Oder auf Deutsch: Diebskäfer
Aber der Reihe nach….
Diebskäfer ja, aber welcher? Maybe the six-spotted spider beetle??
So langsam kehrt der Frühling ein. Letzte Woche sah ich den ersen Zitronenfalter, die erste Gallische Wespe, die jedes Jahr irgendwo am oder auf dem Dach über mir ihr Nest baut, ich hörte den Zilpzalp (den ich so gut wie nie sehe), von dem ich gar nicht wußte, daß er ein Zugvogel ist. Es fiel mir erst auf, als ich ihn nach Monaten wieder zu hören bekam mit seinem etwas eintönigen zilp-zalp-zilp-zalp ;-) Gestern flog dann die erste Rostrote oder Rote Mauerbiene auf dem Balkon an mir vorbei. Keine aus meinen Niströhren. Ich vermute, die schlüpfen am Wochenende, wenn es so richtig knackig warm wird.
Bei der Gelegenheit wollte ich die Reste der Mauerbienenbrut aus alten Niströhren vom letzten Frühjahr ausmisten, die vermutlich von Taufliegen parasitiert wurden. Als ich bei einer der Röhren den Stöpsel am Ende entfernte, kamen mir plötzlich kleine Tierchen entgegengekrabbelt. Huaaaa!
Auch wenn ich das bunte Leben hier immer wieder faszinierend finde, stehe ich nicht so auf kleine Tierchen, die mir aus Niströhren entgegenkommen ;-) Da habe ich es lieber, wenn es kleine Wildbienen sind. Nichtsdestotrotz war meine Neugier geweckt und ich wollte wissen, wer sich dort eingemietet hatte!
Alsbald stieß ich auf Diebskäfer (Ptinus), hier zunächst auf den Kräuterdieb, der sich gerne an alten, toten Pflanzenteilen gütlich tut. Bei weiterer Recherche las ich dann, daß der spezielle Ptinus sexpunctatus, der Sechspunkt-Diebskäfer, gerne in Nisthilfen von Mauerbienen auftaucht, speziell der, der Rostroten Mauerbiene (Osmia bicornis). Alles klar :-)?
Bei dem folgenden Foto sieht man links vorne am Käfer so kleine „Fühler“ – den Fachausdruck kenne ich nicht. Irgendwie erinnerte mich das an größere Waldkäfer. Also definitiv ein Käfer, weil ich anfangs an so winzig kleine Blattwanzen denken mußte. Und er hat diese besonders langen Fühler.
Hier sieht man den armen Kerl noch mal von unten.
Alle Bilder können durch anklicken vergrößert angezeigt werden.
Einige der Tierchen sind runtergefallen. Nur eins von ihnen zeigte noch Regungen. Ich weiß nicht, ob sie noch nicht gänzlich fertig entwickelt waren oder ob sie sich erst mal tot stellen oder auf wärmeres Wetter warten? Hier bei Wikipedia könnt ihr noch mal eine komplette Abbildung sehen bzw. mehr zu ihrer Lebensweise lesen.
Der Ptinus sexpunctatus nistet gerne in verlassenen Bienennestern, wo er sich von pflanzlichen und tierischen Resten (Kot, tote Insekten – ob lebende ist wohl nicht abschließend geklärt), sowie von Vorräten ernährt. Vermutlich zieht er erst in die Röhren der Mauerbienen ein, wenn diese verlassen sind. Ansonsten lebt die Art im Holz von morschen Bäumen und unter Rinden, man kann sie aber auch in alten Vogelnestern finden.
Diese Art ist auf der Roten Liste zudem als gefährdet eingestuft.
Was es nicht alles gibt. Wieder was dazugelernt :-)
PS: bei meiner Recherche fand ich ein paar sich widersprechende Angaben, u.a., daß es für diesen Käfer keinen deutschen Namen gibt, aber es kursiert der Ausdruck Sechspunkt-Diebskäfer, was ja die entsprechende Übersetzung wäre. Auch in welchen Mauerbienennestern sie vorkommt, wird unterschiedlich beurteilt (Osmia bicornis, Osmia cornuta), genauso wie die Frage, ob sie in leeren Röhren nistet oder in belegten, ob sie die Bienen schädigt oder nicht….immerhin wissen wir jetzt, wer das „Ding“ ist ;-) So!
nützlich, aber nicht schön, heute ist vielleicht Aprilwetter, Klaus
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Solche seltsamen Fühler habe ich noch nicht gesehen. Gefährdet sind sie? Dann kann man ihnen nicht verdenken, wenn sie auf deinem Balkon ihr Glück versuchen.
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Hihi, danke! Jetzt stelle ich eben fest, was ich für Fühler hielt, sind nur die abgenickten Beine. Sehe ich aber jetzt erst..
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Ah, das erklärt irgendwie, was man sich sonst komplizierter vorstellen müsste. Aber man hört ja so viel von tierischem Spezialistentum.
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Auch wieder wahr :-)
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Ein sehr interessanter Beitrag, von einem Käfer den ich auch noch nie gesehen habe. Was mir mal wieder sagt ,Wildnis beginnt gleich hinter unserer Haustür oder auch bei der Balkontür.
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So ist es. Zumal die Wildnis inzwischen in der Stadt angekommen ist (und aus der Wildnis fast schon ausgezogen ist ;-)
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spannend geschrieben, der Beitrag macht neugierig …
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Das ist schön. Es gibt überall interessantes zu finden :-)
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Bei den widersprechenden Angaben stellen wir mal wieder fest, wie wenig der Mensch von der Natur weiß und das es noch viel zu lernen gibt.
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Wenn man sich vorstellt, wer kleine und kleinste Käfer erforscht….es gibt immer noch viel zu tun, das ist wahr :-)
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Klasse Aufnahmen liebe Almuth, auch wenn Makrobilder bei Insekten oft gruselig sind :-)
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Jaaa, alles möchte man nicht en detail sehen ;-)
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Ein interessanter Beitrag, liebe Almuth! Ich glaube jetzt, ich hab noch nie solche Käfer gesehen so live. Aber ich habe gelesen, dass eine grosse Mehrzahl Insekten (und auch Käfer!) wissenschaftlich überhaupt nicht dokumentiert ist, es kann also durchaus sein, dass „man“ auch mal einem bislang noch unbekannten Wesen begegnet. Das Tragische daran ist, dass sich das Aussterben vieler solcher Gattungen dann unmerklich vollziehen kann, schliesslich kannte sie ja keiner beim Namen. Aber Deine Balkonbewohner haben ja einen Namen und sie scheinen sich ja auch nützlich zu machen, in dem sie Balkonopfer entsorgen, so schliesst sich der Kreislauf wieder. Mit lieben Grüssen vom stürmischen Zürichsee, Arletta
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Ob uns hier noch unbekannte Wesen begegnen? Wer weiß. Wenn, dann ganz bestimmt auf unseren Balkonen, hihi! – Ja, das ist in der Tat tragisch – jedenfalls für uns. Die Natur regelt das wieder selbst, sofern man sie läßt. Und wenn man sie nicht läßt, wirds umso tragischer für uns. Dann wirds u.U. zappenduster! In den letzten 20 Jahren haben wir mit unserer Art zu handeln so viel ausgemerzt, dezimiert und platt gemacht. Unglaublich, was für ein unmögliches Wesen der Mensch sein kann….Hoffe, der Sturm hat nachgelassen?! Mit sonnigen Grüßen vom Balkon, Almuth
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Sehr interessant! Ein neuer Augenöffner-Beitrag von dir: ich werde in Zukunft alle kleinen Käfer daraufhin befragen, ob sie vielleicht gefährdet sind, und nicht mehr pauschal ignorieren (sofern sie in zumutbarerer Anzahl auftreten).
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Das hast du schön ausgedrückt :-) Die Käfer werden es dir danken :-)
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Kennst Du „Kerbtier.de“? Dort werden Käfer von Experten kostenlos bestimmt (wenn vom Foto möglich). Ein Freund von mir ist Käfer- (Foto-) Sammler und nutzt den Service oft. Und wenn ich mich recht entsinne, werden die Fundorte dokumentiert, so dass ein aktuelles Verbreitungsbild entsteht. Also immer Fundort und Zeit angeben.
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Nein, noch nicht. Ich werde mal nachsehen. Vielen Dank!
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Liebe Almuth, ein Rote-Liste-Käfer! Herzlichen Glückwunsch :) Liebe Grüße vom Wilden Meter. Übrigens das Käfer-Forum freut sich über Meldungen: https://www.kerbtier.de/
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Vielen Dank für den Tip! Das werde ich mir mal angucken. Liebe Grüße vom Insektenbalkon
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You made this bug look huge, but I think it’s very small. I have no idea what it might be…maybe a little monster! ;-)
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Oh, you are right! I didn’t think of the size. It is very small. About 3 or 5 mm. The funny thing is it is seldom. I found it in a „pipe“ 7 tube which is for the wild bees. They nest in it. Always little wonders on the balcony :-)
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I like that – always little wonders on the balcony. It could be the title for a book, or a movie. :-)
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Good Idea: Little balcony wonders (sorry, probably a weird translation, haha). Maybe one day ;-)
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