ich lieber den Vögeln :-)

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      1. Ule Rolff sagt:

        Sehr nett von dir 🙂.

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  2. Es ist immer recht interessant bei dir!

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  3. einfachtilda sagt:

    Schöner Käferreigen. Der Wollschweber ist wahrlich schnell, den konnte ich nicht schnappen :-D

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    1. pflanzwas sagt:

      Ich glaube, am besten ist es früh morgens, wenn sie noch nicht warm gelaufen sind. Dann bin ich allerdings in der Regel noch nicht warm gelaufen ;-) Ist irgendwie kontraproduktiv, haha!

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  4. Ulrike Sokul sagt:

    Einen schönen, vielfältigen Insektenreigen präsentierst Du uns hier!
    Hier schwirren dieses Jahr viel mehr Wollschweber herum als sonst. Vielleicht ist ihnen auch die Wildblumenwiese gut bekommen.
    Kürzlich flog ein Wollschweber mit ungefähr gleichbleibender Flugrundbahn in meiner unmittelbaren Nähe umher, ich streckte wagemutig meine flache Hand in die Flugbahn und er landet tatsächlich für einige Sekunden auf meiner Handfläche. Ich war entzückt!

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    1. pflanzwas sagt:

      Hihi, wie nett :-) Bei mir ist ja auch schon einiges gelandet, aber noch nie ein Wollschweber. Aber dann trügt der Eindruck nicht, daß ganz viele Leute das Gefühl haben, es sind mehr davon unterwegs, als sonst. Dann haben sie vom trockenen Sommer profitiert!

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  5. Wow! You found some lovely little critter here! Nice finds! :)

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    1. pflanzwas sagt:

      Thank you! The world of insects is awakening :-)

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  6. Gibt es bei euch dieses Jahr auch so viele Wollschweber?
    Sie sind gefühlt überall und sonst habe ich sie immer als Rarität empfunden.
    (Ich ag sie auch)

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    1. pflanzwas sagt:

      Ja, hier sind viele unterwegs und einige andere Blogger erwähnen es auch schon. Sie haben von anderen Insekten profitiert, die mit dem letzten Jahr gut zurecht gekommen sind. Immerhin mal was Gutes. Wobei das vielleicht auch schwankt. Schau ma mal :-)

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  7. Das sind tolle Bilder! Was für ein Objektiv hast du benutzt?

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    1. pflanzwas sagt:

      Ich habe eine Kamera mit 4,3 bis 129 mm Brennweite. Objektive kann ich hier leider keine wechseln, aber ich kann relativ nah dran an das Objekt. Ich träume jetzt aber von einem Makro :-)

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  8. kowkla123 sagt:

    ja, es blüht, was ich noch sagen wollte, mein Wunsch wäre erstmal weiter sehr vorsichtig bleiben, Klaus

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    1. pflanzwas sagt:

      So sehe ich das auch, Klaus.

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  9. naturfund.de sagt:

    Schönes Insektenleben zeigst du uns hier. Mistbienen als kleine Klärwerke, welch passender und doch ungewohnter Gedanke. Die Wollschweber nehme ich in diesem Jahr auch bewusst wahr, wie schön, dass Menschen wie du mich darauf aufmerksam machen und wachsam werden lassen. Man kann sie ja zum Glück mit bloßem Auge erkennen. Den pollenbesetzten Marienkäfer auf den Schlehenblüten finde ich auch sehr schön festgehalten. Zu letzt sei gesagt, dass die Quecke als Begriff neu für mich ist. Das bringt mich wieder dazu., dass ich hier auch noch ein Gras habe, was es zu bestimmen gilt.

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    1. pflanzwas sagt:

      Du bist jetzt die 3. oder 4., die mehr Wollschweber wahrnimmt. Mir scheint auch, daß es davon besonders viele gibt zur Zeit. – Gräser bestimmen kann fast so herausfordernd sein, wie Pilze bestimmen ;-) Gräser sind wichtige Raupenfutterpflanzen, was mir lange nicht klar war. Deshalb sind solche Graswiesen ohne Blumen auch wichtig.

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      1. naturfund.de sagt:

        Und schon will ich mich wieder ins Gras legen und Raupen suchen :-) Ja, da sieht man mal wieder, wie wichtig das große Ganze ist und die Zusammenhänge und wie gut es ist, wenn man und ich überall etwas Wissen aufschnappen können.

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  10. Sa lebt wirklich viel! Wunderbar alles!

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  11. bluebrightly sagt:

    Oh, so funny that I just emailed you a photo of the Bombylius and here it is! That’s nice, we have both been looking at some of the same things – Cherry tree blossoms, Blombylius major – I even saw the same Ladybird – the Seven-spotted one. Apparently, someone brought them here from Europe. We have others but you know how it is, humans like to interfere. The first paragraph in this post is very poetic, I just love it. It even translated nicely. ;-) „In the spring I like to go stalking behind the houses. Where bushes, shrubs and trees grow, where weeds can thrive and wild life rages.“ Fantastic.
    I agree with you about the way learning about just one piece of the world, like insects, expands your understanding of how everything works together. Today I learned about our friend Bombylius (a great sounding Latin name) and also read about the Aggregating anemone, a sea creature we have on the rocky shorelines. They host algae and have a very complicated symbiotic relationship, with each helping the other in amazing ways, including the production of a kind of sunscreen. Crazy.
    „Small sewage treatment plants“ – pretty funny, Almuth! And yes, the Firebugs do look like masks…they are so striking. Wonderful post! :-)

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    1. pflanzwas sagt:

      It IS funny, we saw the same things :-) The world is so small! I like the Bombylius very much. Several other bloggers noticed this kind too. It seems as if they have a real good year. Wow, an Anemone. I thought they live only in the sea not outside of it. They are so special! I like them a lot. Once in my studies I took part in a project and I got inspired by these living forms. These colors and the variety – wonderful. It is interesting, how the different species work together and I think when you start to take an interest in it, you can’t stop again ;-) An aggregating anemone, that is crazy. I wish you more interesting findings in form of plants or animals or other living forms :-)

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  12. Lintu sagt:

    Hallo Almuth, wieder mal tolle Bilder von den kleinen Tierchen! Dazu deine informativen Texte, super! Einen Wollschweber habe ich hier bei mir leider noch nie gesehen. Zu dem Bild mit dem schwarzen Käfer: Ich würde sagen, es handelt sich um einen sogenannten Laufkäfer. Den kenne ich noch von früher, als wir den Garten hatten. Aber ich hatte auch schon mal einen von diesen länglichen schwarzen Schnellläufern hier auf dem Balkon. LG

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    1. pflanzwas sagt:

      Danke für den Tip! Von diesen Laufkäfern scheint es ja endlos viel zu geben. Ich suche da mal weiter. LG Almuth

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  13. goldeneslichtimzimmer sagt:

    Toll! Ich liebe den Frühling, die Farben, die Blüten, das Erwachen!

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    1. pflanzwas sagt:

      Es gibt nichts Schöneres :-) Nur etwas Regen fehlt.

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