Mauerbienen-Kino 2020

Start ins Leben

Viele Jahre berichte ich im Frühjahr nun schon von den Mauerbienen an meinen Nisthilfen hier. Auch letzten Montag konnte ich wieder life beim Schlüpfen dabei sein. Nicht mein erstes Video, aber diesmal aus einer anderen Perspektive. Zu niedlich, wie sich die Bienen aus ihren Röhren arbeiten!

Hier knuspert sich eine Mauerbiene aus ihrer Röhre nach draußen! Am besten im Vollbildmodus ansehen, sonst erkennt man nicht viel!

Als ich das Video hochlud, fand ich auch einen Beitrag zum Thema Nisthilfen und ob diese tatsächlich Sinn machen. Klar ist, daß man mit den Röhren-Nisthilfen in erster Linie die Arten unterstützt, die am wenigsten Hilfe brauchen bzw. derzeit nicht bedroht sind. Das sind insbesondere die Mauerbienen (Gehörnte und Rostrote), zum Teil Lehmwespen und noch ein paar andere Arten. Ich habe hier hauptsächlich die Mauerbienen und später im Jahr, die winzigen Maskenbienen.

Es wird unter anderem darüber diskutiert, ob eine zu große Anhäufung von Nisthilfen ihre Parasiten zu sehr begünstigt. Leider mußte ich letztes Jahr feststellen, daß ein Drittel meiner Niströhren oder sogar mehr, von Parasiten befallen worden sind. Das heißt, bei einigen Röhren ließ sich für mich nicht nachvollziehen, warum die Mauerbienen nicht geschlüpft sind.  Liegen viele Nisthilfen nah beieinander, haben Parasiten wie Milben leichtes Spiel. Sie müssen nur von einer Niströhre zur nächsten spazieren.

Fotos von 2019: Hochbetrieb an den Bambusröhren

Genauso leicht macht man es natürlich den Insekten, die die Mauerbienen parasitieren, wie zum Beispiel den Schmalbauchwespen, Trauerschwebern oder den Taufliegen.

Taufliege Drosophilidae wartet an den Niströhren auf eine Gelegenheit, ihre Eier abzulegen.

Der Trauerschweber Anthrax anthrax. Auch er will seine Eier in den Niströhren der Mauerbienen platzieren.

Und die Schmalbauchwespen Gasteruption assectator lauern ebenfalls an den Eingängen zu den Niströhren, um ihre Eier abzulegen.

Eine Aussage lautet, daß Mauerbienen in der Natur nicht dermaßen dicht nisten würden. Also werde ich, was ich übrigens vorher teilweise auch schon getan habe, die Niströhren mehr über meinen Balkon verteilen. Und ich werde mich einschränken und nicht noch mehr Niströhren dazukaufen. Ich habe schon eine ganze Menge hier, aber für meinen kleinen Balkon sollte es ausreichen.

Hier guckt eine winzige Wildbiene, eine Maskenbiene Hylaeus, aus der Röhre

Auf der anderen Seite passen sich die Insekten an. Mauerbienen sollen ursprünglich in Steilwänden genistet haben. Die gibt es jedoch immer seltener. Man findet auch Nester in Pflanzenstengeln. Irgendwann haben die Mauerbienen die Städte bzw. Häuser für sich entdeckt. Deshalb bin ich überhaupt zu den Nisthilfen gekommen, weil die Mauerbienen jedes Frühjahr die Hauswände auf der Suche nach Nistmöglichkeiten abfliegen. Sie haben in den Strohhalmen meiner Vogelhäuser angefangen zu nisten und sind auch auf Öffnungen in Fensterrahmen angesprungen. Sie suchen sich also Löcher verschiedenster Art, um ihre Nester bauen zu können. Nachdem die Vögel die Niströhren in den kalten Wintermonaten aufgehämmert haben, um an die Puppen zu kommen, habe ich angefangen, Niströhren zu kaufen und für die Mauerbienen auszulegen.

Foto von 2019: Mauerbiene in der Blüte einer Japanischen Zierkirsche. Dieses Jahr ist es noch nicht soweit, mit den Blüten.

Auf der anderen Seite frage ich mich, ob es nicht ein Stück weit normal ist, daß die Nistplätze von den Parasiten aufgesucht werden. Man müßte verläßliche und vergleichbare Zahlen aus der Natur haben, ob dort tatsächlich so viel weniger Parasitenbefall vorkommt. Wir kennen das von vielen Insektenarten, die manche Jahre in Massen auftreten, wie beispielsweise Mücken, Marienkäfer, Frostspanner oder andere. Dann nehmen vermutlich auch die Freßfeinde zu und ein Gleichgewicht wird wieder hergestellt.

Schlupfwespe da es 500 Arten oder mehr gibt, kann ich leider keine Aussage treffen, wer das ist, noch was sie sucht. Ich hatte schon mal versucht, sie zu identifizieren, aber nur eine ähnliche Art gefunden.

Vielleicht müßte man die Situation über einen längeren Zeitraum beobachten. Vielleicht hat auch das trockene Wetter der letzten beiden Jahre die Freßfeinde begünstigt. Sollte der Parasitenbefall dauerhaft hoch sein, läuft wahrscheinlich tatsächlich etwas falsch.

Nisthilfe aus MDF: ein Teil der Bienenkokons ist von diversen Parasiten befallen

Allerdings frage ich mich genauso, wollen wir nur die kuscheligen Mauerbienen fördern? Dürfen ihre Parasiten sich nicht auch vermehren, solange das Gleichgewicht nicht kippt? Schließlich sind auch sie Blütenbestäuber in ihrer endgültigen Imago-Form. Würden allerdings zu viele Parasiten auftreten, müßte das System ja zusammenbrechen. Dann gäbe es unter Umständen einen Neustart.

Wenigstens eine der vielen Goldwespenarten (Chrysis ignita?) parasitiert Mauerbienen und Lehmwespen.

Des weiteren fällt mir dazu ein, daß viele der Parasiten fantastisch riechen können. Auch gerade die Schlupfwespen, aber die anderen Arten vermutlich auch. Es ist erstaunlich, auf welche Entfernung sie ihre Wirte finden. Sind die Niströhren weiter auseinander, finden sie sie sicherlich trotzdem, nur haben sie es nicht so leicht. Der Bruterfolg auf ihrer Seite mag dabei etwas geringer ausfallen. Wie erwähnt, man bräuchte vergleichbare Zahlen.

Wenn man bedenkt, wieviele Insekten die Mauerbienen parasitieren, scheinen sie mir die „Mäuse“ unter den Insekten zu sein. Mäuse gibt es in der Regel in großen Mengen und ihre Freßfeinde sind zahlreich. So füttert die Natur mit einer Art, die häufig vorkommt, viele andere Tiere.

Bunte Wildblumenvielfalt erhöht die Chancen für viele Gäste

Wer vor alllen Dingen seltene und bedrohte Wildbienen unterstützen möchte und einen Garten, eine Terrasse oder Balkon hat, kann dies am besten mit den entsprechenden Wildblumen tun. Manche solitär lebende Bienenart ist auf eine einzige Pflanzenart spezialisiert und von dieser abhängig. Verschwindet die Blume, verschwindet die Biene.

Viele Wildbienen nisten im Erdboden. Manche auch in Steilwänden aus Sand, Lehm- oder Löss. Da es ca. 560 Wildbienenarten in Deutschland gibt, von denen etwa die Hälfte bedroht ist, muß man sich etwas genauer mit der einen oder anderen Art befassen, um ihr mit Nisthilfen oder besser, mit Nistmöglichkeiten und Nahrungsquellen gerecht zu werden. Beides sollte immer in Kombination erfolgen. Die Möglichkeiten auf einem Balkon sind begrenzt. Nun habe ich mich schon auf viele verschiedene Pflanzen eingestellt, aber wenn ich noch mal von vorne anfangen könnte, würde ich mich vielleicht auf seltenere Pflanzen spezialisieren, was jedoch nur Sinn macht, wenn dann auch Chancen auf Besucher bestehen. Dazu hatte ich schon recherchiert, bin damals aber nicht weit gekommen.

Wie sieht es an euren Insektenhotels aus? Habt ihr viele Nisthilfen und habt ihr viel oder wenig Parasitenbefall? Habt ihr seltene Gäste oder besondere Pflanzen? Wie sind eure Erfahrungen damit?

Die Fotos sind fast alle von 2019 oder älter. Keine Sorge, sooo weit ist der Frühling hier dann doch noch nicht.

 

 

27 Kommentare Gib deinen ab

  1. Wir haben zwar ein Insektenhotel ,aber nicht verfolgt, wie stark der parasitenbefall ist.
    Zwei Parasiten konnte ich 2019 fotografieren, wobei der Trauerschweber mein Star war. Der ließ sich rein garnicht von meiner Linse beeindrucken. Nur seine facettenaugen wandten sich mir zu.

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    1. pflanzwas sagt:

      Das muß ja sehr cool ausgesehen haben :-) Der Mensch unter Beobachtung! Der Trauerschweber ist wirklich toll in seiner Zeichnung. Ein bißchen wie ein Vampir mit schwarzem Umhang ;-)

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      1. Ja, schon ein mächtiges Tier!

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  2. einfachtilda sagt:

    Täglich beobachte ich die Niströhren, aber da tut sich noch nichts.
    Das größere Insektenhotel ist leer, doch da haben sich die Meisen bedient und das sah ich im letzten Jahr zum ersten mal, da kommt jetzt etwas Draht davor.
    Ein Neues Insektenhotel ist aufgehängt worden, aber es blüht noch nicht so viel, da werde ich mich noch gedulden müssen.
    Tolles Video !

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    1. pflanzwas sagt:

      Dieses Jahr scheint es bei mir früh zu sein, aber wenn die Sonne in die Balkonecke scheint, wird es muckelig warm. Bei dir geht es bestimmt bald los, sobald ein paar Sonnenstrahlen etwas mehr Wärme bringen! Die Vögel, ja, da muß man wohl aufpassen. Die kleinen Gauner wissen immer, wo es was zu holen gibt ;-)

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  3. They are all doing really well, magnficent!

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    1. pflanzwas sagt:

      Thank you! Yes, they do :-)

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  4. Wenn man sich nur auf die süßen Mauerbienen fixiert, ist das mit den Parasiten natürlich blöd. Wir machen es den Parasiten sicher leichter, wenn wir viele Mauerbienen an einen Ort locken. Aber die Parasiten sind ja offensichtlich auf diese Art angewiesen und von ihnen scheint es weniger zu geben und die sollen/wollen ja auch leben. Bei mir hatte ich schon Schmalbauchwespen und einmal eine Goldwespe. Den irgendwie finster aussehenden Trauerschweber habe ich noch nicht gesehen.

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    1. pflanzwas sagt:

      Wie die das nur finden? Die Goldwespen sehen so schön aus oder? Halten aber selten mal still. Den Trauerschweber bekommst du bestimmt auch noch zu sehen!
      Ja, ich denke auch, daß das so seinen Gang geht. Mich hatte letztes Jahr nur die Menge der befallenen Bienen schockiert, wenn es überhaupt immer an den Parasiten lag.

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  5. Richard sagt:

    Ich glaube, umso höher die Biodiversität, desto besser, und da weder Mauerbienen noch ihre Parasiten in irgendeiner Form für uns schädlich sind, sind sie beide willkommen. Ich merke auch, dass es Jahre gibt, in denen die Bienen sehr erfolgreich sind, und im nächsten Jahr kommt dann ein Einbruch. Du hast das in den letzten zwei Jahren ja auch sehr schön beobachtet und beschrieben. Ein Argument gegen Nisthilfen kann ich aber deswegen genauso wenig ableiten wie du.
    Mein schönstes Erlebnis war letztes Jahr die Beobachtung einer Schneckenhausbiene. Seither denke ich mir bei jedem Schneckenhaus, das im Garten rumliegt: Jö, eine Nisthilfe!

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    1. pflanzwas sagt:

      Ich denke auch, es geht um die Insekten insgesamt, nicht nur um eine Art. Aber es beruhigt mich zu hören, daß es bei dir auch wechselt.
      Eine Schneckenhausbiene? Wow, daß muß ja irre sein. Ich beneide dich. Die finde ich ja megareizend :-) Bislang kenne ich sie nur aus Filmaufnahmen. Mein Highlight war die Blattschneiderbiene, die nach vielen Jahren wieder meinen Schnittlauchkasten ausgewählt hat. Und da klappts sogar ohne Nisthilfe. Wobei die Schneckenhäuser ja auch Natur pur sind :-) Toll!

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  6. Ule Rolff sagt:

    Bezaubernd, dein Video, liebe Almuth! Kurz hatte ich das Gefühl, die Biene hat nicht genug weggeknabbert und steckt nun fest.

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    1. pflanzwas sagt:

      Die knabbern sich schon durch. Manchmal müssen sie ne Pause einlegen, scheint mir, aber dann gehts rasant nach draußen :-)

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    2. Wies halt so ist im Leben.

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  7. Fjonka sagt:

    Ich persönlich freue mich über die „Parasitensichtungen“ genauso wie über die Bienensichtungen. Hauptsache Vielfalt und Leben.
    Habe selbst ein hauptsächlich dekoratives „Hotel“, ansonsten müssen Biens in meinem Garten geeignete Stellen selbst auskundschaften ;-) Ich biete aber viel an: habe zB (ohne Efolg bisher) trockene, senkrechte markhaltige und nichtmarkhaltige Stengel aufgehängt, achte drauf, daß auch mal roher Boden da ist, lege, stelle, hänge Totholz, habe Steinhaufen undundund… halt Naturgarten ;-)

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    1. pflanzwas sagt:

      Das hört sich gut an. Wenn die Gegebenheiten da sind, wird sich bestimmt was einfinden. Das mit den senkrechten Markstängeln versuche ich auch schon seit ein paar Jahren. Bislang tat sich da ebenfalls nichts, nur eine verzweifelte Mauerbiene hat in einem der Stängel letztes Jahr ihr Nest angelegt :-) Ich freue mich, wie du, an den parasitären Besuchern, aber ich war schon etwas schockiert, daß es so viele Bienen nicht geschafft hatten. Da mußte ich mich erst mal dran gewöhnen.

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  8. Ich habe einen Holzblock mit verschieden großen Bohrlöchern auf meiner Terrasse westseitig hängen. Die kleinen Löcher sind häufig besiedelt, die größeren garnicht. Einen freundlichen Gruß von einer Interessenskollegin, die Gärtnerin mit dem gruenen Daumen

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    1. pflanzwas sagt:

      Das freut mich zu hören! Wie groß sind denn die „großen“ Löcher? Manchmal dauerts ein Weilchen, bis sich der passende Gast findet. Oder eben auch nicht. Immerhin hast du noch mehr Gäste. Schön :-) LG Almuth

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      1. Guten Morgen, die unbesiedelten Löcher haben einen Durchmesser von 1/2 bis 1 Zentimeter. Allerdings sind die Bohrlöcher innen ausgefranst, einmal las ich, dass die Bienen die Löcher deshalb meiden, weil Ihre Flügel dadurch verletzt werden. Der Block hängt schon 16 Jahre , also hätten die Tiere sich schon an ihn gewöhnen können. Futterpflanzen gibt es viele. Liebe Grüße!

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        1. pflanzwas sagt:

          Für solch eine Lochgröße wüßte ich keinen Bewohner. Vielleicht hat mal ein Insekt drin übernachtet :-) Die Löcher, die innen ausgefranst sind, würde ich zustopfen. Die Mauerbienen meiden die meines Wissens nicht oder hast du anderes festgestellt? Sie nutzen sie ggf. trotzdem und verletzen sich dann die Flügel. Deshalb würde ich die lieber unbrauchbar machen. Über das gute Futterangebot freuen sich die Summser bestimmt :-) LG

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          1. Na dann hab ich es eh richtig gemacht. Die großen Löcher werde ich verstopfen. Einen lieben Gruß

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  9. hanneweb sagt:

    Wieder ganz toller und interessanter Beitrag! Bei uns ist nach wechselhaftem Wetter Dauerregen, was leider keine Biene aus Ihrer Röhre meiner Insektenhotels lockt.
    Liebe Grüße von Hanne

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    1. pflanzwas sagt:

      Heute hier auch. Gestern und vorgestern war ein bißchen Sonne. Da flogen sie gleich umher. Heute nix. Dafür auch noch Wind. Frühling sieht anders aus…LG Almuth

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  10. kowkla123 sagt:

    Bienen sind so wichtig, hoffe, der Start in die Woche hat gut geklappt, Klaus

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  11. Das ist ein sehr interessanter Post. An die Parasiten habe ich überhaupt nicht gedacht. Wir haben auch ein Insektenhotel, das ich aus einem Eichenstamm gebastelt habe. In diesen habe ich mit recht großem Abstand Löcher gebohrt, und wir haben sehr viel Totholz im Garten. Manche Bäume sind leider aufgrund der Dürre in unserm Garten kaputt gegangen, da hat mein gießen auch nicht mehr geholfen. Diese Bäume haben wir aber nicht ganz fällen lassen, sondern die Stämme bis zu einer Höhe von zwei bis drei Metern stehen gelassen.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

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    1. pflanzwas sagt:

      Das finde ich toll, daß ihr die Stämme stehenlaßt! Bei einer anderen Bloggerin steht ein Eichenstamm im Garten und der entwickelt sich ganz schön lebendig weiter, einschließlich Austernseitlingen. Das lockt dann bestimmt noch mehr Insekten an, die für euren Garten sicher von Nutzen sein werden :-) Und ja, die Parasiten kommen auch, aber die bestäuben ja auch.
      Liebe Grüße Almuth

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