Der Spechttintling

Nicht zu verwechseln mit dem Schopftintling!

Selbiges ist mir passiert (zum Glück gucke ich nur und esse die Pilze nicht)! Ich wußte, daß der Schopftintling ein heller Pilz ist, der zum Ende seiner Reifezeit hin seine „Tinte“ heruntertropfen läßt. So sieht es wenigstens aus. Erst zu Hause bemerkte ich auf einer Pilzseite, daß ich wohl den Spechttintling Coprinopsis picacea gesehen hatte und nicht den Schopftintling. Bei genauerem Hinsehen kann man die Pilze gar nicht verwechseln, aber ich war so auf dieses schwarze, tropfende Zeugs fokussiert, daß ich den Rest einfach ausgeblendet habe. So einfach kann man Pilze durcheinanderbringen.

Wie ich gerade gelesen habe, ist der Spechttintling ein Kalkzeiger und kommt bei uns eher selten vor. Ich habe ihn im Stadtwald, in der Eilenriede gesehen. Dort gibt es einen Bereich mit Naturwald, der nicht forstwirtschaftlich genutzt wird. Dieser Bereich ist kalkhaltiger als andere Teile. Hier findet man im Frühjahr auch viel Lerchensporn. Später fand ich den Pilz nicht nur an einer, sondern an vielen Stellen. Es war wohl genau die richtige Zeit für ihn.

Das lustige war, daß ich diese großen Exemplare erst übersehen hatte, dabei sind sie riesig. Etwa 30 cm, knapp kniehoch, waren manche. Als ich anhielt, um sie mir genauer anzusehen, entdeckte ich plötzlich viele der anderen Pilzarten, die gerade aus dem Boden sprießen. Die Spechttintlinge haben mir also den Weg gewiesen. Auch hier war ich einmal bei dunklerem Himmel und einmal bei Sonne unterwegs. Innerhalb eines Tages waren manche Pilze entweder komplett geöffnet oder bereits am Vergehen. Was für ein Tempo!

Der Spechttintling ist übrigens nicht genießbar!

Das „Zerfließen“ tritt auf, wenn die Sporen des Fruchtkörpers reif sind. Der Spechttintling lebt saprobiontisch, d.h. er besiedelt tote organische Materialien. Beispielsweise Totholz, Mulm oder die Streuschicht im Wald. Die Pilze ziehen die verbliebenen Nährstoffe heraus, zerlegen das Material und führen es dem natürlichen Kreislauf zu. Wie auf dieser Pilzseite zu lesen ist, können sie dabei weitere Fäulnisarten, z.B. Braunfäule oder Weißfäule, erzeugen, die weiter zur Zersetzung beitragen. Ein Pilz arbeitet also dem nächsten zu. Interessant, wie die Zersetzung Schritt für Schritt von statten geht und alles immer weiter aufgespalten wird.

Wer Schopftintlinge sehen will, kann hier bei Puzzle gucken.

35 Kommentare Gib deinen ab

  1. tontoeppe sagt:

    Das ist witzig… eben dachte ich kurz, mein eigenes Foto hier zu sehen. Gerade heute habe ich am Selliner Hochufer-Wanderweg im Buchenwald ein ähnliches Foto eines solchen Pilzes gemacht. Verrückt, verrückt! Liebe Grüße.

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    1. pflanzwas sagt:

      Das ist doch wieder typisch Bloggiversum! Mir ist das auch schon oft so gegangen. Echt witzig! Interessant finde ich, daß dieser vermeintlich seltene Pilz jetzt häufig gesichtet wird :-) Vielleicht mal ein gutes Zeichen! LG, Almuth

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  2. Schöne Photos!
    Es ist seltsam, wie manche Dinge – in diesem Falle Pilze – einem unversehens ins Leben treten, nicht wahr? Ich sammle seit vielen Jahren Pilze und liebe die Schopftintlinge (neben vielen anderen). Den Spechttintling hingegen habe ich dieses Jahr zum ersten Mal bewusst gesehen. Und jetzt taucht er auf Deinem Blog auf.
    Aber gut zu wissen, dass es anscheinend doch noch Pilze gibt. Ich hatte die Saison für dieses Jahr schon fast für beendet erklärt.

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    1. pflanzwas sagt:

      Ich weiß gerade nicht, in welcher Region du lebst? Wir hatten nach dem Dürresommer so viel Regen im September und Oktober, so daß die Pilze überall wie verrückt „gesprossen“, äh, gewachsen sind ;-) Schön finde ich, daß dieser tolle Pilz doch häufiger vorkommt, als beschrieben. LG, Almuth

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      1. Ich hause mittlerweile in Südhessen. Hier war es genauso – seit schätzungsweise zwei Monaten gießt es endlich. Und wir haben reichlich Steinpilze gefunden (und wünschen uns doch, wir wären noch öfter suchen gegangen). Aber jetzt scheint es vorbei zu sein.
        Andererseits kommen ja noch die Austerseitlinge und die Samtfußrüblinge. Letztlich lohnt es sich immer, in den Wald zu gehen.
        Liebe Grüße, Konrad

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        1. pflanzwas sagt:

          Samtfußrüblinge – jetzt fühle ich mich schon wieder wie ein Hobbit im Auenland ;-) Die sehen sehr hübsch aus. Toll, daß du so oft in die Pilze gehst! Als Kind habe ich das mit Mutter und Großmutter gemacht, aber ich habe das Wissen nicht mehr mitbekommen. Aber wie du schon sagst, ob sammeln oder gucken, schön sind sie immer und alles andere auch :-) Ja, manche Pilze sind schon wieder weg, ein paar stehen noch. Man muß den richtigen Zeitpunkt erwischen. Dann noch Guten Appetit! LG, Almuth

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  3. Ein Pilz kommt selten allein, – das ist sxhon merkwürdig und auffallend. Zuerst den größten übersehen, dann auf einmal sooo viele, „wie aus dem Boden geschossen“, nicht „gewachsen“ wie andere Pflanzen. „Gesprossen“ hört sich auch richtig an. Und diese Gleichzeitigkeit im Finden und Entdecken… ist ja auch seltsam. Was sind das für Wesen , diese Pilzlinge, bzw. welche Wichtelmänner treiben sie so plötzlich aus dem Boden?! Es ist wohl,wie ein Riesengeflecht , nicht nur im Boden, sondern gleichsam auch in der Atmosphäre, wenn die Zeit für eine Art gerade „reif“ ist?! Mit Fäule und Zersetzung hat das zu tun, was einerseits nixhts Schönes , andererseits aber etwas Notwendiges ist. Und dann tun diese Wesen gleich „ganze Arbeit“, tragen aber andererseits auch zu Spaß und Vergnügen bei, so daß man schon von „Zauberei“ sprechen möchte. Natürlich geschiet alles im natürlichen Rahmen, in den
    Naturgesetzen. Und das zu erleben, wie hingeführt con den unsichtbaren Wesen, ist einfach nur F R E U D E !! 🍄🍄🍄🍄🌱🌱🍃🍃🍁🍁🍀🍀☁⛅🌿🌲

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  4. Ule Rolff sagt:

    Sehr spannend finde ich Pilze generell, aber deine Spechttintlinge gefallen mir besonders gut. Und wie ich sehe, hast du vor ihnen auch wieder auf den Knien gelegen 🙂.

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    1. pflanzwas sagt:

      Fast ;-) Man kann die Kamera ja tief halten. Bei den ganz kleinen Pilzen ist mir das leider nicht mehr gelungen. Da hätte ich die Kamera schon ins nasse Laub setzen müssen…

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      1. Ule Rolff sagt:

        Das mag sie vielleicht nicht so … hast du etwa nicht immer eine Plastiktüte für solche Fälle in der Jackentasche ☺?

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        1. pflanzwas sagt:

          Nö, du? Bestimmt oder :-) Ich ahnte nicht, daß ich so tiefstapeln muß, hihi.

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          1. Ule Rolff sagt:

            nö, sowas habe ich wohl in meinem Fotorucksack. Aber der steht dann meist gerade zuhause im Schrank, wenn ich das Zeug brauche.

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            1. pflanzwas sagt:

              Haha, und ich dachte jetzt nach deiner Bemerkung, daß du auf alles vorbereitet wärst :-)

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            2. Ule Rolff sagt:

              ja, so theoretisch- gedanklich schon, aber Gedanken sind leichter als ein Fotorucksack

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            3. pflanzwas sagt:

              *grins* So, ich glaube, ich muß mich langsam verabschieden. Ich werde müde. Noch einen schönen Abend und einen guten Wochenstart :-)

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  5. Fotohabitate sagt:

    Die Spechttintlinge stehen in der Eilenriede auch in der Nähe vom Steuerndieb und an einigen Stellen vom Trimmdichpfad herum. Die sind total schön!

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    1. pflanzwas sagt:

      Ich fand sie auf der anderen Seite im Naturwaldteil. Da stehen sie überall entlang der Wege. Gabs die schon öfter? Ich glaube, ich bin sonst selten zur Pilzzeit im Wald gewesen.

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      1. Fotohabitate sagt:

        Ja, ich habe sie schon öfter gesehen. Sie sind toll!

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        1. pflanzwas sagt:

          Ja, ich finde sie auch besonders hübsch!

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  6. Die sehen phantastisch aus! Und wenn sie bis zu 30 cm hoch werden (das ist ca eine Längsseite A4) müssen sie ja noch einmal eine irre Wirkung haben.
    Leider fühle ich mich dieser Tage nicht so gut, aber ich scharre mit den Kufen, dass es mir noch im Herbst wieder so gut geht (und ich gleichzeitig die Zeit finden, haha:-) ) für einen Ausflug in den Wald. So viele Anregungen, worauf ich beim nächsten Spaziergang achten möchte :-) Schon allein deswegen ganz herzlichen Dank :-) :-) :-)

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    1. pflanzwas sagt:

      Sie sind beeindruckend, besonders im Vergleich zu den vielen kleinen Sorten. Schön, daß ich für Anregungen gesorgt habe. Die Geweihkeulen scheinen erst richtig loszulegen, andere Pilze sind schon wieder weg. Irgendwas gibt es immer zu finden und wenn es bei dir nicht mehr in diesem Herbst klappen sollte, dann im nächsten. Alles Gute für dich! LG, Almuth

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      1. Lieben Dank. Ich bin auf dem Heimweg von einem Fotospaziegang im Tiergarten, immerhin so weit schaffe ich es schon wieder, es geht also aufwärts 😀
        Liebe Grüße
        Ines

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        1. pflanzwas sagt:

          Wie schön, das freut mich für dich! LG, Almuth

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  7. So ein hübscher! Den habe ich noch nie gesehen. Das schrint ja auch ein Waldbewohner zu sein, nicht wie der Schopftintling ein Wiesenbewohner.

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    1. pflanzwas sagt:

      Angeblich ist er seltener und liebt Kalk, aber nach den Kommentaren kommt er doch recht häufig vor. – Danke für das ausschlaggebende Argument :-) Waldbewohner. Eigentlich naheliegend und trotzdem hätte ich es dem Moment nicht gepeilt ;-)

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  8. naturfund.de sagt:

    Danke für diesen erhellenden Beitrag, der mir aufgezeigt hat, dass ich mich wohl mindestens einmal vertan habe ;-) und dann nach weiterer Recherche zu Spechttintling endlich einen vor geraumer Zeit fotografierten Pilz richtig zuordnen konnte. Hach, dein Bericht kam somit zur rechten Zeit. Das Zerfließen und die Tinte beeindrucken mich ja nachhaltig und das von dir beschrieben Tempo finde ich oftmals geradezu bedauerlich, denn gerade entdeckte Tintlinge sind 2 Tage später oft schon gar nicht mehr da.

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    1. pflanzwas sagt:

      Ich war gestern auch wieder im Wald und hatte das Gefühl, daß viele der kleineren Pilze nun weg sind. Andere stehen noch in voller „Blüte“, haha. Es geht wirklich rasant. – Diesen Tinteneffekt finde ich auch faszinierend. Eine andere Bloggerin hat mich noch mal drauf aufmerksam gemacht, daß der Schopftintling ein Wiesenbewohner ist. Den dürfte es im Wald gar nicht geben. Manchmal könnte Bestimmung „so einfach“ sein, wenn man alles auf dem Schirm hat ;-) Aber weiß man, ob die Natur sich immer dran hält, hihi..

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      1. naturfund.de sagt:

        Ach, das mit dem Wiesenbewohner ist ja gut zu wissen. Das bedeutet ja, alle die ich im Wald sehe, sind keine Schopftintlinge. Aber manchmal ist das gar nicht so einfach, wenn man z.B. ein kleines Waldstück hat, welches dann wieder in einen Weg mit Grünstreifen links und rechts übergeht :-) Das animiert mich, da in den nächsten Tagen drauf zu achten. Ich war übrigens auch gerade eben ausgiebig im Wald am Kupfermühlenteich hier bei uns, auf der Suche nach Pilzen und bin auf was spannendes Lilafarbenes gestoßen :-) Eigentlich wollte ich so gern nochmal Pilze auf Blatt oder sogar auf Nadeln …

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        1. pflanzwas sagt:

          Hach ja, das wäre schön gewesen. Ich hatte kürzlich auch einen Minipilz auf einem Zapfen, aber das ist nix geworden. Auf einer Nadel, daß wäre der Hammer :-) Ich bin mir fast sicher, daß du noch fündig wirst! – Als ich lila bei dir las, ging mir kurz mein heutiger Beitrag durch den Kopf. Da ahnte ich schon, daß es das gleiche sein könnte :-) – Und ja, ob die Abgrenzung zwischen Wald und Wiese immer so glatt verläuft, weiß man nicht. Aber auf Holz wird man den Wiesenbewohner wohl nicht finden. Naja, wir sind ja noch Pilzlernende :-)

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          1. naturfund.de sagt:

            Pilzlernende, finde ich gut :-)

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  9. puzzleblume sagt:

    Der sieht extrem cool aus. Habe ich noch nie gesehen.

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    1. pflanzwas sagt:

      Hier sprießen sie gerade nur so. – Dein neuer Gravatar sieht schön aus. Erinnert mich an Kaleidoskope, die man drehen kann und die immer neue Muster bilden :-)

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      1. puzzleblume sagt:

        Das kann ich mir vorstellen, nach deinen vielen schönen Wald- und Pilzbildern.
        Danke: an etwas Kaleidoskopiges dachte ich auch. :-)

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  10. bluebrightly sagt:

    Lime, larkspurs, special mushrooms – wow, you have developed such a good understanding of your environment. The photo is really fun – what an attractive mushroom! It makes sense that decomposition happens in steps but I don’t know any of the details and I just don’t have the patience these days to stay with the reading long enough to understand. I hope kids are being taught about all of this is school, so they have a foundation of how the world they live in really works.

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    1. pflanzwas sagt:

      The way of decomposition is really variegated. I would say I don’t know much of it either, but I find it very interesting. Mushrooms make way for more mushrooms to come to decompose even more until nothing but good humus is left. What kind of multiple process is necessary, how many living forms take part in it!! Incredible :-)

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