Geteiltes Leid?

..ist halbes Leid!

Wenn es denn überhaupt Leid gibt. Ich kam vorhin vom Bäcker und auf dem Weg zurück sah ich ein winziges Vögelchen aufgeregt herumhüpfen. Zunächst freute ich mich, denn es war ein Zaunkönig Troglodytes troglodytes und ich hoffte, ihn mal fotografieren zu können. Erst als ich näher kam, wußte ich, warum er so wild rumhüpfte und seine Warnlaute abgab.

Unter den Wurzeln eines umgestürzten Baumes vom Herbst hatte er offensichtlich sein Nest gebaut und eine kleine schwarze Katze interessierte sich brennend dafür, um nicht zu sagen, sie war bereits mit ihrer Pfote am Nest. Auf mein wildes Sch-sch guckte sie nur müde und ich hatte Mühe, sie zu vertreiben.

Rechts der Zaunkönig, links die Katze beim Nest…

Sie wollte immer wieder hin, ich immer wieder hinterher. Ich versuchte ein paar Stöcker vor dem Nestbau anzubringen, aber mit einem Brot unterm Arm war das leichter gesagt, als getan. Dann wieder Ablenkungsmanöver mit der Katze. Aber wenn ein Nest so leicht zu erreichen ist, ist jegliche Ablenkung uninteressant.

Eigentlich geschickt eingebaut das winzige Nest des winzigen Zaunkönigs. Aber einfach zu gut erreichbar für Katzen und andere Freßfeinde…seufz.

Ein winziges Nest vom kleinen Zaunkönig

Ich bin dann nach Hause gedüst, um mein Brot loszuwerden, noch mal zurück, nur um die Katze bereits unter den Wurzeln vorzufinden. Das ganze noch mal von vorn. Ich habe noch mehr Äste aufgeschichtet, aber ob sie das wirklich abhält? Vermutlich nicht.

Es kam noch eine Frau mit einem großen Hund vorbei und ich hoffte schon inbrünstig, daß die kleine Katze die Fliege machen würde. Die hockte zwischen der Knoblauchsrauke und guckte nur, während der Hund nach anderen Spuren schnüffelte. Irgendwann sah ich die Katze von dannen ziehen und so zog auch ich meiner Wege. Kann ja nicht den ganzen Tag Wache halten. Große Hoffnung, daß das Nest mit den Vögelchen überlebt, habe ich nicht. Als ich noch mal reinsah, konnte ich nichts erkennen. Vielleicht hatte die Katze sie auch schon rausgeholt…

Ich mag Katzen, aber in solchen Momenten würde ich sie gerne an die Leine legen. Auch ein Glöckchen hätte da nichts genützt. Im Prinzip wäre es vielleicht nicht mal ein Problem, aber heutzutage gibt es so viele Katzen, auch verwilderte, und was die an Vogelnestern plündern, geht inzwischen an die Substanz, zumal auch die Vögel weniger werden. Viele Menschen wollen ihre Katzen nicht kastrieren lassen und tragen damit zur Ausbreitung bei. Dazu noch der Waschbär, der an jedes Nest kommt, Insektenschwund. Alles nicht so toll.

Und vermutlich schade ums Zaunkönignest. Die Boden- und Heckenbrüter haben es nicht leicht…..

So, und ich mußte mal eben mein „Leid“ teilen.

21 Kommentare Gib deinen ab

  1. tontoeppe sagt:

    Ich stimme Dir ausnahmslos zu, auch wenn ich selbst zwei anderthalbjährige (kastrierte) freigängige Tierheimkatzen habe.
    Meine zwei Amselbruten haben im letzten Jahr sowohl die Elstern geholt als auch der Starkregen aus dem Nest gespült. Das sind natürlich aber auch keine Bodenbrüter…mir werden aktuell mehr Mäuse als Vögel gebracht. Liebe Grüße, Birgit

    Gefällt 1 Person

    1. pflanzwas sagt:

      Ach ja, schade mit den Nestern! Ob nun Mäuse oder Vögel, die einen sind ja zum Fressen für die anderen da….aber wenn man daneben steht und nichts tun kann, ist das doof. Zumal der Zaunkönig so niedlich ist. Das ist auch noch ein ungleicher Kampf. Er hopste um die Katze rum, aber so ein winziger Vogel interessiert die erst recht nicht! Grumpf. Hoffentlich hat er nächstes Mal mehr Glück, aber wenn Vögel so niedrig brüten, wäre es fast verwunderlich, wenn die Katzen nicht dran kommen.

      Gefällt 1 Person

  2. Karin sagt:

    Liebe Almuth, manchmal hat die Natur das schlecht eingerichtet: ich habe zwei Meisenkästen mit inzwischen schon krakeelenden Jungen, Den vor dem Küchenfenster habe ich versperrt, der andere ist zugänglich, zwar unerreichbar für Capucchio, aber die Eltern spektakeln natürlich, wenn er drunter sitzt. Auf der Westseite sind Rotschwänzchen in den Rollokasten eingezogen und spektakeln, wenn er dort spazierengeht. Irgendwie tut er mir auch leid, aber bisher ist er verständnisvoll, wenn ich ihn wegräume. Er darf jetzt natürlich nur mit mir raus oder erst wenn es dunkel ist. Zum Gl0ck ist der Zaunkönigwinzling, der sich hier auch herumtreibt, noch nicht auf die Idee gekommen, sein Nest zu bauen und die Amseln auch nicht, denn sie könnte ich dann nicht beschützen.
    Zum Insektensterben: meine Kletterhortensie blüht in voller Pracht und wimmelte in den letzten Jahren vor Bienen und Hummeln. Dieses Jahr kann ich sie zählen, es ist erschreckend. Dir einen lieben Gruss und der Zaunkönigwinzling hat oft auch Scheinnester, vielleicht ist er dort in Sicherheit.Lieber Gruss vom Dach, Karin

    Gefällt 3 Personen

    1. pflanzwas sagt:

      Liebe Karin, vielen Dank für deine Anteilnahme. Bei dir ist ja was los! Das hört sich toll an mit den vielen Nestern und auch noch ein Rotschwanz, wow. Ein Vogel(-Katzen-)Paradies :-) Zum Glück kannst du auf die Nester und deine Katze ein Auge haben! Es ist ja kaum noch aufzuhalten und natürlich gabs und gibts immer Katzen oder andere Tiere die jagen. Bei den Katzen ist es manchmal nur so gemein, weil sie dabei einem gewissen Spieltrieb folgen und nicht wirklich Hunger haben. Dabei hat die Natur sich dann auch wieder was gedacht, seufz….

      Nee, ein Scheinnest war das nicht. Anfangs sah ich noch was rosiges, hautfarbenes schimmern, später dann nicht mehr. ??? – Das hört sich ja krass an mit der Hortensie und den Bienen. Hoffentlich nur eine vorübergehende Erscheinung. Wenn das jetzt flächendeckend so ist, dann gute Nacht! Ich schrieb hier irgendwo, daß ich am WE im Stadtpark war. Jede Menge blühender Pflanzen, kaum Bienen, ein paar Hummeln. Alles in allem sehr wenig. Auch für die Stadt erstaunlich erschreckend. Hier bei mir ist mehr los, jedenfalls an Hummeln.

      Gefällt 2 Personen

  3. wildermeter sagt:

    Welch Drama! Da muss man als Zaunkönigin-Mutter zusehen, wie die Kinder gefressen werden. Ich hatte früher selbst Katzen, auf dem Land bei meiner Mutter, inzwischen habe ich eine sehr kritische Einstellung zu Hauskatzen wegen ihres Appetits auf Singvögel. Das war mir früher nicht so bewusst. Außerdem gab es da auch noch mehr Vögel. Wir hatten eine recht wilde Siamkatze, die hat außer Mäusen auch Vögel, Schlangen und Eidechsen gefangen. Auch nicht gerade verträglich mit Naturschutz.

    Gefällt 1 Person

    1. pflanzwas sagt:

      Ich hoffe ja nicht, aber wenn die Katze erst mal Blut geleckt hat… Wenn sie sich nicht so dramatisch vermehrt hätten und zudem noch so viele in der freien Wildbahn unterwegs wären, wäre es vermutlich kein Thema. Aber so…Dann hattest du eine sehr mutige und robuste Katze, wenn die sogar auf Schlangen und Eidechsen los ist! Ich staune!

      Like

  4. Das können aber nicht nur Katzen. Ich habe schon mal ein Eichhörnchen gesehen wie er wohl ans Nest einer Elster wollte, die krakelte so lautstark und verscheuchte ihn echt agressiv.
    Bei mir haben sich schon die Vögel an dem Insektenhotel bedient und ein paar Röhrchen geplündert.
    Ist alles traurig, aber so ist die Natur. Fressen und gefressen werden.

    Gefällt 1 Person

    1. pflanzwas sagt:

      Ja ich weiß, Eichhörnchen räubern auch. Klar, so ist die Natur. Das der Planet allerdings von Menschen und Katzen überfrachtet ist, könnte am Menschen liegen ;-) Und jetzt die Frage: ist das noch Natur ? Haha!!

      Gefällt 2 Personen

      1. Ich würde sagen ja. Solange wir nicht Robotermässig ausgestattet sind, gehören wir zur Natur. Eindeutig in Schieflage – aber Natur.

        Gefällt 1 Person

        1. pflanzwas sagt:

          Es war etwas ungeschickt formuliert. Wenn es in der Natur Überpopulationen gibt, regelt sich das meist von selbst. Wildkaninchen bekommen dann Streß und werden anfällig für Krankheiten, Raupeninvasionen werden durch Wetter oder andere Tiere wieder reguliert, aber Mensch und Katze gibts keine Regulation und bei Waschbär und co auch nicht. Es könnte halt irgendwann eng werden auf diesem Planeten. Aber wer weiß, was kommt…

          Gefällt 1 Person

          1. Das weiß man, zum Glück, nicht.

            Gefällt 1 Person

  5. Silbia sagt:

    Traurig! Ich mag die Haustierhaltung nicht. Immer wieder werden auch Tiere ausgesetzt, sogar Fische und Schildkröten sind hier in den Seen, die es gar nicht geben dürfte. Sie bringen teilweise ein ziemlich ungesundes Ungleichgewicht mit sich. Wir können immer nur kleine gegengewichte setzen. Du tust das in hohem Maße mit deinen Aktionen auf dem Balkon!!
    Gestern hat sich ein Kohlmeisenkind unseren Nistkasten von innen und außen angesehen, vielleicht wird es ja zum Herbst/Winter was… :-)

    Liebe Grüße,
    Silbia

    Gefällt 1 Person

    1. pflanzwas sagt:

      Das ist in der Tat blöd, wenn sich die Menschen nicht ausreichend informieren und dann zu guter Letzt die Tiere aussetzen, die nicht in unsere Landschaft gehören. Da ärgere ich mich auch immer wieder. Total kurzsichtig! – Hihi, vielleicht sucht das Kohlmeisenkind schon mal ne neue Behausung, nachdem es das Nest verlassen mußte :-) Ja, wäre doch schön, wenn noch jemand dort einzieht! ich drück die Daumen :-) LG, Almuth

      Like

  6. frauholle52 sagt:

    Ach je…….ich nehme etwas Teilleid an! Und schicke liebe Grüße und es ist so heiß heute…..

    Gefällt 1 Person

    1. pflanzwas sagt:

      Dankeschön fürs Teilen und ja, es ist schon fast wieder, öh, ich will nicht meckern, anstrengend ;-) Vor allen Dingen sehnen wir uns nach Regen. Erst der zu nasse Herbst, jetzt das zu trockene Früjahr…ich bin für nachts Regen und tagsüber Sonnenschein :-)

      Gefällt 1 Person

      1. frauholle52 sagt:

        Ja, das wäre schön. Aber 35 Grad brauchen es auch nicht zu werden! Wir sitzen hier ab mittags bei geschlossenen Fenstern im Halbdunkeln drinnen. Das ist ja nicht der Sinn des Frühlings! Aber draußen halte ich es nicht aus und meine Nachbarn kommen auch erst abends wieder raus. Dann ist es allerdings sehr schön, mit Mond und so!

        Gefällt 1 Person

        1. pflanzwas sagt:

          Ja, so ist es. Und alles verblüht so schnell. Hoffentlich blüht im Sommer überhaupt noch was! Hier drinnen ists auch kaum auszuhalten. Gelegenheit, den Keller mal wieder aufzuräumen ;-) Ach ja, wir haben ja noch Frühling, haha!

          Like

  7. bluebrightly sagt:

    Sharp eyes! I love wrens! We have three near here – one that lives high in the trees, one that lives in marshes and wetlands, and one that likes yards, houses, gardens etc. They all have great songs, and I bet yours does too.

    Gefällt 1 Person

    1. pflanzwas sagt:

      Three kinds of wrens. How beautiful! Oh yes, they sing very nice and very loud! One time a wren sang his song on my balcony! It was so touching, I had tears in my eyes.

      Like

      1. bluebrightly sagt:

        You made me smile. It was a gift, wasn’t it?

        Gefällt 1 Person

        1. pflanzwas sagt:

          Yes, absolutely!!!

          Like

Kommentar verfassen: Bitte beachten Sie, dass wordpress.com Ihre Daten beim Kommentieren erhebt.